Politik

China baut Thorium-Reaktoren in der Wüste

China wird zwei Thorium-Reaktoren in der Wüste Gobi bauen. Die Technologie soll auch im militärischen Bereich zum Einsatz kommen.
17.03.2018 22:55
Lesezeit: 2 min

Die Regierung in Peking plant, umgerechnet 3,3 Milliarden US-Dollar auszugeben, um zwei Thorium-Reaktoren (Flüssigsalz-Reaktoren) in der Wüste Gobi zu entwickeln. Thorium-Reaktoren sollen sicherer als Atomkraftwerke sein und weniger Atommüll produzieren. Die South China Morning Post (SCMP) führt in einem Bericht aus: „Die Technologie kann theoretisch mehr Wärme und Strom erzeugen als bestehende Formen von Atomreaktoren, die Uran verwenden, während sie nur ein Tausendstel der radioaktiven Abfälle produzieren. Es hat auch den Vorteil für China, Thorium als Haupt-Brennstoff zu verwenden”. Die USA, Japan, Russland und Frankreich haben ebenfalls ein Interesse an der Technologie.

Die US-Luftwaffe baute in den 1950er Jahren einen 2,5-Megawatt-Thorium-Reaktor als Teil eines Programms zur Entwicklung von nuklear angetriebenen Flugzeugtriebwerken.

Die Reaktoren verwenden geschmolzenes Salz anstelle von Wasser als Kühlmittel, so dass sie Temperaturen von über 800 Grad Celsius erzeugen können - fast dreimal so viel wie die Wärme, die von einem mit Uran betriebenen Atomkraftwerk erzeugt wird. Die überhitzte Luft hatte das Potenzial, Turbinen und Düsentriebwerke anzutreiben und theoretisch einen Bomber mit Überschallgeschwindigkeit tagelang fliegen zu lassen.

Das US-Projekt wurde in den 1970er Jahren gestoppt. Beim Versuch, die Größe und das Gewicht des Reaktors zu verringern, traten Probleme auf, und es gab Bedenken der Öffentlichkeit hinsichtlich der Sicherheit der Technologie, wenn sie in einem Flugzeug genutzt wird.

Ein anderes Problem bestand in der Erosion der Rohre und der Reaktorkammer, die durch das heiße Salz verursacht wurde, das beim Spaltungsprozess verwendet wurde.

Thorium-Einsatz bei Chinas Militär

Yan Long, ein Forscher, der an dem chinesischen Thorium-Projekt am Shanghai Institute of Applied Physics beteiligt ist, meint, dass China möglicherweise ein Thorium-angetriebenes Kriegsschiff oder Flugzeug entwickeln könnte.

Beide geplanten Thorium-Reaktoren in der Wüste Gobi sollen unterirdisch gebaut werden. Die von ihnen erzeugte Wärme wird zwölf Megawatt erreichen. Die Wärme wird zu einer Stromerzeugungsanlage, mehreren Fabriken und einer Entsalzungsanlage am See geleitet, um Elektrizität, Wasserstoff, Industriechemikalien, Trinkwasser und Mineralien zu produzieren, so die SCMP.

China könnte den kommerziellen oder militärischen Gebrauch der Technologie in größerem Maßstab einsetzen und ausweiten, meint Long.

“Wir entwickeln jetzt neue Materialien für Kriegsschiffe. Die Materialien müssen mit relativ geringen Kosten für die Massenproduktion eingesetzt werden. Außerdem müssen sie kompakt und leicht sein, sonst passt der Reaktor nicht in ein Schiff”, so der Wissenschaftler.

Chen Fu, ein Thermo-Physiker am Harbin Institute of Technology, der an der Entwicklung neuer Stromerzeugungs-Systeme für die chinesische Marine beteiligt ist, sagt, dass die von einem Thorium-Reaktor erzeugte Hitze perfekt dazu beitragen könnte, auf einem Kriegsschiff Strom zu erzeugen. „Es sollte in der Lage sein, genug Elektrizität für Antrieb und elektrische Ausrüstung auf einem Flugzeugträger zu erzeugen”, so Fu.

