Finanzen

Erfolg für Italien: EZB verschiebt strengere Banken-Regeln

Lesezeit: 2 min
15.03.2018 15:17
Die EZB verschiebt die Einführung strengerer Regeln für faule Kredite auf das Jahr 2021.
Erfolg für Italien: EZB verschiebt strengere Banken-Regeln

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Europäische Zentralbank (EZB) räumt Geldhäuser in der Euro-Zone mehr Zeit ein, um sich auf neue Leitlinien zum Umgang mit faulen Krediten einzustellen. Erst ab 2021 sollen die Vorgaben der Kontrolleure in die turnusmäßige Bankenprüfung einfließen, wie die EZB-Aufsicht am Donnerstag in Frankfurt mitteilte.

Die neuen Regeln verlangen, dass Banken in Zukunft alle Darlehen, die neu als ausfallgefährdend eingestuft werden, stärker als bisher mit Rückstellungen abfedern. So soll verhindert werden, dass Institute wie nach der Finanzkrise 2008 erneut einen Berg fauler Kredite auftürmen. An einem ersten Vorschlag der Aufseher hatte es vor allem aus Italien starke Kritik gegeben.

Künftig sollen Geldhäuser alle ab 1. April neu als notleidend eingestuften Darlehen schrittweise vollständig über Rückstellungen abdecken. Bei neuen unbesicherten Problemkrediten haben sie dafür zwei Jahre Zeit. Bei Problemdarlehen, bei denen Sicherheiten wie etwa Immobilien hinterlegt sind, sind es bis zu sieben Jahre. Diese Vorgaben sind zwar laut EZB nicht verbindlich. Sie fließen aber als Erwartungen in den Aufsichtsdialog mit den Instituten ein. Erstmals ab 2021 sollen die Ergebnisse in die jährliche Überprüfung der Geldhäuser (SREP) aufgenommen werden. Erst ab dann müssen Institute über alle Fälle berichten, in denen sie von den Leitlinien abweichen.

Für den Altbestand an faulen Krediten gelten diese Vorgaben allerdings nicht. Hier sehen viele Experten jedoch das größte Problem. Ende des dritten Quartals 2017 schleppten allein die großen Geldhäuser in der Euro-Zone noch faule Kredite im Umfang von 759 Milliarden Euro mit sich herum.

Nach Einschätzung der Credit Suisse sind die neuen EZB-Leitlinien weniger scharf als in einer ersten Version. „Kleine italienische Banken vor allem sollten von der Nachricht profitieren,“ kommentierte Credit Suisse. Dort war nach Vorlage einer ersten Fassung im Herbst starke Kritik laut geworden. Die Italiener befürchteten, dass die heimischen Geldhäuser zu stark belastet werden - mit negativen Folgen für die Konjunktur.

Die Richtlinien der EZB-Aufseher sollen die neuen Vorschläge der EU-Kommission für verbindliche Regeln zum Umgang mit Problemdarlehen ergänzen. Diese sehen vor, dass Geldhäuser künftig ausfallgefährdete Kredite je nach Art des Darlehens schrittweise innerhalb von bis zu acht Jahren abschreiben müssen. Die EU-Länder und das Parlament müssen dem Vorhaben aber noch zustimmen.

Das Bankensystem in der EU krisenfester zu machen, bleibt eine der großen Aufgaben in der Ländergemeinschaft. Zwar stehen mit der EZB-Bankenaufsicht und der Abwicklungsbehörde SRB bereits wichtige Eckpeiler der Bankenunion. Doch Pläne für eine gemeinsame europäische Sparer-Einlagensicherung (EDIS) stoßen vor allem in Deutschland auf Skepsis.

Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire forderte am Mittwoch Deutschland dazu auf, schwierige Entscheidungen zur Bankenregulierung nicht zu blockieren. Hier zu Lande wird befürchtet, dass heimische Geldhäuser in Haftung genommen werden, wenn Institute in anderen EU-Ländern in Schieflage geraten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die größten Kostenfallen: So sparen Sie bei Fonds, Aktien und Co.
01.05.2024

Viele Anleger unterschätzen die Wirkung von Anlagekosten. Dabei sind Fondsgebühren, Orderkosten und Co. auf lange Sicht enorm...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...