Die Lage am US-Arbeitsmarkt hat sich erneut verschlechtert. In der Woche bis zum 21. November gab es 778.000 Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch mitteilte. In der Woche davor waren es 748.000 Neuanträge gewesen, Anfang November lag deren Zahl noch bei etwa 700.000.
Die Daten vermitteln einen zeitnahen Eindruck der Lage auf dem Arbeitsmarkt in der weltgrößten Volkswirtschaft. Unmittelbar vor der Corona-Pandemie hatte die Zahl der Neuanträge meist bei rund 200.000 pro Woche gelegen. Die Arbeitslosenquote war im Oktober auf 6,9 Prozent zurückgegangen. Vor der Zuspitzung der Pandemie im März hatte die Arbeitslosenquote bei niedrigen 3,5 Prozent gelegen.
In der Woche bis 7. November erhielten nach Angaben des Arbeitsministeriums rund 20,5 Millionen Menschen eine Form von Arbeitslosenhilfe. Ein Jahr zuvor waren es in der gleichen Woche nur 1,5 Millionen Menschen gewesen. Der schwächelnde Arbeitsmarkt ist eine der größten Herausforderungen für den künftigen US-Präsidenten Joe Biden und dessen Finanzministerin in spe, die frühere Notenbankchefin Janet Yellen. Wegen der Corona-Pandemie gingen mehr als 22 Millionen Arbeitsplätze verloren, von denen bislang nur etwa zwölf Millionen zurückgewonnen wurden. Da die Zahl der neuen positiven Corona-Tests zuletzt Rekordwerte erreichte, wurden den Unternehmen vielerorts neue Beschränkungen auferlegt. Das könnte dazu führen, dass sie sich von Mitarbeitern trennen oder keine neuen einstellen.
Der Arbeitsmarkt bleibt damit weiter die Achillesferse der Erholung, auch wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Juli bis September auf das Jahr hochgerechnet um 33,1 Prozent zulegte, wie das Handelsministerium am Mittwoch mitteilte. Im Frühjahr war das BIP um 31,4 Prozent eingebrochen.
Die Einkommen der privaten Haushalte waren zudem im Oktober überraschend deutlich gesunken. Die Einkommen fielen im Monatsvergleich um 0,7 Prozent, wie das Handelsministerium mitteilte. Zudem wurde der Anstieg im September von 0,9 Prozent auf 0,7 Prozent nach unten korrigiert. Die Konsumausgaben sind hingegen im Oktober um 0,5 Prozent gestiegen.
Die Preisentwicklung schwächte sich etwas ab. Der von der US-Notenbank besonders beachtete Preisindex PCE stieg im Oktober zum Vorjahresmonat wie erwartet um 1,2 Prozent, nach 1,4 Prozent im September. Die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel lag wie erwartet bei 1,4 Prozent.
Mehr Aufträge für langlebige Güter
Während sich die Situation am Arbeitsmarkt verschlechtert, sind die Auftragseingänge für langlebige Güter stärker gestiegen als erwartet. Die Unternehmen haben im Oktober 1,3 Prozent mehr Aufträge erhalten als im Vormonat, teilte das Handelsministerium am Mittwoch in Washington mit. Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg um 0,8 Prozent gerechnet.
Es ist der sechste Anstieg in Folge, nachdem die Bestellungen während der ersten Corona-Welle im Frühjahr eingebrochen waren. Zudem wurde der Anstieg im September von 1,9 Prozent auf 2,1 Prozent nach oben revidiert.
Ohne den Transportsektor legten die Aufträge im Oktober ebenfalls um 1,3 Prozent zu. Hier war ein Zuwachs von 0,5 Prozent erwartet worden. Die zivilen Kapitalgüter ohne Luftfahrt lagen 0,7 Prozent über dem Vormonatsniveau. Diese Kategorie betrachten Volkswirte als Schätzgröße für die Investitionen der Firmen.
Ökonom Patrick Boldt von der Helaba verwies darauf, dass es auch ohne den schwankungsanfälligen Verkehrssektor zu einem Plus von 1,3 Prozent gekommen sei und der Ordereingang bei den zivilen Kapitalgütern ebenfalls positiv sei. „Der Einbruch aus dem Frühjahr ist inzwischen wieder wettgemacht“, so das Fazit des Ökonomen. Hinweise auf eine Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik gebe es trotz der eher positiven Daten aber nicht.