Finanzen

Anleger scheuen Risiko und suchen Gold als sicheren Hafen

Lesezeit: 2 min
20.01.2018 19:39
Nach den Preisrutschen der vergangenen Tage sind offenbar viele Bitcoin-Anleger in den sicheren Hafen Gold geflüchtet.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nachdem die Kryptowährung Bitcoin innerhalb von wenigen Tagen einen deutlichen Kursrutsch verbuchen musste, scheinen nun viele Anleger „sichere Häfen“ anzusteuern. Gold ist dabei – wie fast immer in solchen Fällen – eine der ersten Adressen. Jedenfalls verzeichnen renommierte Goldhändler seit einigen Tagen eine erheblich gestiegene Nachfrage.

So hat der jüngste Kursrutsch von Bitcoin beim international agierenden Edelmetallhändler CoinInvest zu einer starken Zunahme der Goldnachfrage geführt, wie Daniel Marburger, Direktor der in Frankfurt am Main angesiedelten CoinInvest GmbH mitteilt. „Der jüngste Bitcoin-Crash ist vielen Anlegern offenbar ins Mark gefahren. Sie suchen nun händeringend nach sicheren Anlagen“, sagt Marburger. Zwar akzeptiert CoinInvest selbst Bitcoin nicht als Zahlungsmittel, liefert jedoch die Bestellungen von angebundenen Händlern im Rahmen des so genannten White-Label-Shippings an den jeweiligen Endkunden aus.

Marburger führt weiter aus: „Die Nachfrage von Bitcoin-Investoren ist in den letzten Monaten kontinuierlich angestiegen, aber am Dienstag haben wir einen regelrechten Run verzeichnet. Die Anleger suchen ein Investment, das im Vergleich zum Bitcoin weniger schwankungsanfällig ist und zugleich einen echten, haptischen Wert hat.“ Der Manager des Goldhändlers spricht von einer Verfünffachung des Absatzes in diesem Zeitraum.

Seit etwa einem Monat befindet sich der Kurs der Kryptowährung in einem steilen Abwärtstrend. Von Mitte Dezember ging es von knapp 19.000 US-Dollar bis dato (Stand: 18.01.2018) auf rund 11.750 US-Dollar um etwa 37,5 Prozent nach unten. Allein zu Beginn der Woche ging es an einem einzigen Tag um fast 25 Prozent abwärts, was durchaus Hinweise auf panikartiges Fluchtverhalten liefert.

Bereits im Sommer vergangenen Jahres hatte Marburger erklärt: „Der rasante Anstieg des Bitcoin-Kurses zieht auf der einen Seite viele Spekulanten an, beunruhigt andererseits aber viele Anleger, die bereits länger investiert sind.“ Diese Unruhe sei auf die enorme Wertsteigerung der Digitalwährung zurückzuführen. Anleger wollten, und das sei nach der außergewöhnlichen Kursrallye durchaus nachvollziehbar, zumindest einen Teil ihrer Gewinne sichern. Dabei sei auch nicht zu vernachlässigen, dass Verkäufer für einen einzigen Bitcoin inzwischen mehrere Feinunzen Gold erhielten.

Doch mit den fulminanten Kursanstiegen von Bitcoin scheint es vorerst vorbei zu sein. So warnt Sören Hettler von der DZ Bank: „Inhabern von Kryptowährungen droht im schlimmsten Fall nicht weniger als der Totalverlust ihres Engagements.“ Möglich sei immerhin, dass die Spekulationen um die Kryptowährung den Markt zerstören. Derzeit herrsche Panik am Markt, wie Charles Hyter, Gründer des Branchendienstes Cryptocompare, erklärt. „Die Leute versuchen, um jeden Preis aus Krypto-Währungen auszusteigen.“

Allerdings gibt es auch Stimmen, die sich von dem negativen Sentiment nicht anstecken lassen. So ruft Christopher Keshian, Mitgründer des auf Cyber-Devisen spezialisierten Dachfonds Apex, zur Besonnenheit auf: „Die Kursausschläge von Bitcoin und anderen Krypto-Währungen sind ein erwartbarer und wichtiger Teil der Reise zu einer ausgewachsenen Anlageklasse.“ Der Bitcoin-Kurs werde allen Schwankungen zum Trotz in den kommenden Monaten wieder steigen.

