Unternehmen

Kredite der Europäischen Investitionsbank nutzen vor allem den Banken

Lesezeit: 3 min
09.07.2013 02:12
Das von der EU groß angekündigte Investitions-Programm der Europäischen Investitions-Bank ist ein alter Hut: Die EIB macht, was sie immer schon gemacht hat. Profitieren werden von dem Programm am ehesten die Banken, die die EIB-Gelder mit saftigen Gebühren an die Kreditnehmer weiterreichen.
Kredite der Europäischen Investitionsbank nutzen vor allem den Banken

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Ankündigung der EU, die Europäische Investitionsbank (EIB) werde in der Krise ab sofort kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) mit Krediten aushelfen, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als reine Propaganda.

Es gilt, was immer schon gegolten hat: Wer ein wirtschaftlich rentables Projekt entwickelt, kann in den Genuss von Darlehen von der Europäischen Investitionsbank (EIB) kommen. Doch die Sache hat einen Haken: „Unter einer Größenordnung von 25 Millionen Euro vergibt die EIB keine Kredite direkt an Unternehmen“, sagt Eva Henkel, Pressesprecherin der EIB, den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Der deutsche Mittelstand, der „sehr innovationsfreudig“ sei, muss erst zu sogenannten Intermediären gehen, also Finanz- und Kreditinstitute, die von Deutschland aus mit der EIB zusammenarbeiten.

Eine Übersicht der Zwischengeschalteten Banken kann Online abgerufen werden. „Dort sind die Mitarbeiter dazu verpflichtet, die Kunden auf die Finanzierungsmöglichkeiten durch Mittel aus der EIB hinzuweisen“, sagt Henkel. Die meisten Unternehmen fielen in das Raster der Mid-Cap-Unternehmen, diese haben etwa 500 bis 3.000 Mitarbeiter. „Bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist die EIB nur indirekter Kreditgeber“, so Henkel. Durch Rahmenverträge, die die EIB mit den nationalen Banken geschlossen hat, können Kredite dann für neue, schwerpunktbezogene Projekte gewährt werden. Kleine Firmen können noch Mikrokredite in Anspruch nehmen, allerdings nur bis zu einem Betrag von 25.000 Euro.

Die zwischengeschalteten Finanzinstitute tragen auch das alleinige Risiko, so Henkel. Sie müssen das Projekt prüfen, die Branche und das Umfeld kennen und ein Risikoprofil für das Projekt erstellen. Demzufolge werden auch die erforderlichen Sicherheiten für jedes Projekt neu festgesetzt.

Diese Banken seien wiederum „dazu verpflichtet“, sich für die Weitergabe des Geldes an den Enddarlehensnehmer an die gleichen günstigen Konditionen zu richten. Die Banken arbeiten aber „nicht umsonst für die EIB, die Produkte werden eingepreist“. Wie viel die Banken an dem Geschäft verdienen dürfen, sei „vertraulicher Vertragsbestandteil“, so Henkel.

Das bedeutet: Die zusätzlichen Mittel der EIB kommen zunächst den Banken zugute. Denn sie machen mit den Krediten ein gutes Geschäft. Das Risiko, sofern es die Realwirtschaft betrifft, wälzen die Banken ohnehin auf die Unternehmen ab: Wer keine Sicherheiten stellen kann, bekommt von der Bank kein Geld. Das war vor, während und nach jeder Krise immer so.

Die EIB beteilige sich nicht an den Projekten, die sie direkt oder indirekt finanziert, sagte Henkel. „Die EIB ist eine Bank, die sich auf den internationalen Finanzmärkten finanziert und im vergangenen Jahr Kapital in Höhe von 72 Milliarden Euro aufgenommen hat“, sagt Henkel. Das seien „keine Steuergelder“. Die EIB habe ein Triple A Rating, so Henkel, dadurch könne sie sich auf den Finanzmärkten selbst mit günstigen Krediten versorgen, die sie an die Banken in Europa weitergibt.

Im vergangenen Jahr wurden Kredite in Höhe von 13 Milliarden Euro an insgesamt 200.000 kleine und mittlere Unternehmen vergeben. „Das ist viel“, sagte Henkel. Im Verlauf der Schuldenkrise wurden jedoch die Mittel der EIB knapp, um weiterhin in dem Ausmaß Kredite vergeben zu können. Der Interbankensektor in Europa befindet sich derzeit jedoch in der Krise  (mehr hier).

