Wirtschaft

Streit um E-Kaufprämie: Bundesregierung drosselt überraschend Subventionsprogramme, fürchtet „Überförderung“

Die vom Steuerzahler getragenen Subventionen für die ansonsten offenkundig nicht wettbewerbsfähigen Elektroautos werden von der Regierung überraschend eingeschränkt. Offenbar will oder kann man sich den teuren Spaß mit Blick auf die beginnende Weltwirtschaftskrise nicht mehr leisten.
19.08.2020 10:30
Aktualisiert: 19.08.2020 10:30
Lesezeit: 2 min
Streit um E-Kaufprämie: Bundesregierung drosselt überraschend Subventionsprogramme, fürchtet „Überförderung“
Ein Elektroauto wird geladen. (Foto: dpa) Foto: Jan Woitas

Die Bundesregierung stoppt ihre zusätzlichen E-Auto-Förderprogramme und will damit zu hohe Kaufprämien verhindern. Eine Kombination der allgemeinen Kaufprämie mit anderen Zuschüssen für Fahrzeuge dürfe es nicht mehr geben, bestätigte das Wirtschaftsministerium am Freitag eine Recherche der Nachrichtenagentur Reuters. "Dadurch soll eine Überförderung vermieden werden."

Ein Antrag auf den sogenannten Umweltbonus dürfe nur gestellt werden, wenn der Kauf nicht zugleich durch andere öffentliche Mittel gefördert werde. Damit bremst die Regierung eine Reihe von eigenen und von Länder-Projekten über mehrere Hundert Millionen Euro aus. So hatte der Bund im Rahmen des Konjunkturprogramms parallel zur erhöhten Prämie etwa auch das Programm "Sozial & Mobil" angekündigt. Damit sollten die Flotten von gemeinnützigen Sozialdiensten schneller auf E-Antrieb umgestellt werden.

Betroffen ist auch das Sofortprogramm "Saubere Luft" des Verkehrsministeriums, mit dem unter anderem Taxis, Mietwagen und Carsharing-Autos schneller elektrifiziert werden sollten. Dazu kommen mehr als ein halbes Dutzend Projekte der Länder oder der Kommunen, die zielgerichtet die Elektrifizierung bestimmter Fahrzeuggruppen fördern wollen. Vertreter verschiedener Ministerien der Bundesregierung zeigten sich überrascht über die neue Maßgabe des Wirtschaftsressorts. In der Vergangenheit sei eine Kombination der allgemeinen Kaufprämie mit einer zielgerichteten Prämie möglich gewesen. Gerade deshalb seien diese Programm aufgelegt worden.

Eine Sprecherin des Verkehrsministeriums, das für Teile der Bundesprojekte verantwortlich ist, wollte sich nicht äußern und verwies auf das Wirtschaftsministerium. Auch das Umweltressort, unter dessen Regie das Programm "Sozial und Mobil" mit einem geplanten Volumen von 200 Millionen Euro steht, äußerte sich nicht.

E-Prämie: Teure Subventionen zur Unzeit

Der Grund, warum die Bundesregierung auf die Bremse tritt, dürfte in den massiven Kosten liegen, welche die Steuerzahler inzwischen für die Subventionierung der ohne diese Maßnahmen nicht wettbewerbsfähigen E-Mobilität ausgeben müssen. Diese gehen in die Milliarden. Mit Blick auf die schwere Rezession in der Weltwirtschaft und die Krise des deutschen Maschinenbaus und der Industrie möchte man die Ausgaben offenkundig in Schach halten. Zudem deutet sich derzeit auch eine Verlängerung der Auszahlungsdauer des Kurzarbeitergeldes an, welches ebenfalls mit Milliarden zu Buche schlägt und den Ausbruch von Massenarbeitslosigkeit verhindern soll.

Dem Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer zufolge bewirkt die Prämie zudem die Ausbildung einer „Stagflation“ im Bereich der Elektroautos. Überhaupt stellt sich die Frage, warum man eine Technologie - der angeblich die Zukunft der Mobilität gehören soll - mit Milliarden Euro fördern muss. Eigentlich sollten sich bessere, effizientere und günstigere Technologie am Markt von selbst gegen die herkömmlichen Strukturen durchsetzen können.

Anzumerken wäre noch, dass Elektroautos nicht per se „umweltfreundlicher“ als mit Diesel angetriebene Fahrzeuge oder Benziner sind, sondern das mit den Verbrennern verbundene Emissionsproblem (Stickstoffe, Naturgas CO2) sich einfach auf die Abhängigkeit seltener Rohstoffe wie Lithium und Kobalt verlagert, deren Abbau mit zahlreichen Problemen verbunden ist und im Falle von Unfällen zur Kontamination der Umgebung mit giftigen Stoffen führen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...

DWN
Politik
Politik Neues Ranking: Wer jetzt über Europas Zukunft entscheidet
20.12.2025

Donald Trumps Aufstieg an die Spitze des aktuellen Politico-Rankings zeigt, wie stark externe Kräfte Europas Politik inzwischen bestimmen....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...

DWN
Finanzen
Finanzen Micron Technology-Aktie und der KI-Boom: Experten sehen Parallelen zu Nvidia
19.12.2025

Der KI-Boom verändert den Halbleitermarkt und lenkt den Blick auf Speicherhersteller. Kann die Micron Technology-Aktie dauerhaft von...

DWN
Politik
Politik EU lockert Gentechnik-Vorgaben: Was sich im Supermarkt ändert und wo Chancen und Risiken liegen
19.12.2025

Die EU stellt die Weichen für lockerere Gentechnik-Vorgaben – mit Folgen für Supermärkte, Kennzeichnung und Landwirtschaft....