Die Soja-Preise waren vom Corona-Einbruch an den Rohstoff-Märkten vergleichsweise milde getroffen. Seit Mai geht es steil nach oben, aktuell notieren Sojabohnen bei rund 10,50 Dollar pro Bushel (27,216 Kilogramm). Der Preis für Sojamehl stieg derweil von Anfang August bis Anfang Oktober um mehr als 25 Prozent von 280 Dollar je Tonne auf rund 360 Dollar.
Für die hohen Preise ist primär die Nachfrage aus China verantwortlich
Die chinesischen Schweinezüchter sind der Hauptgrund für die steigenden Preise, dort und überall auf der Welt wird Sojamehl als Futtermittel in der Viehzucht (neben Schweinen auch für Hühner und Rinder) eingesetzt. Das freut wiederum die amerikanischen Sojabauern. Die USA sind der größte Soja-Produzent der Welt.
„Die Nachfrage-Aussichten in den nächsten sechs Monaten sind sehr gut. Unsere Farmer sind in ihren Prognosen deutlich optimistischer als noch vor einem Jahr“, sagte Jim Sutter, Vorsitzender des U.S. Soybean Export Council, gegenüber CNBC. „Wir kommen allmählich in die Zeit des Jahres, in der China normalerweise vermehrt Sojabohnen – vor allem aus den Vereinigten Staaten – importiert, und wir sehen tatsächlich jetzt schon signifikante Käufe.“
Die Rohstoff-Spekulanten sehen das ähnlich, Reuters zitiert einen Händler an der Börse in Singapur: „Die Aussichten auf weiter wachsende Soja-Importe Chinas treiben momentan den Bullenmarkt.“ An der Chicago Mercantile Exchange (CME) zählen in jüngster Zeit Rohstoff-Fonds zu den Netto-Käufern von Soja-Futures. In den letzten Tagen ist das Derivatevolumen an der US-Rohstoff-Börse wieder gestiegen.
Über den organischen Bedarf hinaus verpflichtete sich Peking im Rahmen eines Handelsabkommens mit den USA jährlich Nahrungsmittel im Wert von bis zu 50 Milliarden Dollar zu importieren, darunter Sojabohnen und Tierfleisch. Seit dem Beschluss des Abkommens hat sich das Klima zwischen den beiden Weltmächten jedoch merklich verschlechtert. China liegt Stand August bei den Nahrungsmitteln weit hinter dem versprochenen Importvolumen zurück, wie Daten des Peterson Institute für International Economics (PIIE) zeigen. Bis Jahresende wird wohl nur die Hälfte der vereinbarten 36,6 Milliarden Dollar erreicht. Wenn allerdings das Volumen doch erfüllt werden sollte, dann wird das dem Soja-Preis noch einmal zusätzliche Schubkraft verleihen.
Nichtsdestotrotz ist die chinesische Nachfrage ein zentraler Preistreiber. Seit einigen Monaten steigen die monatlichen Soja-Käufe aus China kontinuierlich an. Von Jahresbeginn bis Mitte September wurden knapp 17 Millionen Tonnen aus den USA nach China exportiert, was den höchsten gemessenen Wert seit den Rekordmengen von 2013 darstellt.
Und das wird wahrscheinlich so weitergehen, denn die Viehbestände in China erholen sich zunehmend von der afrikanischen Schweinepest. Die Aussicht auf weitere Steigerungen hat die Preise an den Termin-Märkten stark nach oben getrieben. Mittlerweile befinden sich die Future-Notierungen für Sojabohnen so hoch wie seit vier Jahren nicht mehr.
Interessant ist dabei eine Beobachtung von Zerohedge: Der starke Preisanstieg bei Soja zwischen Juli und Oktober lief entgegen dem üblichen saisonalen Trend (gemessen als Durchschnitt der letzten 10 Jahre) ab.
Es muss also neben der chinesischen Nachfrage noch andere Faktoren geben, die den Preis unterstützen. Dazu zählt ein rückläufiges Angebot: Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) korrigierte zuletzt – aufgrund der schlechten klimatischen Bedingungen – seine Prognose für die inländische Sojabohnen-Produktion mit Blick aufs Jahresende nach unten. Die Lagerbestände sind der Behörde zufolge auf einem Fünfjahres-Tief angekommen und werden durch die Exporte laufend reduziert. Darüber hinaus musste in dem vor den USA weltweiten Spitzen-Exporteur Brasilien wegen Trockenheit später als sonst angebaut werden, was auf die Export-Kapazitäten drückte. Ein kleiner Faktor ist auch die relativ hohe Nachfrage aus Mexiko.
Das Angebot wird deutlich steigen
In Zukunft wird sich das Angebot aber wieder ausweiten – es sei denn erneute Lieferkettenprobleme infolge eines Lockdowns machen den Bauern einen Strich durch die Rechnung. Die USA und Brasilien sind gemeinsam für rund 70 Prozent des jährlichen Herstellungsvolumens an Sojabohnen (circa 350 Millionen Tonnen) verantwortlich. Die dortigen Farmer passen sich bereits der gestiegenen Nachfrage an und erhöhen ihre Produktions-Kapazitäten. Die brasilianischen Bauern werden Prognosen zufolge ihre Anbauflächen im Norden und Nordosten des Landes bis zur nächsten Vegetationsperiode um sechs Prozent steigern. Und in den USA wird die Anbaufläche laut einer im Juli durchgeführten Branchen-Umfrage 2021 um etwa fünf Prozent zunehmen.
Preisdämpfend könnten außerdem erhöhte Lagerbestände in China wirken. Nach Einschätzung von Analysten sind diese aktuell überdurchschnittlich hoch.
Implikationen für die US-Präsidentschaftswahl
Für die Wiederwahl-Chancen von Donald Trump sind die hohen Soja-Preise eine sehr positive Entwicklung. Denn der im Zuge des Handelskrieges bei den Farmern ein wenig in Ungnade gefallene Präsident dürfte im Ansehen einer seiner Kern-Wählergruppen der letzten Wahl momentan ganz gut dastehen.