Finanzen

China baut erste Rohstoff-Börse im Ausland auf

Lesezeit: 2 min
17.07.2018 17:27
China baut in Singapur seine erste Rohstoffbörse im Ausland auf.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die chinesische Regierung hat erstmals eine Rohstoffbörse im Ausland gegründet. Wie die South China Morning Post berichtet, soll die Asia-Pacific Exchange (Apex) in Singapur mit den etablierten Rohstoff-Börsen in Chicago, London, New York und Dubai in Konkurrenz treten und es den Chinesen ermöglichen, die Preise wichtiger Rohstoffe aktiv mitzugestalten.

Die Börse hatte im Mai ihren ersten Terminkontrakt mit Palmöl angeboten. Geleitet wird sie von Eugene Zhu Yuchen, dem ehemaligen Chef der Dalian Commodity Exchange, der China Financial Futures Exchange sowie der Shanghai Pudong Development Bank.

Eugen Weinberg, Leiter der Rohstoffanalyse-Abteilung bei der Commerzbank in Frankfurt, erklärt in einer Stellungnahme an die Deutschen Wirtschaftsnachrichten: „Künftig dürften sich die LNG-Futures (LNG-Terminkontrakte) in Singapur und Shanghai etablieren. Denn Asien ist der wichtigste Markt für LNG-Gas. Japan ist im Moment der größte Abnehmer, künftig wird auch China eine sehr große Rolle spielen. Die größten Lieferanten sind Katar und Australien, also Singapur auch als Handelsknottenpunkt in Asien extrem wichtig. Wir glauben, dass sich LNG in Zukunft analog zu Brent zu einer weltweiten Preis-Benchmark etablieren wird. Aktuell gibt es mindestens drei komplett getrennte und nahezu unabhängige Gasmärkte mit unterschiedlicher Preisgestaltung in Europa, den USA und Asien. Die zunehmende Rolle von LNG im Weltgashandel wird also den Weltgasmarkt transparenter, liquider und zuverlässiger machen.“

China ist der weltweit größte Verbraucher von Rohstoffen – sowohl bei den meisten Energieprodukten wie auch bei den Agrarprodukten – aber es musste bislang jene Preise akzeptieren, die von den Händlern in Chicago, New York, London und Dubai festgelegt wurden.

„Obwohl wir einen erfolgreichen Rohstoffmarkt haben, ist unser Markt nicht internationalisiert, das heißt, wir sind nicht in der Lage, Preise international festzulegen", wird Zhu von der South China Morning Post zitiert. „Ohne diese Fähigkeit haben wir das Gefühl, dass wir ständig auf dem Spielfeld eines Anderen kämpfen müssen".

Asien gilt als Zentrum des Future-Handels mit Rohstoffen und Nationen wie China, Japan, Indien, Malaysia und Singapur verfügen über kleinere Börsen, die aber keine internationale Ausstrahlung besitzen.

Die Verlagerung des wirtschaftlichen Schwerpunkts der Welt nach Osten hat dazu geführt, dass asiatische Unternehmen einer größeren globalen Marktvolatilität ausgesetzt sind, was wiederum den Bedarf an Geschäften zur Absicherung von Risiken erhöht hat.

Chinesische Fabriken sind stark von Rohstoff-Importen abhängig, um produzieren zu können. Das Land importiert ungefähr 60 Prozent seines Rohölbedarfs; die Hälfte allen Eisenerzes und Kupfers und fast alle Sojabohnen (90 Prozent).

Die Chance von Apex besteht darin, für ausländische Investoren als Tor zum begehrten chinesischen Markt dienen zu können, ohne den Kapitalverkehrskontrollen der Börsen in China zu unterliegen. Zudem ist Singapur ein wichtiges globales Finanzzentrum und liegt an einem Knotenpunkt des maritimen Welthandels.

Der Vorstoß der Chinesen bei der Preisfindung für Rohstoffe reiht sich in eine Reihe von Maßnahmen ein, die auf die Gründung einer eigenen Währungs-, Handels- und Finanz-Infrastruktur abzielen und das Land somit vom US-amerikanisch geprägten Finanzsystem unabhängiger machen sollen.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen Trotz Zinssenkungen stabil bleiben: So schützen Anleger ihr Vermögen
03.10.2024

EZB und Fed haben mit den ersten Zinssenkungen begonnen. Dadurch sinken auch die Zinsen am Geldmarkt und für Bankeinlagen. Wie können...

DWN
Politik
Politik Die Viererbande des 21. Jahrhunderts: Herausforderungen für den Westen
03.10.2024

Als Viererbande bezeichnete man vier hochrangige Funktionäre in China, die eng mit einigen der radikalsten Merkmale der Kulturrevolution...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Private Krankenversicherung: 2025 sollen die Beiträge um durchschnittlich 18 Prozent steigen
03.10.2024

Das Krankenversichern wird teuer. Nicht nur die gesetzlichen Krankenkassen haben schon wieder Beitragserhöhungen angekündigt, auch bei...

DWN
Politik
Politik Kommentar zur Österreich-Wahl: Die siegreiche FPÖ wird noch stärker werden
03.10.2024

Durch den FPÖ-Erfolg bei der Österreich-Wahl sind wirtschaftlich keine raschen Veränderungen zu erwarten. Die Grenzkontrollen zumindest...

DWN
Finanzen
Finanzen CO2-Preis treibt Energiekosten ab 2027 in unerschwingliche Höhen
03.10.2024

Schon heute brauchen Anbieter CO2-Zertifikate, wenn sie fossile Energien in den Markt einbringen wollen. Die Preise hierfür werden noch...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europas Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr: Die fehlende Zutat
03.10.2024

Seinen drastischen Formulierungen nach zu urteilen, hatte Mario Draghis großer Bericht über die europäische Wettbewerbsfähigkeit...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft 35 Jahre nach dem Mauerfall: Was trennt und was eint Ost und West?
03.10.2024

Ost und West sind kulturell geprägt, doch die Unterschiede verschwimmen zunehmend. Der Ostbeauftragte Schneider sieht darin eine positive...

DWN
Politik
Politik Bürgergeld-Sanktionen werden verschärft – was bedeutet das?
02.10.2024

Die Bundesregierung hat beschlossen, die Vorgaben für Bürgergeld-Empfängerinnen und -Empfänger zu verschärfen. Bei der Ablehnung eines...