Politik

Postbank will Filialnetz in der Fläche erhalten

Die Postbank will entgegen dem allgemeinen Trend ihr Filialnetz in der Fläche erhalten. Sie kämpft dabei nicht nur gegen die Widrigkeiten der Geldpolitik der EZB, sondern muss auch die Gewerkschaft ver.di überzeugen.
07.10.2016 01:09
Lesezeit: 2 min

In der Diskussion um einige vorübergehende Filial-Schließungen stellt die Postbank klar, dass sie ihre Filialen in der Fläche erhalten will. Dies sei jedoch effizient notwendig. Die Postbank hat als eine der letzten Banken ein breites Filialnetz in ganz Deutschland. Wie alle anderen Banken kämpft die Postbank jedoch gegen die Beeinträchtigung ihres Geschäfstmodells durch die Geldpolitik der EZB. Investoren forderten erst kürzlich, dass alle europäischen Banken ihre Kosten senken müssten, um überleben zu können. In der Branche zeichnet sich ein europaweiter Konsolidierungsprozess ab. Spekulanten nehmen Banken gezielt unter Beschuss. Zuletzt bekamen dies die Deutsche Bank und die Commerzbank zu spüren.

Die Postbank will sich in diesem Umfeld krisensicher positionieren und dennoch ihre Substanz erhalten.

Der Unternehmenssprecher der Postbank, Joachim Strunk, sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten:

"Die Postbank verfügt bundesweit über ein Netz von über 1.000 Filialen unterschiedlichster Größe. Im Gegensatz zu einigen Wettbewerbern will sie dieses flächendeckende Filialnetz auch effizient erhalten.

Durch den Umbau von Filialen, aber auch krankheits- und urlaubsbedingt kann es zu temporären Schließungen von Filialen kommen, nicht zuletzt aufgrund des 4-Augen-Prinzips, das für den Betrieb einer Postbank Filiale vorgeschrieben ist. Tatsächlich war dies in den vergangenen Wochen über das gesamte Bundesgebiet verteilt immer wieder einmal der Fall. Konkrete Angaben zu Filialen in und um Nürnberg kann ich Ihnen leider nicht machen. Auch können wir aus den o.g. Gründen heute nicht sagen, ob in den kommenden Tagen Filialen im Raum Nürnberg betroffen sein könnten.

Am Donnerstag hatten bundesweit 4 Filialen geschlossen."

Die Gewerkschaft ver.di hatte der Postbank vorgeworfen, das Filialnetz schleichend auszudünnen und als Beleg dafür einige vorübergehende Filialschließungen angeführt. Ver.di schreibt:

"Die Postbank hat ein Pfund – noch! Früher hatten das auch die Sparkassen, nämlich die Kunden in der Filiale. Diese Kunden kann man auf Finanzdienstleistungsprodukte ansprechen. Die Sparkassen haben über die Automatisierung die Kunden aus den Filialen geschickt und gemerkt, dass das nicht nur Vorteile hat. Die Postbank geht jetzt mehr und mehr den gleichen Weg. Sie schließt Filialen, setzt auf Selbstbedienung und auf Automaten. Das wird den Preis haben, dass sich das Geschäftsmodell mit der Zeit überlebt.

Jetzt sollten die Chancen genutzt und nicht mit dem Strom geschwommen werden. Dies wird zwar mehr Kraft kosten, bietet aber die Möglichkeit, sich langfristig von der Branche abzuheben und damit Erfolg zu haben. Gerade weil die Postbank mehr als eine gewöhnliche Bank ist."

Sprecher Strunk dazu:

"Die Postbank ist weiterhin bestrebt, für ihre Kunden den bestmöglichen Service zu gewährleisten, und bemüht sich daher, die Schließungen auf ein Minimum zu reduzieren. Hierbei setzt die Postbank auch auf die konstruktive Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft ver.di."

Die Postbank wurde erst vor wenigen Monaten vollständig in die Deutsche Bank integriert. Nun muss sich das Unternehmen erneut auf neue Optionen einstellen. Auch ein Verkauf ist denkbar. Allerdings ist das Umfeld schwierig, weil die meisten internationalen Banken ihren Fokus entweder auf das Investment-Banking (Briten) oder auf wohlhabende Kunden (Schweizer und Franzosen) legen. Die Commerzbank hat bekanntgegeben, ihre Mittelstandsbank, die sie erst vor wenigen Jahren zu etablieren versuchte, wieder aufzulösen. Der Mittelstand ist auch ein wichtiges Kundensegment für die Postbank.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...