Politik

Türkei marschiert im Nordosten Syriens ein: Hat Trump die Kurden verraten?

Die Türkei wird alsbald im Nordosten Syriens einmarschieren, um eine Sicherheitszone einzurichten. Währenddessen ziehen die USA ihre Truppen zurück. Die Kurden-Milizen der SDF und YPG sagen, die Amerikaner hätten sie “verraten”.
08.10.2019 11:15
Lesezeit: 2 min
Türkei marschiert im Nordosten Syriens ein: Hat Trump die Kurden verraten?
Amerikaner und Türken auf gemeinsamer Patrouille an der syrisch-türkischen Grenze. (Foto: dpa) Foto: Maya Alleruzzo

Ein US-Regierungsbeamter sagte den New York Times unter der Bedingung der Anonymität, dass sich die US-Truppen angesichts der türkischen Operation aus dem Nordosten Syriens zurückziehen werden. Sie wollen, so der Beamte, den Türken “aus dem Weg gehen”. “Wir werden die Türken nicht unterstützen und wir werden die SDF (Syrische Demokratische Kräfte, die von der Kurden-Miliz YPG dominiert wird, Anm. d. Red.) nicht unterstützen. Wenn sie kämpfen, werden wir uns da raushalten”, so der US-Beamte.

Das Weiße Haus meldete am vergangenen Sonntag in einer Mitteilung: “Die Türkei wird in Kürze ihre lang geplante Operation in Nordsyrien fortsetzen. Die Streitkräfte der USA, die das territoriale Kalifat des IS besiegt haben, werden die Operation nicht unterstützen oder an ihr beteiligt sein. Sie werden sich nicht mehr in unmittelbarer Nähe befinden."

Die SDF fühlt sich von den USA im Stich gelassen. SDF-Sprecher Mustafa Bali teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter mit: “Trotz des Sicherheitsmechanismus-Abkommens und nach der Zerstörung der Befestigungsanlagen kamen die US-Streitkräfte ihrer Verantwortung nicht nach und zogen sich von der Grenze zurück.”

Zuvor hatten die örtlichen US-Truppen den SDF-Truppen befohlen, ihre Befestigungsanlagen zu zerstören. Im Gegenzug erhielten die SDF-Milizionäre eine Garantie dafür, dass sie unter dem Schutz der US-Truppen stehen würden. Der plötzliche Rückzug der US-Truppen aufgrund der anstehenden türkischen Offensive lässt bei den kurdischen Milizionären den Eindruck zurück, dass sie von den USA “verraten” wurden.

Für die türkische Regierung ist es wichtig, im Nordosten Syriens eine Sicherheitszone zu errichten, um dort einen Teil der in der Türkei lebenden 3,5 Millionen syrischen Flüchtlinge anzusiedeln. Ankara ist mittlerweile finanziell und gesellschaftlich komplett überfordert mit der Flüchtlings-Krise. “Wir möchten die terroristischen Elemente säubern, um unsere Grenzen zu schützen und eine sichere Rückkehr der Flüchtlinge zu erzielen”, zitiert Habertürk den Sprecher des türkischen Präsidenten, Ibrahim Kalin.

Im Verlauf des Syrien-Konflikts wurde deutlich, dass die USA, die Türkei und Russland ihre militärischen Schritte in Syrien miteinander abstimmen. Die Türkei ist mit den USA über einen bilateralen Kanal und über die Nato verbunden. Mit Moskau arbeitet Ankara wiederum ebenfalls auf einer bilateralen Ebene, aber über die Astana-Gruppe bezieht das Land auch den Iran ein.

Auf einem Parteikongress am vergangenen Wochenende sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, dass er sich mit US-Präsident Donald Trump auf einen Rückzug der kurdischen Milizionäre in Richtung östlich des Euphrats geeinigt habe. “Doch sein Umfeld hat sich seiner Anordnung nicht fügen wollen”, so Erdoğan.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...