Die EIB brauchte mehr Mittel um dem Ruf der EU nach einer weiterhin hohen Kreditvergabe nachkommen zu können: Wenn die EU wolle, „dass wir mehr tun, dann brauchen wir einen anderen Kapitalstock“, sagte Henkel den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, „sonst kippt das zu stark ins Risiko“. Die Mitgliedstaaten entschieden daher vergangene Woche, die Mittel der EIB um zehn Milliarden Euro aufstocken zu wollen. „Das haben die freiwillig gemacht“, sagtHenkel.

Vor allem in südeuropäischen Ländern der EU ist es notwendig, die KMU mit Geld zu versorgen. Das ist einer von vier großen Schwerpunkten, in denen die EIB Kredite bereitstellt. Der zweite Schwerpunkt betrifft die Bereiche der „Innovationen und der Qualifizierung“, so Henkel. Die Ausbildung von speziellen Fähigkeiten (Skills) und Kompetenzen, insbesondere bei Jugendlichen, kann die Arbeitsmarktsituation in den jeweiligen Ländern verbessern. Wer Projekte entwickelt, die Arbeitsplätze für Jugendliche schaffen, habe gute Chancen, in den Genuss der EIB-Kredite zu kommen.

Projekte, die auf die Entwicklung der „strategischen Infrastruktur“ abzielen, haben ebenfalls gute Förderungschancen. Dazu gehört nicht nur die Verkehrsinfrastruktur, sondern auch die Entwicklung von „Energie- und Kommunikationsnetzen“, so Henkel. Der vierte Schwerpunkt liegt auf Projekten der Ressourcen-Effizienz. Im Bereich der erneuerbaren Energien werden beispielsweise Projekte zur besseren Anbindung von Offshore-Windparks ans Festland gefördert.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

 


Mehr zum Thema:  

OGLAS
DWN
Ratgeber
Ratgeber Auf die Zukunft setzen: Energie professionell managen

Die aktuelle Energiekrise bewegt deutsche Unternehmen. Angesichts steigender Energiepreise macht sich Verunsicherung breit. Gleichzeitig...

DWN
Politik
Politik Uranmunition für die Ukraine: Kriegsverbrechen mit Ansage

Das britische Verteidigungsministerium hat bestätigt, dass Großbritannien zusammen mit den Challenger 2 Panzern Munition mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Der nächste Dominostein? Märkte wetten auf Pleite der Deutschen Bank

Die Rettung der Credit Suisse war nur der erste Dominostein in der Bankenkrise. Die Finanzmärkte haben sich jetzt auf die Deutsche Bank...

DWN
Politik
Politik Raketen unter dem Radar: Steht ein neues atomares Wettrüsten bevor?

Russland und die USA haben mehrere Abkommen zur gegenseitigen Kontrolle ihrer Kernwaffen aufgekündigt. Eine gefährliche...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Energie, Inflation und Fachkräftemangel belasten die Gastronomie-Branche

Die Gastronomie hat sich kaum vom Lockdown-Schock erholt, da ziehen schon die nächsten Gewitterwolken am Himmel auf. Steigende...

DWN
Technologie
Technologie Wärmepumpe soll zum Standard in Neubau- und Altbauten werden

Ab 2024 sollen Wärmepumpen Öl- und Gasheizungen ersetzen. Die Pläne sorgen für Verunsicherungen bei Hauseigentümern. Dieser Beitrag...

DWN
Finanzen
Finanzen Damoklesschwert Goodwill in DAX-Unternehmen

Die Höhe der durch die DAX-Unternehmen ausgewiesenen Geschäfts- oder Firmenwerte hat in den 14 Jahren seit der Finanzkrise sehr stark...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft China und Brasilien verzichten im Handel auf den Dollar

China erzielt einen weiteren Erfolg gegen den US-Dollar. Der Handel mit Brasilien soll künftig nur noch in den Währungen der beiden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Mohn-Anbau-Verbot in Afghanistan: Europa besorgt wegen Fentanyl

Das Anbauverbot von Mohn in Afghanistan führt in Europa zu einem Mangel an Heroin. Drogenabhängige könnten nun auf das viel...