Ob und in welchem Maße der Goldpreis durch das Verhalten der Bitcoin-Anleger beeinflusst wird, lässt sich natürlich nicht genau bestimmen. Festzustellen bleibt, dass der Preis für das Edelmetall in den zurückliegenden vier Wochen um rund sechs Prozent gestiegen ist und auf Sicht eines Jahres einen Anstieg um etwa 9,7 Prozent (auf Basis von US-Dollar) hingelegt hat.

Wohl aufgrund des Erfolgs von Bitcoin im vergangenen Jahr ist auch die Anzahl der Kryptowährungen explosionsartig angewachsen. Ihnen gemein ist ein mehr oder weniger großer Mangel an Fungibilität (Austauschbarkeit). Da sie nicht von jedem akzeptiert werden – wie etwa von dem Goldhändler CoinInvest – taugen sie nur bedingt als Zahlungsmittel. Und weil Kryptowährungen nur in sehr beschränktem Umfang einsatzfähig sind und dann oft genug bei illegalen Geschäften verwendet werden, ist das Vertrauen in diese Konstrukte begrenzt. Nur ist eben das Vertrauen der Lebenssaft jeder Währung.

Beispielsweise wird von Seiten CoinInvests erklärt: „Um der Geldwäsche vorzubeugen, verlangt CoinInvest von seinen angeschlossenen Händlern die Einhaltung der Vorgaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Diese fordert eine Verifikation der Identität des Käufers bei Bitcoin-Transaktionen und gibt hier bestimmte Verfahren vor.“


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schnelle Übersetzungen per DeepL: Das deutsche Einhorn der Künstlichen Intelligenz
16.09.2024

Lichtblicke am deutschen Technologie-Horizont schimmern immer wieder mal durch - und oftmals ganz unverhofft. Das Startup „DeepL“ ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Größere Summe anlegen: Wie investiert man 100.000 Euro in Aktien?
15.09.2024

Trotz der Bedeutung von Aktien für den langfristigen Vermögensaufbau investieren die meisten Deutschen immer noch nicht in Einzelaktien...

DWN
Panorama
Panorama Virtuelle Wiesn: Ohne Bier, aber mit Karussell-Gefühl - mehr als ein Spiel
15.09.2024

Am 21. September startet in München wieder das Oktoberfest. Viele möchten gern dorthin, können es aber nicht schaffen. Für diese...

DWN
Politik
Politik Fahrlässige Sicherheitspolitik? Aufrüstung der Bundeswehr laut Experten viel zu langsam
15.09.2024

Die Bestände der Bundeswehr sind bis 2021 stetig gesunken und steigen seitdem nur sehr langsam. Deutschland steht vor großen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weniger Verkäufe, zu wenig Innovation: Demontiert sich Deutschlands Automobilbranche selbst?
15.09.2024

Werksschließungen, Stellenabbau und die Angst vor China: Deutschlands Autobauer scheinen in der Krise zu stecken. Doch warum hat die einst...

DWN
Immobilien
Immobilien Mehr Druck auf den Büromarkt: Firmen reduzieren Flächen wegen Homeoffice
15.09.2024

Keine Entlastung für den ohnehin schon sehr angespannten Büroimmobilienmarkt: Unternehmen verkleinern ihre Büroflächen aufgrund des...

DWN
Politik
Politik OECD: Deutschland überzeugt bei Investitionen in frühkindliche Bildung
15.09.2024

Jährlich vergleicht eine OECD-Studie die Bildungssysteme der Industriestaaten. Deutschland ist bei frühkindlicher Bildlung vorne mit...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Vier-Tage-Woche: Revolution der Arbeitszeit oder Risiko für die Wirtschaft?
15.09.2024

Im zweiten Quartal dieses Jahres erlaubten 11 % der deutschen Arbeitgeber ihren Mitarbeitern kürzere (Vier-Tage-)Arbeitszeiten, so eine...