Finanzen

Corona stürzte die Europäer in Finanz-Probleme, die Zentralbanken geben ihnen nun den Rest

Die Corona-Pandemie – genauer gesagt die Reaktion der Politik auf die Pandemie – hat die finanzielle Situation von Millionen von Europäern verschlechtert. Nun werden die Sparer immer stärker von ihren Banken zur Kasse gebeten.
10.01.2021 09:16
Aktualisiert: 10.01.2021 09:16
Lesezeit: 2 min
Corona stürzte die Europäer in Finanz-Probleme, die Zentralbanken geben ihnen nun den Rest
Blick auf einen Kontoauszug. (Foto: dpa) Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Die Corona-Krise macht laut einer Umfrage besonders jungen Menschen in der EU finanziell zu schaffen. Fast zwei Drittel (64 Prozent) der EU-Bürger und EU-Bürgerinnen zwischen 16 und 34 Jahren seien in finanzielle Schwierigkeiten geraten, heißt es in einer Umfrage, die das Europäische Parlament Mitte Dezember veröffentlicht hatte. Über alle Altersgruppen hinweg lag der Anteil bei 57 Prozent.

Fast zwei von fünf Befragten aller Altersgruppen (39 Prozent) gaben an, dass sich die Corona-Pandemie bereits auf ihr persönliches Einkommen ausgewirkt habe. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) erwartet künftige Einbußen. In Deutschland lagen die Werte niedriger (29 und 21 Prozent).

Das Institut Kantar hatte im Auftrag des Europäischen Parlaments zwischen Ende September und Anfang Oktober mehr als 24.000 Menschen in den EU-Mitgliedstaaten hauptsächlich online befragt.

Die Enteignung der Sparer nimmt Fahrt auf

Während die infolge der Pandemie-Bekämpfung entstandenen wirtschaftlichen Schäden die finanzielle Lage der Europäer verschlechtert haben, nimmt die von der Nullzinspolitik der Zentralbanken vorangetriebene Enteignung von Sparern an Fahrt auf.

Weil sie bei der Europäischen Zentralbank Strafzinsen für das Parken von Geldern berappen müssen, drehen immer mehr Banken an der Gebührenschraube. Die Gebühren fürs Girokonto waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stark gestiegen. Von 2015 bis 2019 summierten sich die Preissteigerungen auf 25 Prozent, wie die Wiesbadener Behörde Ende 2020 mitteilte. Allein im vergangenen Jahr mussten Bankkunden 4,7 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Die offizielle Inflationsrate – an deren Richtigkeit es berechtigte Zweifel gibt – erhöhte sich 2019 dagegen nur um 1,4 Prozent.

Im Jahr 2020 setzte sich den Angaben zufolge der Kosten-Anstieg fort. So mussten Verbraucher im Oktober für das private Girokonto 6,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor bezahlen. Die Inflationsrate lag hingegen auch wegen der Senkung der Mehrwertsteuer in dem Monat bei minus 0,2 Prozent.

Eine Ursache für die seit 2015 im Schnitt kontinuierlich steigenden Gebühren dürften fehlende Einnahmen der Kreditinstitute aus Einlagen, Geldanlageprodukten und Darlehen sein, vermutete die Behörde. Lange verdienten Banken und Sparkassen gut daran, dass sie mehr Zinsen für Kredite kassierten, als sie Sparkunden zahlten. Doch die Differenz aus beidem, der Zinsüberschuss, schrumpft in der Zinsflaute. Parken Banken Gelder bei der Europäischen Zentralbank (EZB), müssen sie zudem Strafzinsen zahlen, aktuell 0,5 Prozent. Auch wenn es inzwischen Freibeträge für bestimmte Summen gibt, klagt die Branche über eine Milliardenbelastung.

Hatten Banken und einige Sparkassen das Gratiskonto früher gezielt zur Kundenakquise eingesetzt, zwingen auch höhere Kosten und teure Filialen die Institute zum Umdenken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs: Zinssignale aus Japan belasten Stimmung am Kryptomarkt – wie es weitergeht
07.12.2025

Der Bitcoin-Kurs steht erneut im Mittelpunkt der Marktdebatten, da globale Zinssignale und eine wachsende Verunsicherung unter Anlegern die...

DWN
Technologie
Technologie Social Media im Umbruch: KI verdrängt persönliche Beiträge immer mehr
07.12.2025

Die sozialen Netzwerke verändern sich rasant, während persönliche Beiträge seltener werden und KI-Inhalte die Feeds bestimmen. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Weshalb selbst starke Zahlen ein strukturelles Problem nicht lösen
07.12.2025

Die Nvidia-Aktie glänzt mit beeindruckenden Ergebnissen, doch Anleger übersehen oft ein zentrales Risiko. Die enorme Größe des Konzerns...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mautkosten in Europa steigen: Wie sich Speditionen jetzt Wettbewerbsvorteile sichern
07.12.2025

Trotz wachsender Belastungen im europäischen Transportsektor zeigt sich immer deutlicher, dass Mautgebühren weit mehr sind als ein...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachten mit kleinerem Budget: Viele Menschen müssen bei Weihnachtsgeschenken sparen
07.12.2025

Weihnachten rückt näher, doch viele Haushalte kalkulieren strenger als je zuvor. Eine neue Umfrage zeigt, wie stark Preissteigerungen die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OpenAI-Bilanz: Deloitte prüft Milliardenpläne und Michael Burry entfacht Debatte
07.12.2025

OpenAIs rasanter Aufstieg und die enormen Investitionspläne des Unternehmens rücken die Transparenz der OpenAI-Bilanz in den Mittelpunkt....

DWN
Politik
Politik Elektromobilitätssteuer Großbritannien: Wie London die E-Auto-Revolution abbremst
07.12.2025

Großbritannien setzt mit einer kilometerbasierten Abgabe ein hartes Signal an alle E-Autofahrer und stellt die finanzielle Logik der...

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...