Deutschland

Norddeutsche Städte wollen LNG-Häfen bauen

Mehrere norddeutsche Städte buhlen um den Bau des landesweit ersten LNG-Verladehafens.
07.10.2018 01:04
Lesezeit: 2 min

Der Energiekonzern Uniper steigt in das Rennen um einen ersten Terminal für verflüssigtes Gas (LNG) in Deutschland ein. "Wir sind in Gesprächen mit interessierten Parteien über die Entwicklung eines LNG-Import-Terminals in Wilhelmshaven", sagte Uniper-Vorstandsmitglied Keith Martin in einem am Montag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir wollen das Projekt gemeinsam mit Partnerunternehmen entwickeln. Eine Beteiligung an den Investitionen ist derzeit nicht geplant. Unsere Rolle ist die eines Ankäufers und Weiterverteilers von LNG." Im Rennen sind mehrere Städte: Neben Wilhelmshaven bemühen sich auch Brunsbüttel und Stade als Standort für einen ersten LNG-Terminal hierzulande.

Zu den Gesprächspartnern von Uniper für eine Anlage am Jadebusen gehören Martin zufolge Interessenten aus Katar und den USA. Uniper sei zuversichtlich, im vierten Quartal mehr sagen zu können. Präferenz habe eine schwimmende Anlage, die von Partnerunternehmen gebaut und betrieben werde, erläuterte der 50-jährige Engländer, der auch schon für den Mineralölkonzern Shell und den russischen Gazprom-Konzern tätig war. Die Kosten dafür seien erheblich geringer als bei einer stationären Anlage an Land. Zudem könne die Anlage schneller gebaut werden. Der jährliche Durchsatz könne bei zehn Milliarden Kubikmetern liegen - dies entspricht in etwa einem Zehntel des jährlichen Gasverbrauchs in Deutschland.

Flüssiggas (LNG) kann ohne Pipelines über große Entfernungen transportiert werden. Das Gas wird dabei stark heruntergekühlt und damit im Volumen verkleinert, mit Schiffen transportiert und am Anladepunkt wieder umgewandelt. Insbesondere in Asien ist die Nachfrage groß. Zu den Exporteuren gehört etwa Qatarpetroleum mit seiner Tochter Qatargas. Auch die USA streben wegen des Schiefergas-Booms auf die Weltmärkte. Uniper-Manager Martin zeigte sich überzeugt, dass Gas insgesamt eine große Rolle als Brücke von dem Kohlezeitalter zur Erneuerbaren Energie haben wird.

Wilhelmshaven habe als Standort viele Vorteile, sagte Martin. "Es ist ein Tiefseehafen, der auch die Anlandung großer Schiffe erlaubt. Er bietet einen direkten Anschluss an das Pipelinenetz, zudem sind Gasspeicher in der Nähe und etliche Genehmigungsprozesse sind bereits abgeschlossen." Die Frage, wann das Terminal in Betrieb gehe, habe für seinen Konzern keine Priorität. "Es muss in erster Linie sichergestellt werden, dass alle Projektpartner ihre Ziele erreichen können. Als Lieferanten kommen grundsätzlich alle großen LNG-Exporteure in Frage." Derzeit gebe es in Europa zwar eine Unterauslastung bei den LNG-Terminals. "Dies dürfte sich aber ändern und die Planung für die Zukunft müssen jetzt stattfinden." Wegen der schwindenden Fördermengen in der Nordsee und auch etwa in den Niederlanden müsse Deutschland den Bezug weiter auf eine breite Basis stellen.

Vor wenigen Tagen hatte RWE die Pläne für eine Anlage in Brunsbüttel mit einer Buchungszusage befeuert. Der Konzern schloss mit der Firma German LNG Terminal einen Vertrag, der dem Versorger einen Zugang zu einem erheblichen Anteil an der jährlichen Kapazität des geplanten Terminals garantiere. Das Konsortium aus dem niederländischen Gasnetzbetreiber Gasunie und den Tanklagerunternehmen Oiltanking aus Hamburg sowie Vopak aus Rotterdam will Ende 2019 über die Finanzierung entscheiden und Ende 2022 den Terminal in Betrieb nehmen.

 

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