Gemischtes

Opel-Übernahme durch Peugeot scheint besiegelt

Lesezeit: 2 min
04.03.2017 17:25
Am Montag wollen Peugeot und General Motors die Übernahme von Opel durch die Franzosen bekanntgeben.
Opel-Übernahme durch Peugeot scheint besiegelt

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

+++WERBUNG+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Laurence Frost und Gilles Guillaume und Pamela Barbaglia von Reuters berichten:

Die Übernahme des traditionsreichen Autobauers Opel durch den französischen PSA Peugeot Citroen ist offenbar unter Dach und Fach. Peugeot und der bisherige Opel-Eigentümer General Motors luden am Samstag zu einer gemeinsamen Pressekonferenz am Montagmorgen in Paris ein, ohne sich allerdings näher zu deren Inhalt zu äußern. Der Verwaltungsrat des französischen Autokonzerns PSA Peugeot Citroen hatte am Freitagabend grünes Licht für die Übernahme gegeben, wie zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Die Einigung auf "Eckpunkte" der Transaktion solle zu Wochenanfang bekanntgegeben werden, sagte ein Insider.

Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums wollte die jüngsten Entwicklungen nicht kommentieren. "Wir haben die Meldungen zur Kenntnis genommen", sagte sie. Das Ministerium halte aber engen Kontakt zu allen Beteiligten. Die deutsche Regierung hatte sich zuletzt positiv zu dem Projekt geäußert, nachdem PSA-Chef Carlos Tavares zuvor den Erhalt der Opel- Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland zugesichert hatte.

Geeinigt haben sich PSA und GM Insidern zufolge auch in der Frage, inwiefern Opel unter PSA-Regie auf einzelnen Märkte, wie etwa China, mit GM-Fahrzeugen künftig konkurrieren kann oder nicht. Die Lösung dieses Problems sei dadurch erleichtert worden, dass GM "erheblich mehr" als die bis dato angebotenen rund ein bis zwei Milliarde Dollar für Opel-Pensionen beisteuern werde, hieß es im Umkreis der Gespräche.

General Motors will sich mit dem Verkauf von Opel aus seinem verlustreichen Europa-Geschäft zurückziehen und damit nach 88 Jahren die Verbindung zu Opel und der britischen Schwester Vauxhall kappen. Die Franzosen wollen zusammen mit dem deutschen Traditionsunternehmen den nach Volkswagen zweitgrößten Autobauer in Europa schmieden.

Die Franzosen haben in West-Europa, wo sie mit 1,5 Millionen Autos rund die Hälfte ihrer Fahrzeuge absetzen, einen Marktanteil von 9,7 Prozent. Opel kommt mit knapp einer Million verkauften Autos auf 6,6 Prozent. PSA hat zugesagt, die Opel-Standorte zu erhalten und damit die Gemüter in Politik und Belegschaft in beiden Ländern vorerst beruhigt. Die Garantien beziehen sich allerdings nur auf die schon von General Motors ausgesprochenen Zusagen und Vereinbarungen. Diese gelten zumeist bis 2020. Was danach geschieht, ist unklar. Opel beschäftigt gut 38.000 Mitarbeiter, davon mehr als 19.000 in Deutschland vor allem in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach. Die PSA Group ist mit weltweit 184.000 Mitarbeitern deutlich größer als Opel. PSA will durch einheitliche Technik und das Zusammenlegen von Entwicklung und Einkauf Insidern zufolge bis zu zwei Milliarden Euro einsparen.

OPEL SOLL EIGENSTÄNDIG BLEIBEN

Peugeot will mit Opel Kunden gewinnen, die kein französisches Auto kaufen. Dabei soll die Traditionsmarke mit dem Blitz als Logo als eigenständiges Unternehmen erhalten bleiben. 2012 hatten der französische Autobauer mit dem Löwen als Markenzeichen schon einmal eine Allianz mit der GM-Tochter angepeilt. Diese kam jedoch nicht zustande, weil Peugeot in die Krise geriet. Der französische Konzern wurde damals mit staatlicher Hilfe vor dem Aus gerettet. Seither ist der französische Staat mit knapp 14 Prozent beteiligt und hat ein gewichtiges Wort mitzureden. Weitere je knapp 14 Prozent liegen bei dem chinesischen Autobauer Dongfeng und der Familie Peugeot.

Peugeot-Chef Carlos Tavares hat den Konzern mit einem radikalen Sanierungskurs sowie neuen Modellen zurück in die Erfolgsspur gebracht. Der Nettogewinn verdoppelte sich 2016 fast auf 1,7 Milliarden Euro. Dazu trugen höhere Preise sowie Einsparungen bei Einkauf, Produktion und Verwaltung bei. Der Umsatz verringerte sich allerdings um ein Prozent auf 54 Milliarden Euro.

Tavares sieht in der erfolgreichen Sanierung von Peugeot ein Modell für Opel. Der 58-Jährige hat bereits deutlich gemacht, dass PSA dabei den Rüsselsheimern nicht hineinregieren will. Opel soll einen eigenen Plan für seine Sanierung aufstellen. Die GM-Tochter hatte im vergangenen Jahr ihr Ziel verfehlt, erstmals seit 1999 in die Gewinnzone zurückzukehren. Als Grund nannte das Unternehmen Währungsturbulenzen nach dem Beschluss der Briten zum Austritt aus der EU.

Die PSA Group ist mit weltweit 184.000 Mitarbeitern ungleich größer als Opel, die gut 38.000 Mitarbeiter beschäftigt, davon mehr als 19.000 in Deutschland. Die Franzosen haben in West-Europa, wo sie mit 1,5 Millionen Autos rund die Hälfte ihrer Fahrzeuge absetzen, einen Marktanteil von 9,7 Prozent. Opel kommt mit knapp einer Million verkauften Autos auf 6,6 Prozent. Hauptstandorte in Deutschland sind Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach, das Werk in Bochum wurde Ende 2014 geschlossen.


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...