Politik

Monte Paschi legt Crash hin: Italien muss Bank-Run verhindern

Die italienischen Regierung hat eine Notfall-Verordnung beschlossen, um die Monte Paschi retten zu können. Es ist allerdings nicht klar, ob die Operation so glatt abgehen wird wie von der Regierung erhofft.
23.12.2016 02:02
Lesezeit: 2 min

Die italienische Regierung hat ein Notfall-Dekret für die Rettung der angeschlagenen Bank Monte dei Paschi di Siena erlassen. Das Ziel der Intervention des Staates sei, die Ersparnisse von Bürgern so weit wie möglich zu schützen und Italiens Bankensektor zu stärken, sagte Ministerpräsident Paolo Gentiloni in der Nacht zu Freitag.

Zuvor war bekannt geworden, dass die geplante Kapitalerhöhung von Monte dei Paschi di Siena gescheitert war. Die Bank braucht aber bis Ende des Jahres 5 Milliarden Euro, um Verluste bei der Auslagerung fauler Kredite auszugleichen. Eine Intervention des Staates bedeutet die faktische Verstaatlichung des Geldhauses, das 1472 gegründet die älteste Bank der Welt ist.

Allerdings ist es alles andere als gewiss, der der Plan aufgeht. Die FT berichtet, dass die Monte Paschi bereits in den vergangenen Monaten maissve Kapitalabflüsse hinnehmen musste. In den vergangenen Monaten hat die Bank 14 Milliarden Euro an Depositen verloren - 11 Prozent aller Depositen.

Am Donnerstag war die MPS ist mit ihrer milliardenschweren Kapitalerhöhung gescheitert. Es sei nicht gelungen, am Markt fristgerecht fünf Milliarden Euro einzusammeln, teilte das Institut aus der Toskana am Donnerstagabend mit. Die Bank ächzt wie viele in der Branche unter einem Berg fauler Kredite, der sich im Zuge der Konjunkturflaute angehäuft hat. Doch bei keinem anderen Geldhaus in Italien ist die Lage so dramatisch wie bei der ältesten Bank der Welt.

Die Zeichnungsfrist für die Kapitalmaßnahme war am Donnerstag abgelaufen. Die Bank erklärte, sie habe keinen rettenden Ankerinvestor finden können. Monte Paschi ist nur noch 440 Millionen Euro wert, nachdem das Institut in Verlauf dieses Jahres 90 Prozent seines Marktwertes eingebüßt hatte. Missmanagement und unvorteilhafte Übernahmen haben das Geldhaus in immer größere Schwierigkeiten gebracht. Zur Zurückhaltung der Anleger hat aber auch die wachsende politische Unsicherheit nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Matteo Renzi beigetragen.

Mit dem Notfall-Dekret soll der Crash verhindert werden. Der Zusammenbruch von Italiens drittgrößten Geldhauses würde die dortige Bankenbranche schwer erschüttern. Der italienischen Presse zufolge könnte sich die staatliche Rettung zwei bis drei Monate hinziehen. Zunächst müsste die Regierung Garantien für die eigenen Kredite der Bank abgeben, damit Monte Paschi nicht in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Am Mittwoch erklärte die Bank, ohne Unterstützung könnte dies in vier Monaten der Fall sein. Wenige Tage zuvor hatte es noch geheißen, die Liquidität sei für elf Monate sichergestellt.

Nach der geplatzten Kapitalerhöhung gehen die Konsortialbanken leer aus: Monte Paschi kündigte an, JPMorgan, Mediobanca und anderen Instituten wegen des Scheiterns keine Gebühren zu zahlen. Zurückgeben will Monte Paschi aber die Bonds, die im Rahmen eines parallel laufenden Anleihen-Aktientauschs angedienten worden waren. Dieser hatte rund zwei Milliarden Euro eingebracht.

Der Corriere berichtet, dass ein Teil der Rettung darin bestehen könnte, den tausenden kleinen Anleihenhaltern ihr Geld zurückzugeben. Dies ist nach EU-Recht unzulässig. Doch habe sich Italien mit der EU-Kommission darauf verständigt, dass die Ausgabe der Anleihen in "betrügerischer Absicht" geschehen sei - und daher die Boldholder vom Bail-In ausgenommen werden dürfen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Starke Zahlen, schwache Realität: Die USA belügen sich selbst
10.06.2025

In der US-Wirtschaft ereignet sich derzeit etwas, das selbst erfahrene Beobachter ratlos zurücklässt. Zu ihnen zählt auch Jane Fraser,...

DWN
Technologie
Technologie Stellenabbau durch KI: Ein Viertel der deutschen Unternehmen rechnen mit weniger Jobs
10.06.2025

Wie sehr gefährdet KI die Arbeitsplätze in Deutschland? In der Wirtschaft gehen viele von einem Stellenabbau wegen des Einsatzes von...

DWN
Technologie
Technologie Meta macht ernst: Atomkraft für die KI-Revolution
10.06.2025

Um den Stromhunger seiner KI zu stillen, greift der Facebook-Konzern zu Atomenergie. Der Milliarden-Deal mit einem US-Reaktor läutet eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs trotzt dem Wahnsinn: Warum selbst Trump und Musk den Aufstieg nicht stoppen können
10.06.2025

Trump pöbelt, Musk tobt – doch der Bitcoin-Kurs lässt sich nicht stoppen. Trotz politischer Chaosspiele und Marktverwerfungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konkurrenz aus China: Deutsche Autozulieferer fürchten um Existenz
10.06.2025

Die Krise in der Autoindustrie setzt auch deren Zulieferer unter Druck. Laut einer Umfrage rechnen zwei Drittel der Firmen in den kommenden...

DWN
Panorama
Panorama Amoklauf an Grazer Schule: Mindestens 10 Tote nach Schüssen
10.06.2025

In der österreichischen Stadt Graz ist es an einer Schule zu einem Amoklauf gekommen sein.

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI im Mittelstand: Wie KMU die richtige KI-Lösung finden und teure Fehler vermeiden
10.06.2025

Ob Einkauf, Controlling oder Service Desk: KI kann heute in nahezu jedem Bereich mittelständischer Unternehmen zum Hebel für...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutzbericht: Zahl der Rechtsextremisten deutlich gestiegen
10.06.2025

Gewaltbereite Salafisten, Reichsbürger und Rechtsextremisten – der Inlandsgeheimdienst hat zurzeit alle Hände voll zu tun. Das hat...