Weltwirtschaft

Russland verbietet Import von chinesischem Kaviar

Lesezeit: 2 min
26.02.2020 12:16  Aktualisiert: 26.02.2020 12:16
Die russische Aufsichtsbehörden haben den Import von chinesischem Kaviar verboten.
Russland verbietet Import von chinesischem Kaviar
Die Kaviar-Wirtschaft steht unter Druck. (Foto: dpa).
Foto: David Ebener

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Ausbreitung des Corona-Virus setzt die gesamte russische Wirtschaft unter Druck – unter anderem auch den Kaviar-Markt. Die russische Aufsichtsbehörde für Lebensmittel und Pflanzenschutz „Rosselkhoznadzor“ hat bereits die Einfuhr von Stören aus China verboten, die den Kaviar liefern.

Und nun spekulieren die russischen Medien, dass jetzt der nächste Schritt bevorsteht, der den russischen Markt noch mehr bedrücken würde: So wird die Behörde vielleicht auch ein Importverbot von schwarzem Kaviar aus dem Reich der Mitte verhängen – einer Sorte, die als besonders edel gilt. „Dadurch werden sich die Preise in Russland verdoppeln“, zitiert das Medienportal „News.ru“ die Experten des Marktforschungsinstituts „Rybset“.

Hintergrund: Russische Behörden treffen ihre Entscheidungen oft ohne größere Vorkündigung, so dass ein solcher Schritt in der aktuellen Situation immer möglich ist. Wie hart ein Importverbot die russischen Konsumenten treffen würde, wird an den Zahlen deutlich: Denn derzeit betragen die Preise für schwarzen Kaviar rund 40.000 Rubel pro Kilogramm – also zwischen 500 und 600 Euro.

Sollte sich das Niveau tatsächlich verdoppeln, müssten die Russen unterm Strich 110.000 Rubel (1.500 bis 1.600 Euro) hinblättern. Zum Vergleich: Ein Kilogramm Silber kostet derzeit 560 Euro, ein Kilogramm Platin 28.000 bis 29.000 Euro, und ein Kilogramm Gold etwa 48.000 Euro.

China züchtet Stöhre in einem See, der größer als der Bodensee ist

Kaviar gilt zwar als das klassische russische Produkt. Doch stimmt dieses Klischee schon lange nicht mehr. Denn schon seit geraumer Zeit wird der Großteil des Produktes in China hergestellt, das auch den russischen Markt beliefert. So deckt das Reich der Mitte 35 Prozent des Bedarfes ab, den die Konsumenten aus Russland haben. Grundsätzlich hat der Export des Kaviars aus China in den vergangenen Jahren am Weltmarkt zu einem massiven Preisverfall geführt. So hat sich das Niveau zwischen 2012 und 2019 nahezu halbiert.

Der wichtigste Züchter ist der chinesische Fischproduzent Kaluga Queen (KQ) aus der ostchinesischen Provinz Zhejiang, das am ostchinesischen Meer liegt – sieben Autostunden von der Stadt Wuhan entfernt, wo sich das Zentrum der Ausbreitung des Coronavirus befindet. Das Unternehmen züchtet die Stöhre, die den Kaviar liefern, im Qiandao-See, der über Tiefe von 34 Metern und eine Fläche von 573 Quadratkilometern verfügt. Das Gewässer ist damit fast zehn Prozent größer als der Bodensee.

Kein Wunder, dass die Produktion von KQ gigantisch ausfällt: So stellt das chinesische Unternehmen pro Jahr bis zu hundert Millionen Tonnen her und deckt damit ein Fünftel bis ein Drittel der globalen Nachfrage. Diese beträgt zwischen 300 und 400 Tonnen. Und ein gewichtiger Teil davon geht aus nach Russland.

„Wir wollen unser Wachstum, das wir in den vergangenen Jahren verzeichnet haben, in den kommenden Jahren beibehalten“, hatte der stellvertretende Generaldirektor von KQ, Xia Yuntao, noch im Sommer des vergangenen Jahres erklärt. Doch damit dürfte es durch die Ausbreitung des Coronavirus nichts werden. Erst recht nicht, wenn sich das russische Aufsichtsamt für Lebensmittel und Pflanzenschutz dazu entschließen sollte, auch noch die Einfuhr des schwarzen Kaviars zu verbieten.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...