Deutschland

Vodafone greift Telekom auf deutschem Markt an

Lesezeit: 2 min
09.05.2018 15:44
Vodafone könnte bald das gesamte deutsche Kabelfernsehnetz kontrollieren.
Vodafone greift Telekom auf deutschem Markt an

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Vodafone greift mit der geplanten milliardenschweren Übernahme des Kabelnetzbetreibers Unitymedia die Deutsche Telekom frontal an. Der Mobilfunk-Konzern will große Teile des britischen Breitbandanbieters Liberty Global übernehmen, darunter die deutsche Tochter Unitymedia. Beide Konzerne einigten sich auf einen Kaufpreis von 18,4 Milliarden Euro, wie Vodafone am Mittwoch mitteilte. Neben dem Deutschlandgeschäft wandern auch die Liberty-Geschäfte in Rumänien, Tschechien und Ungarn an das Unternehmen.

Der Vodafone-Konzern, der bereits größter Kabelnetzbetreiber in Deutschland ist, würde damit der Telekom erheblich mehr Konkurrenz machen. Allerdings muss der Deal noch von den Wettbewerbshütern genehmigt werden. Die beiden Unternehmen erwarten, dass die Übernahme Mitte 2019 abgeschlossen sein wird. Die Konkurrenz übte scharfe Kritik.

Telekom-Chef Tim Höttges bezeichnete die Übernahme als „wettbewerbsverzerrend“. Er kündigte an: „Ich persönlich werde dafür kämpfen, dass wir im Sinne eines fairen Wettbewerbs für die Kunden alles tun werden, nicht benachteiligt zu sein“.

Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter sagte dagegen, „wir sind damit natürlich in der glücklichen Situation, erstmals ein starker Wettbewerber zur Telekom zu werden“. Der Vereinbarung gingen monatelange Verhandlungen voraus. Schon in den Jahren zuvor hatte es immer wieder Gespräche zwischen den beiden Unternehmen gegeben, ohne Erfolg.

Vodafone gehört seit 2014 das Netz von Kabel Deutschland und würde mit der Übernahme von Unitymedia auch das verbliebene Kabelfernsehnetz in Deutschland kontrollieren. Unitymedia hat nach eigenen Angaben 7,2 Millionen Kunden und ist in den drei Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg vertreten.

Mit der Vereinbarung will Vodafone bis 2022 rund 25 Millionen Haushalte mit Gigabitverbindungen erreichen. Dafür sollen 12 Milliarden Euro investiert werden. „Damit geben wir einen ordentlichen Anschub für die digitale Infrastruktur“, sagte Ametsreiter. „Das hilft Deutschland, und wir glauben, dass wir damit einen wirklich starken Impuls für Innovation geben – und damit ein starkes Signal für den Markt.“

Geht alles so über die Bühne, wäre es der größte Deal in der europäischen Telekommunikationsbranche der vergangenen fünf Jahre. Er würde zudem den deutschen Telekom-Markt stark verändern. Mit der Übernahme würde Vodafone dann über ein Fernsehkabelnetz verfügen, mit dem knapp zwei Drittel aller bundesdeutschen Haushalte erreicht werden. Damit könnte Vodafone im ganzen Land Mobilfunk, Fernsehen und Breitband im Paket anbieten.

Mit der Aufrüstung der Fernsehkabel mit dem sogenannten Docsis-3.1-Standard lassen sich zudem Internet-Übertragungsraten von derzeit bis zu einem Gigabit ermöglichen. Das wäre deutlich mehr als die Telekom derzeit mit ihren zumeist alten Telefonkabeln aus Kupfer auf der sogenannten letzten Meile erreicht.

Gerüchte über die Übernahme gab es bereits seit einiger Zeit. Neben der Telekom brachten sich auch lokale Glasfasernetz-Anbieter gegen die Fusion in Stellung. Sie kritisieren, dass Vodafone durch die Übernahme eine Monopolstellung auf dem Kabelfernsehmarkt erlangen könne. Sie fürchten zudem, dass der Glasfaserausbau ausgebremst werden könnte.

Dem trat Ametsreiter am Mittwoch entgegen: Das Gegenteil sei der Fall. „Überall dort, wo wir in Glasfaser und Kabel investieren, folgen andere Unternehmen mit Investitionen nach.“ Befürworter, wie der ehemalige Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, argumentieren daher, die Übernahme sei förderlich für den Wettbewerb.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neuer Habeck-Plan verstört deutsche Export-Wirtschaft
21.09.2023

Ein neuer Vorstoß aus dem Bundeswirtschaftsministerium sorgt in den Reihen der Industrie für komplettes Unverständnis. Minister Robert...

DWN
Politik
Politik Syriens Präsident Assad kehrt nach fast 20 Jahren nach China zurück
21.09.2023

Am Donnerstag ist Syriens Präsident Assad nach China gereist. Dabei geht es um den Wiederaufbau seines Landes und um Chinas wachsende...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Mineralreiche Staaten werden sich ihrer Marktmacht bewusst – doch ein Kartell ist weiterhin keine Option
21.09.2023

Wenn auch das Zeitalter der fossilen Energieträger bei weitem noch nicht abgelaufen ist, so nimmt die Bedeutung von Alternativen in...

DWN
Politik
Politik Ende der Geduld: Polen stoppt Waffenlieferungen an Ukraine
21.09.2023

Polen will die Ukraine nicht mehr mit Waffen versorgen und sich stattdessen auf die eigene Aufrüstung konzentrieren. Ist damit der Weg...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Zinspolitik verprellt europäische Aktienanleger
21.09.2023

Die Fed hat die Zinsen nicht weiter angehoben, signalisiert aber weiter einen straffen Kurs. In der Folge ist nicht nur der Dax im...

DWN
Finanzen
Finanzen Yuan überholt Dollar in Chinas Außenhandel
21.09.2023

Der Yuan baut seinen Vorsprung auf den Dollar in Chinas Außenhandel aus – Symptom strategischer Verschiebungen im globalen Handels- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Erstmals seit 2 Jahren: Bank of England lässt Zinsen unverändert
21.09.2023

Die Bank of England hat ihre Serie von Zinserhöhungen gestoppt, nachdem die Inflation überraschend gesunken war. Die Entscheidung fiel...

DWN
Politik
Politik Steuereinnahmen steigen deutlich, aber Geld ist schon verplant
21.09.2023

Die Steuereinahmen von Bund und Ländern lagen im August knapp 9 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Doch dies ist in der Haushaltsplanung...