Finanzen

Die Türkei steckt in der Rezession

In der Türkei verschärft sich der wirtschaftliche Abschwung.
31.05.2019 17:11
Lesezeit: 1 min
Die Türkei steckt in der Rezession
Straßenszene in Istanbul. (Foto: AFP) Foto: AFP

Die Rezession in der Türkei verschärft sich. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte im ersten Quartal auf Jahressicht um 2,6 Prozent, wie das Statistikinstitut am Freitag mitteilte. Der Konjunktur setzten abermals der Verfall der Landeswährung Lira, die hohe Inflation sowie eine Flaute in der Baubranche und der Industrie zu, berichtet Reuters.

Im Vergleich zum vierten Quartal 2018 hingegen stieg die Wirtschaftsleistung leicht um 1,3 Prozent. Die Erholung geht nach Ansicht von Analysten auf die Maßnahmen zurück, die Präsident Recep Tayyip Erdogan vor den Kommunalwahlen vom 31. März zur Stützung der Wirtschaft beschlossen hatte. Die Analysten von Capital Economics warnten aber, die Rückkehr zum Wachstum könnte von kurzer Dauer sein. Die finanziellen Bedingungen hätten sich eingetrübt und die Regierung werde ihre Ausgaben kaum in gleicher Form fortsetzen können.

Ende 2018 war die Wirtschaft das zweite Quartal in Folge zurückgegangen. Damit war die Türkei erstmals seit 2009 in die Rezession gerutscht.

Die Lira geriet zuletzt erneut unter Druck, unter anderem wegen politischen Spannungen mit den USA, Sorgen um die Unabhängigkeit der Notenbank nach Kritik von Präsident Recep Tayyip Erdogan am Zinskurs und politischen Turbulenzen nach den jüngsten Kommunalwahlen. Die oberste Wahlbehörde hatte im In- und Ausland Kritik ausgelöst, da sie die Bürgermeisterwahl in Istanbul nach dem Sieg der Opposition auf Antrag der Regierungspartei AKP von Präsident Erdogan für null und nichtig erklärte. Investoren befürchten unsichere Verhältnisse.

Die in großem Maße vom Zustrom von Kapital aus dem Ausland abhängige türkische Wirtschaft war vergangenes Jahr in die Rezession gerutscht. Der Wert der Lira zum Dollar ist seit Ende 2017 um 36 Prozent eingebrochen, was die Inflation nach oben trieb. Für türkische Firmen und Banken, die sich in ausländischen Währungen verschuldet hatten, stieg damit die Schuldenlast massiv an. Die Arbeitslosigkeit nahm zu, ausländische Investoren brachten ihr Geld außer Landes.

Investoren haben damit begonnen, ihr Engagement in dem Land zurückzufahren. Der türkische Aktien-Leitindex BIST 100 hat mit Blick auf die vergangenen 12 Monate rund 10 Prozent seines Wertes verloren. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen des Landes ist in den vergangenen 3 Jahren von rund 7 Prozent auf nun etwa 19 Prozent gestiegen.

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