Deutschland

Atomkraftwerk Philippsburg drosselt Leistung wegen Hitze

Aufgrund der starken Hitze muss das erste deutsche Atomkraftwerk seine Leistung drosseln.
31.07.2018 13:41
Lesezeit: 1 min

Wegen der Hitzewelle müssen die ersten Atomkraftwerke in Deutschland ihre Leistung herunterfahren. Das Atomkraftwerk Philippsburg in Baden-Württemberg etwa reduzierte seine Leistung von Block zwei um bis zu zehn Prozent, wie der Betreiber EnBW am Dienstag mitteilte. Andere Kraftwerke in Deutschland und Europa könnten folgen.

"Wenn die Wassertemperatur in den Flüssen einen bestimmten Punkt erreicht, dürfen die Kraftwerke kein Kühlwasser mehr entnehmen und müssen dementsprechend den Betrieb reduzieren oder ganz einstellen", sagte Dieter Majer, langjähriger Chef der Abteilung für Atomsicherheit im Bundesumweltministerium, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Im Extremfall könnte die Hitze auch zum Sicherheitsrisiko bei den Atomkraftwerken werden.

Die Kraftwerke entnehmen ihr Kühlwasser in der Regel aus Flüssen. Damit die Wassertemperatur der Gewässer durch die Wiedereinspeisung genutzten Kühlwassers nicht zu sehr steigt, unterliegt die Entnahme strengen Vorgaben. Pauschale Regeln zu maximalen Wassertemperaturen gibt es jedoch nicht: "Die Vorgaben variieren wegen der unterschiedlichen Umweltbedingungen von Kraftwerk zu Kraftwerk", sagte Majer.

Manche Kraftwerke verfügen zudem über zusätzliche Anlagen, um weniger abhängig von der Temperatur des Flusswassers zu sein. "Die belgischen Atomreaktoren Tihange und Doel etwa verfügen über Kühltürme", sagte Majer. Das Atomkraftwerk Emsland in Niedersachsen hat einen eigenen Kühlwassersee. Bislang traten deshalb keine Probleme auf, teilte der Betreiber RWE mit.

Wegen Hitze und Dürre steigen vielerorts in Europa derzeit die Wassertemperaturen stark an, und es könnte nach Einschätzung Majers zu Kraftwerkausfällen kommen. Die Versorgungssicherheit sieht er aber nicht in Gefahr. Allerdings müssten dann zusätzliche Gaskraftwerke ans Netz gehen, um die Spannung aufrechtzuerhalten. "Die Gaskraftwerke sind teurer im Betrieb, und die Stromkosten könnten daher steigen".

Im Extremfall könnte die Hitzewelle Majer zufolge auch zum Sicherheitsproblem bei Atomkraftwerken werden. Denn selbst wenn die Reaktoren abgeschaltet sind, müssen sie weiter gekühlt werden: "Es entsteht weiterhin Wärme im Bereich von ein bis fünf Prozent der Nennleistung des Kraftwerks", sagte Majer. Ohne Kühlung reiche das aus, um eine Kernschmelze zu produzieren.

"Wenn die Temperatur des Kühlgewässers also extrem steigt oder der Pegel dramatisch sinkt, könnte das durchaus zum Problem werden", warnte der Experte. "Davon sind wir in Deutschland und in Europa aber zum Glück noch weit entfernt."

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...