Je höher die Temperatur sei, desto höher sei die Effizienz der Stromerzeugung. Ein mit Thorium betriebener Träger könnte schneller und länger arbeiten als bestehende Träger, die Uran als Brennstoff nutzen.

Doch das Schiff brauche eine ganz andere Struktur, um die neue Energiequelle unterzubringen. Es werde ein „schwieriger und kniffliger Job, denn der Rest des Schiffes muss gestärkt werden, um mit der erhöhten Leistung fertig zu werden”, meint Fu.

Thorium-Reserven

Die weltweiten Thorium-Reserven befinden sich zu 489.000 Tonnen in Australien, zu 400.000 Tonnen in den USA, zu 344.000 Tonnen in der Türkei, zu 319.000 Tonnen in Indien, zu 302.000 Tonnen in Indien, zu 300.000 Tonnen in Kanada, zu 132.000 Tonnen in Norwegen, zu 100.000 Tonnen in Ägypten, zu 75.000 Tonnen in Russland, zu 54.000 Tonnen in Grönland, zu 44.000 Tonnen in Venezuela, zu 18.000 Tonnen in Südafrika und zu 33.000 Tonnen in anderen Ländern, berichtet das Massachusetts Institute of Technology (MIT) in einem Bericht.

Der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet, dass auch China über Thorium-Reserven verfügen soll. Diversen Schätzungen zufolge sollen sich in China sogar die weltweit zweitgrößten Thorium-Reserven befinden. Organisationen wie die United States Geological Survey (USGS), die globale Reserven überwachen, erwähnen die Reserven in China nicht. Reserven definiert die USGS als der „Teil der Reservebasis, die wirtschaftlich gewonnen oder produziert werden könnte”. Sie umfasst lediglich verwertbare Materialien.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps nächstes Vermächtnis: Eine weltweite Spikeflation mit Ansage
24.05.2025

Trumps Handelskriege, Machtspiele und Geldflüsse aus dem Nahen Osten treiben nicht nur die Inflation – sie könnten eine explosive...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ist die Energiewende am Ende? Wie die Pläne von Wirtschaftsministerin Reiche alles ändern könnten
24.05.2025

Neue Prioritäten im Wirtschaftsministerium unter Katherina Reiche – In der Energiepolitik ist ein radikaler Kurswechsel angekündigt:...

DWN
Politik
Politik EU-Milliarden für Digitalisierung: Diese Programme bringen Unternehmen nach vorn
24.05.2025

Europa zahlt – und Unternehmen, die jetzt nicht zugreifen, verspielen ihre digitale Zukunft. Mit 1,3 Milliarden Euro will die EU ihre...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zwang zur Kontoerstellung kostet Online-Shops Kunden - was erfolgreiche Unternehmen besser machen
24.05.2025

Eine Kontoerstellung vor dem Kauf schreckt Kunden ab und führt zu Kaufabbrüchen. Über 50 Prozent der Online-Shops verlieren so Umsatz....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Auto-Offensive scheitert an Deutschland – Misstrauen schlägt Billigpreis
24.05.2025

Trotz Hightech und Kampfpreisen bleiben Chinas Autobauer in Deutschland Ladenhüter. Händler fürchten Pleiten, Kunden trauen den Marken...

DWN
Panorama
Panorama Pandemievertrag: Wie die WHO besser auf Gesundheitskrisen reagieren will
24.05.2025

Der neue Pandemievertrag soll globale Gesundheitskrisen künftig besser eindämmen. Doch wie wirksam ist er wirklich – und was steht noch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Handelschaos ist Europas Chance – wer jetzt schnell handelt, gewinnt
24.05.2025

Während Trump mit Strafzöllen die Welt verunsichert, bietet Europa plötzlich das, was vielen fehlt: Stabilität. Für clevere...

DWN
Politik
Politik Messerangriff in Hamburg: Mehrere Schwerverletzte am Hamburger Hauptbahnhof
23.05.2025

Bei einem Messerangriff im Hamburger Hauptbahnhof werden mehrere Menschen schwer verletzt. Eine Frau wird festgenommen. Befand sie sich in...