Politik

Pipeline Druschba: Auch Tschechien, Ungarn und die Slowakei erhalten kein Öl mehr

Die seit Mittwoch stillgelegte Druschba-Pipeline wird noch tagelang funktionsunfähig sein. Inzwischen erhalten auch Tschechien, Ungarn und die Slowakei kein Öl mehr.
26.04.2019 16:23
Lesezeit: 1 min

Nach Schließung der zentralen Pipeline zwischen Russland und Deutschland bleibt die Wiederaufnahme der Öl-Lieferungen vollkommen offen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Der russische Vize-Energieminister Pawel Sorokin zeigte sich am Freitag zwar optimistisch, bald wieder qualitativ hochwertiges Öl durch die Druschba-Pipeline pumpen zu können. Einen genauen Zeitplan nannte er aber bei einem Krisentreffen der Transitländer Weißrussland, Ukraine und Polen nicht.

Der russische Vize-Ministerpräsident Dimitri Kosak hatte die Wiederaufnahme für Montag in Aussicht gestellt. Die russische Staatsbahn bot einen Öl-Transport mit Kesselwagen an. Das deutsche Wirtschaftsministerium betonte erneut, angesichts gut gefüllter Tanklager sei die Versorgung gesichert.

Der ukrainische Pipeline-Betreiber Ukrtransnafta warnte vor der Gefahr eines "vollständigen Stillstands" der Pipeline. Der Vizechef des weißrussischen Unternehmens Belneftekhim, Wladimir Sizow, erklärte am Donnerstag, die Raffinerien des Konzerns liefen derzeit nur auf einem Niveau von 50 Prozent, verglichen mit den gelieferten Mengen vor Beginn der Verschlechterung des Öls. Er bezifferte die geschätzten Verluste auf rund 100 Millionen Dollar (knapp 90 Millionen Euro)

Der Rohölpreis war wegen der Qualitätsprobleme und der Sperrung der Pipeline auf den höchsten Stand in diesem Jahr gestiegen. Polen hatte am Mittwochabend den Import über die Druschba-Pipeline gestoppt, da Raffinerien das Öl in diesem Zustand nicht verarbeiten können. Die Pipeline läuft durch Weißrussland, Polen und bis ins brandenburgische Schwedt.

Offenbar hat ein noch unbekannter russischer Produzent Öl mit überhöhten Mengen an organischem Chlorid eingespeist. Dieses wird bei der Ölförderung eingesetzt. Es muss aber vor dem Transport wieder herausgefiltert werden.

Inzwischen wurde bekannt, dass auch der südliche Abzweig der Pipeline auf dem Weg nach Europa gesperrt wurde. Damit erhalten auch die Slowakei, Tschechien und Ungarn kein Öl über Druschba("Freundschaft"). Indirekt betroffen waren auch geplante Öl-Verschiffungen über Ostsee-Häfen, da Käufer die Abnahme unter Hinweis auf mögliche Verunreinigungen verweigerten.

Nach einem Bericht der russischen Agentur RIA bot unterdessen die Staatsbahn an, die Exporte mit 5000 Kesselwagen zu unterstützen. Dies könnte die Pipeline allenfalls teilweise ersetzen, die etwa eine Million Fass pro Tag transportieren kann.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...