Finanzen

Bond-Markt nervös: Marine Le Pen legt bei Umfragen deutlich zu

Lesezeit: 2 min
21.02.2017 00:59
Marine Le Pen liegt erstmals bei einer Umfrage auch für den zweiten Wahlgang vorne. Die EZB betätigt isch als Feuerwehr und intensiviert den Ankauf von Staatsanleihen.
Bond-Markt nervös: Marine Le Pen legt bei Umfragen deutlich zu

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das Hoch für Marine Le Pen bei aktuellen Wahlumfragen macht Frankreich-Anleger nervös. Sie warfen am Montag Anleihen des Landes aus ihren Depots und trieben damit den Risikoaufschlag der zehnjährigen Titel zu den vergleichbaren Bundesanleihen auf den höchsten Stand seit viereinhalb Jahren. Gleichzeitig gab der Pariser Auswahlindex CAC40 0,1 Prozent nach und gehörte damit zu den schwächsten europäischen Aktienindizes. Einige Investoren schichteten ihr Geld in kurz laufende und als sicher geltende deutsche Bonds um und drückten die Renditen der zweijährigen Papiere auf ein Rekordtief von minus 0,858 Prozent.

In der zweiten Runde der französischen Präsidentschaftswahl steigen einer Umfrage des Instituts Opinionway zufolge die Chancen Le Pens für einen Sieg. Die Chefin des Front National (FN) verkürzte ihren Rückstand auf den Kandidaten der Hollande-Sozialisten Emmanuel Macron auf 16 von 20 Prozentpunkten. Außerdem liege sie nur noch zwölf statt 14 Punkte hinter dem konservativen Kontrahenten Francois Fillon, gegen den wegen Scheinbeschäftigung von Familienangehörigen ermittelt wird. Die erste Wahlrunde werde Le Pen mit 27 Prozent der Stimmen für sich entscheiden. Macron und Fillon kämen auf jeweils 20 Prozent.

Die Franzosen sind vor allem wegen der neuerlichen Unruhen in um Paris besorgt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöht wegen der Nervosität bei ihren Staatsanleihen-Käufen die Geschwindigkeit. Die EZB und die nationalen Notenbanken der Euro-Länder nahmen in der Woche bis zum 17. Februar öffentliche Schuldtitel im Volumen von 17,19 Milliarden Euro in ihre Bücher, wie sie am Montag in Frankfurt mitteilten. In der Woche davor waren es 16,91 Milliarden Euro. Seit März 2015 wurden damit Staats- und Regionalanleihen sowie Titel supra-nationaler Institutionen im Umfang von 1,371 Billionen Euro erworben.

Mit den Transaktionen wollen die Währungshüter dafür sorgen, dass Banken weniger in diese Titel investieren. Stattdessen sollen sie mehr Kredite an Unternehmen und Haushalte vergeben, was der Konjunktur nützt und auch die Inflation anschieben soll. Das gesamte Kaufprogramm - weitere Wertpapiere wie Firmenanleihen eingeschlossen - soll noch bis Ende dieses Jahres laufen und dann ein Volumen von 2,28 Billionen Euro erreichen. Ab April soll das monatliche Volumen allerdings von 80 auf 60 Milliarden Euro sinken.

Die Polizei hat die Parteizentrale des Front National in Paris durchsucht (Video am Anfang des Artikels). Grund sei der Verdacht auf Missbrauch von Geldern des Europäischen Parlaments, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Montag aus Parteikreisen. Der Front National warf den Behörden in einer Stellungnahme vor, die Aktion wirke wie der Versuch, den Präsidentschaftswahlkampf zu stören. Der Europa-Abgeordneten und Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen wird vorgeworfen, eine Sekretärin im Parlament als Assistentin bezeichnet und dann wesentlich höhere Gehälter vom Parlament kassiert zu haben. In einem zweiten Fall soll ein Leibwächter als Parlamentsassistent deklariert worden sein. Le Pen hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Das Europäische Parlament hatte Ende Januar entschieden, dass Le Pen fast 300.000 Euro zurückzahlen muss.

Ende Januar waren Büroräume des konservativen Kandidaten Francois Fillon durchsucht worden. Ihm wird die Scheinanstellung seiner Ehefrau vorgeworfen, die dabei 831.400 Euro kassiert haben soll. Der in Umfragen für die Stichwahl bis dahin führende Fillon war nach den Vorwürfen der Scheinbeschäftigung in der Wählergunst abgestürzt. In einer am Montag veröffentlichten Umfrage konnte er allerdings wieder zu dem Macron aufschließen. Damit ist ungewiss, wer in die Stichwahl gegen Le Pen kommt, die den Erhebungen zufolge den ersten Wahlgang gewinnen dürfte.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gewinngrößen verstehen: Auf welches Ergebnis kommt es in der Analyse wirklich an?
20.04.2024

Für Investoren ist es wichtig, die verschiedenen Kennzahlen rund um das Ergebnis eines Unternehmens zu verstehen. Jede dieser Kennzahlen...

DWN
Politik
Politik ​​​​​​​„Russland kann weder bezwungen noch eingeschüchtert werden.“
20.04.2024

Sergej J. Netschajew, Botschfter der Russischen Föderation in Deutschland, äußert sich im Gespräch mit den Deutschen...

DWN
Politik
Politik EU-Austritt für Deutschland? Der Wissenschaftliche Dienst gibt Aufschluss!
20.04.2024

Seit dem Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) gibt es auch in Deutschland Diskussionen um einen möglichen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Öl- und Gasförderer am Tiefpunkt – jetzt soll Geothermie die Branche retten
20.04.2024

Die Öl- und Gasförderung in Deutschland sinkt immer weiter – ohne Fracking wird sich daran wohl auch nichts ändern. Die Bohr-Industrie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWN-Interview: Absicherung von Unternehmen – worauf kommt es an?
20.04.2024

Kleine und mittelständische Unternehmen sind sich ihrer Risiken oft nicht bewusst. Der Studienautor und Versicherungsexperte Daniel Dewiki...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Erdbeer-Saison in Deutschland beginnt - hartes Geschäft mit süßen Früchten
20.04.2024

Geschützt unter Folientunneln sind in Deutschland die ersten Erdbeeren der Saison gereift. Bisher zeichnet sich eine gute Ernte ab - doch...

DWN
Politik
Politik Einigung auf Solarpaket - das sind die Neuerungen
20.04.2024

Ein Maßnahmenpaket soll den Ausbau der Solarenergie in Deutschland beschleunigen. Es geht vor allem um weniger Bürokratie. Einen Bonus...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...