Politik

Bank Austria knickt ein: Bankgeheimnis wird abgeschafft

Als erster Banker rückt der Chef der Bank Austria vom Bankgeheimnis ab. Klare Spielregeln sollen Datenschutz sicherstellen. Cernko ist für die Bankenunion: Nicht nur Aktionäre, sondern auch Sparer sollen in Zukunft für das Scheitern der Banken aufkommen.
13.05.2013 18:30
Lesezeit: 1 min

In einem Interview mit dem österreichischen Magazin Profil gab Willibald Cernko als erster Banker zu, dass das Bankgeheimnis in Österreich in seiner heutigen Form abgeschafft werden muss. Allerdings unter der Voraussetzung, dass „es klare Spielregeln gibt, welche Behörde unter welchen Bedingungen auf Bankdaten zugreifen darf“, sagte der Chef Der Bank Austria.

Das Bankgeheimnis sei nämlich dazu da, um die Privatsphäre der Banken zu schützen und nicht um Steuersündern einen Vorteil zu verschaffen, sagte Cernko. Der Bankchef wehrt sich gegen die Behauptung, die Banken würden Steuerhinterziehung erst ermöglichen: „Wenn wir Beratungsleistungen anbieten, geht es um Steueroptimierung und nicht um Steuerhinterziehung.“ Die Banken würden sich auf „absolut legalem Boden befinden“.

Man müsse aufpassen, dass nicht jeder Bankkunde automatisch kriminalisiert werde, so Cernko. Nach der Enthüllung der Offshore-Leaks ist eine Hexenjagd auch Sparer und Anleger ausgebrochen (mehr hier). Zwischen den Schwarz-Weiß-Kategorien des Sparbuches der Oma auf der einen Seite und der Steueroase des Konzerns auf der anderen Seite gebe es noch viele andere Stufen. Nicht alle Bankkunden, die versuchen Steuern zu sparen, sind automatisch Steuerhinterzieher. „Datenschutz ist in Österreich wichtig und hochsensibel.“

Mit dem Bankgeheimnis müsse man jetzt langsam ans „Reinemachen gehen. Mit kosmetischen Eingriffen allein werden wir die für den Finanzplatz Österreich schädliche Debatte um das Bankgeheimnis nicht beenden können“, sagte Cernko.

Die Bankenkrise in Zypern zeige, „wie dringend wir die Bankenunion auf die Beine stellen müssen. Wenn wir uns nicht sputen, laufen wir Gefahr, anderswo bald ähnliche Fälle zu sehen.“ Für die Abwicklung pleite gegangener Banken will Cernko zur Not „auch die Aktionäre und die unbesicherten Gläubiger“ – also die Sparer – einbinden. Der Steuerzahler musste seit 2008 bereits mit über 13 Milliarden Euro für die Rettung der Banken aufkommen (hier), nun wird er auch als Bankkunde zur Kasse gebeten.

Doch schon beim Thema Einlagensicherung scheiden sich die Geister: Allein in Österreich gibt es fünf verschiedene Modelle. De facto sind bislang Spareinlagen bis 100.000 Euro noch nicht sicher, da es keine EU-weite Einlagensicherungs-Architektur gibt (mehr dazu hier). Die Pleite einer Bank könnte heute noch den ganzen Bankensektor in Österreich gefährden.

„Schon der Kollaps einer mittelgroßen Bank würde die jeweilige Sektorhaftung zerschießen. Am Ende müsste sowieso der Staat einspringen“, sagte Cernko. Österreichs Banken sind durch ihre Verflechtungen in Südeuropa und durch ein hohes Volumen an Fremdwährungskrediten einem hohen Ausfallrisiko ausgesetzt (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik 100 Milliarden für Klimaschutz? Einigung zwischen Union, SPD und Grünen
14.03.2025

Ein Milliarden-Paket für Verteidigung und Infrastruktur sorgt für politische Bewegung. Nach zähen Verhandlungen haben Union, SPD und...

DWN
Politik
Politik BSW auch nach endgültigem Ergebnis nicht im Bundestag
14.03.2025

Das endgültige Wahlergebnis steht fest: Das BSW verpasst den Bundestag knapp. Trotz zusätzlicher Stimmen bleibt die Partei unter der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unser neues Magazin ist da: Gesund arbeiten und gesund leben? Die Balance auf der Kippe
14.03.2025

Unsere Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Digitalisierung, Globalisierung und die ständige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Gewinn beim Hersteller BMW sackt ab - die ganz fetten Jahre sind vorbei
14.03.2025

Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen...

DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...

DWN
Technologie
Technologie Polen will Bau von AKW an der Ostsee 2028 starten
14.03.2025

Deutschland hat sein letztes Atomkraftwerk abgeschaltet. Polen indes will seinen ersten Reaktor direkt am Ostseestrand errichten. Das...

DWN
Panorama
Panorama Vorsorge Gesundheit: Krankenkassen-Boni noch bis 31. März sichern
14.03.2025

Viele Krankenkassen fördern ein gesundheitsbewusstes Verhalten ihrer Versicherten mit Bonuszahlungen. Wer davon profitieren möchte,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die unsichtbare Enteignung: Wie Inflation unser Vermögen entwertet
14.03.2025

Inflation – die größte legale „Enteignung“ der Geschichte? Während Verbraucher unter steigenden Preisen ächzen, kassiert der...