+++Werbung+++
1,8 Millionen Beschäftigte in Deutschland verdienen einer Studie zufolge weniger als den gesetzlichen Mindestlohn. Das entspreche sieben Prozent aller anspruchsberechtigten Arbeitnehmer, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Auswertung der für 2016 vorliegenden Daten durch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Universität Potsdam hervorgeht. Damals galt eine Lohnuntergrenze von 8,50 Euro je Stunde.
Werden auch die nicht unter Mindestlohnregeln fallenden Erwerbstätigen berücksichtigt – etwa Selbstständige, Auszubildende und Beschäftigte in Branchen mit längeren Übergangsfristen – verdienten demnach 4,4 Millionen weniger als diesen Stundenlohn.
„Offensichtlich – und keineswegs unerwartet – wird das Mindestlohngesetz nicht in jedem Betrieb eins zu eins umgesetzt“, erklärte Studienautorin Alexandra Fedorets. „Ergebnisse der Zollkontrollen und zahlreiche Medienberichte weisen auf Umgehungsstrategien durch intransparente oder inoffizielle Arbeitszeitvereinbarungen hin.“ Auffällig sei, dass einige Gruppen besonders betroffen seien. „Das trifft auf Mini-Jobber, Beschäftigte in kleinen Firmen und Ausländer zu“, betonte Co-Autor Marco Caliendo von der Universität Potsdam. „Auch sind Frauen stärker betroffen als Männer und Beschäftigte im Osten stärker als im Westen.“
Die Autoren sehen deshalb politischen Handlungsbedarf. Sie fordern erhebliche Nachbesserungen bei der Dokumentation sowie bei Kontroll- und Sanktionsmechanismen. Derzeit seien Zollkontrollen aus Kapazitätsmangel flächendeckend nicht möglich. Eine striktere Aufzeichnungspflicht der Arbeitszeiten könne die Effizienz der Kontrollen erhöhen.