Gemischtes

Gläserne Manufaktur von VW fertigt Elektroautos

Lesezeit: 2 min
18.11.2016 11:08
Volkswagen geht neue Wege und passt sich mit dem Umbau der Gläsernen Manufaktur dem Elektro-Trend in der Automobilbranche an.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Gläserne Manufaktur – einst das Vorzeigebild der Fertigung des VW-Luxusmodells Phaeton. Nach Monaten des Stillstands kommt Bewegung in die Fabrik von Volkswagen in Dresden: Die Fließbänder aus Holz, auf denen einst der Luxuswagen Phaeton durch die Hallen schwebte, werden umgerüstet und runderneuert. Nach Monaten des Bangens und Hoffens steht fest: Von April 2017 an werden in der Fabrik in Glas-Optik wieder Autos gefertigt, dann rollt hier der neue E-Golf vom Band. VW-Sachsen-Chef Siegfried Fiebig spricht von „elektrischer Aufbruchstimmung“, Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) von einem „neuen Zeitalter der Industriegeschichte“.

Mit der Entscheidung des Konzerns wird Dresden - neben Wolfsburg - zum zweiten Produktionsstandort für den neuen E-Golf. 35 Autos pro Tag sollen zunächst montiert werden. Wie sich die Stückzahl weiter entwickelt, hängt von der Nachfrage ab. Ausgelegt ist die Manufaktur für bis zu 100 Fahrzeuge am Tag. Zum Vergleich: Der VW-Konzern hat im vergangenen Jahr mehr als 10 Millionen Autos gebaut – rein rechnerisch also mehr als 27.000 am Tag.

Gefahren wird die Manufaktur zunächst im Ein-Schicht-Betrieb. Damit kehrt ein Teil der Beschäftigten, die nach dem Phaeton-Aus auf andere VW-Standorte verteilt wurden, nach Dresden zurück. Genaue Zahlen nannte Volkswagen nicht. Zuletzt waren noch rund 100 der ehemals 500 Mitarbeiter in der Manufaktur beschäftigt. „Wir erwarten, dass noch weitere Schritte folgen“, so der Dresdner Betriebsratsvorsitzende Thomas Aehling.

Mehr als 20 Millionen Euro investiert Europas größter Autobauer in eine flexible Montage am Standort Dresden und in den Umbau der Manufaktur. Die flexiblen Produktionslinien machen es möglich, erst einen Phaeton zu bauen und danach einen Golf, erklärt Fiebig. Die lackierte Karosse wird angeliefert und in mehr als 300 Arbeitsschritten zusammengesetzt – unter den Augen der Besucher. Volkswagen will zudem gemeinsame Projekte mit Dresdner Forschungseinrichtungen zum Thema E-Mobilität anstoßen und im nächsten Jahr ein eigenes Forscherteam aufbauen.

Die einstige Luxus-Vorzeigefabrik von VW wandelt sich zu einem Zentrum für Elektromobilität – und ist damit zugleich ein Symbol für die Neuausrichtung der Marke. VW-Entwicklungsvorstand Frank Welsch spricht in Dresden von einem „Neuanfang mit starker Signalwirkung“. Volkswagen will sich nach dem Abgas-Skandal neu aufstellen und unter anderem die Elektromobilität massiv ausbauen. Bis 2025 soll die Elektroflotte des Konzerns auf 30 Modelle anwachsen.

Noch hält sich die Nachfrage aber in Grenzen, Reichweite und Preis schrecken viele Autofans ab. So stößt etwa die von großen Hoffnungen begleitete Elektroauto-Kaufprämie bisher auf verhaltenes Interesse. Seit Anfang Juli können Kunden rückwirkend für Fahrzeuge, die vom 18. Mai an gekauft wurden, beim zuständigen Amt Bafa die Förderung beantragen. Für reine „Stromer“ gibt es 4000 Euro und für Hybridwagen 3000 Euro. Bis Ende Oktober gingen gerade einmal 5782 Anträge ein. Den Angaben zufolge rangieren E-Fahrzeuge von Volkswagen mit 575 Anträgen auf dem vierten Platz - hinter BMW, Renault und Audi.

Entwicklungsvorstand Frank Welsch gibt sich optimistisch, mit dem neuen E-Golf zu punkten. So habe man mit einer Reichweite von 300 Kilometern einen kritischen Punkt verbessert. „Damit ist das Auto auch eine Alternative für Pendler.“ Welsch betont, dass Europas größter Autobauer von einer wachsenden Nachfrage nach E-Fahrzeugen ausgeht. „Wir verlagern nichts, wir legen etwas obendrauf“, sagt Welsch mit Blick auf den neuen Fertigungsstandort. „Ich freue mich auf den neuen E-Golf made in Dresden.“


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Bahn Infrastruktur: Rekordinvestitionen von 17 Milliarden Euro in 2024
02.01.2025

Die Deutsche Bahn investiert 2024 knapp 17 Milliarden Euro in ihre Infrastruktur – ein Rekord. Mit erneuerten Gleisen, modernisierten...

DWN
Politik
Politik US-Industriepolitik: Warum Biden und Trump unterschiedliche Wege zur Industrieankurbelung wählen
02.01.2025

Die US-Industriepolitik steht im Fokus der wirtschaftlichen Debatten zwischen Trump und Biden. Während die Biden-Regierung mit...

DWN
Politik
Politik Russland stoppt Gaslieferungen: Moldau unter Druck, Rumänien hilft aus
02.01.2025

Russland setzt Moldau mit einem Gaslieferstopp unter Druck. Vor allem Transnistrien, die prorussische Separatistenregion, spürt die Folgen...

DWN
Politik
Politik Estlink 2: Kabelschäden ohne Folgen für Anschluss an EU-Stromnetz
02.01.2025

Estlink 2: Der Ausfall des Unterseekabels sorgt für Unsicherheit in den baltischen Staaten. Dennoch bleibt die litauische Regierung...

DWN
Finanzen
Finanzen Strompreise 2025: Wie sich Kosten durch Netzentgelte und Umlagen entwickeln
02.01.2025

Strompreise 2025 bleiben ein heißes Thema: Verbraucher:innen erwarten steigende Kosten durch höhere Netzentgelte und CO2-Preise. Doch...

DWN
Politik
Politik CSU verschärft Ton in der Migrationspolitik
02.01.2025

Zur CSU-Winterklausur gehören traditionell lautstarke Forderungen an die Bundesregierung. Dieses Mal hofft die Partei, viele davon nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis anno 2025: Konflikte und Verschuldungen bleiben die Hauptsorgen der Anleger
02.01.2025

Die Gold-Verwalter von BullionVault in London haben mal wieder seine Kunden befragt, warum sie in Gold und Edelmetalle investieren....

DWN
Panorama
Panorama New Orleans und ein explodierter Cybertruck vor Trumps Hotel: Gibt es einen Zusammenhang?
02.01.2025

Mit voller Absicht soll der Attentäter in die Menge gerast sein und 15 Menschen getötet haben. Das FBI geht von einem Terroranschlag aus,...