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ZEITREISEN, TEIL 2: Mit relativistischen Raumschiffen reist man recht beschwerlich

Im zweiten Teil unseres großen Artikels zum Thema "Zeitreise" geht es um praktische Fragen. Wie könnten Raumfahrer überhaupt in die Vergangenheit reisen, und welche technischen Probleme würden dabei auftreten?
24.01.2021 10:03
Aktualisiert: 24.01.2021 10:03
Lesezeit: 3 min
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Zeitmaschinen existieren in der Realität nicht, aber es könnte andere Lösungen geben

Am Ende des Tages muss man sich auch um die Frage der Umsetzung einer Zeitreise Gedanken machen. Zeitmaschinen sind ein nettes Gimmick in Filmen und Büchern, die Realität sieht ein wenig anders aus.

Ein denkbarer Ansatz sind als „Wurmlöcher“ bezeichnete Abkürzungen in der Raumzeit. Es handelt sich hierbei allerdings nach wie vor um reine Gedankenkonstrukte, die in der Realität weder nachgewiesen noch konstruiert werden konnten.

Das Wurmloch-Konzept ergibt sich aus den sogenannten „Schwarzschild-Lösungen“ der Allgemeinen Relativitätstheorie Albert Einsteins, der zufolge Raum und Zeit durch die Gravitation verzerrt werden. In der Science-Fiction dienen Wurmlöcher meistens als Abkürzung zwischen weit entfernten Raumpunkten, doch auch Reisen in die Vergangenheit sind mit Wurmlöchern – unter gewissen Bedingungen – theoretisch möglich. Denn eine geschlossene Schleife im Raum könnte auch zu einer Zeitschleife werden. Ob man diese tatsächlich nutzen wollte, ist eine andere Frage, denn Wurmlöcher sollen sehr instabil sein.

Relativistische Raumschiffe sind kein nachhaltiges Transportmittel

Wer sich an etwas praxisnähere Ansätze halten will, der stößt an eine scheinbar unüberwindbare physikalische Grenze.

Aus der speziellen Relativitätstheorie ergibt sich eine Zeit, die für jeden Beobachter anders verläuft. je nachdem, wie schnell man sich relativ zu einem System bewegt, umso schneller langsamer die Zeit relativ zu diesem System. In der Eigenzeit macht sich das nicht bemerkbar, nur relativ. Die aus Einsteins Theorie abgeleiteten Phänomene (unter anderem Zeit-Dilatation und relativistische Massen-Zunahme) konnten tatsächlich verifiziert werden.

Aus den Gleichungen ergibt sich auch: Eine Reise in die Vergangenheit ist möglich, wenn man sich mit Überlichtgeschwindigkeit bewegt – genau hier ist aber eine Barriere. Und selbst wenn man diese Barriere überwinden könnte, würde man auf allerhand neue Probleme stoßen.

Will man ein Raumschiff nur auf annähernd Lichtgeschwindigkeit beschleunigen, ist die notwendige Energiemenge und damit die nötige Menge und Masse an Treibstoff schon gigantisch. Man sollte also eine sehr gut berechnete Flugbahn verfolgen. Die Vermeidung von Brems- und Manövriervorgängen spart Treibstoff und Nerven des Raumfahrers, der sich in einem Raumschiff mit annähernd (oder im Falle von Überlichtgeschwindigkeit tatsächlich) unendlicher Masse befindet.

Die relativistische Energie würde im Falle einer Überlichtgeschwindigkeit übrigens komplett in Form von Strahlungsenergie verfeuert. Keine tollen Aussichten für den Raumfahrer, der leider nicht mehr von seiner „Zeitreise“ berichten könnte.

Um aber überhaupt von Null auf Überlichtgeschwindigkeit zu kommen, wäre eine neue und masselose Energieform nötig; am besten macht man sich auch die Umgebung zunutze und startet mit einer gewissen Grundbeschleunigung, zum Beispiel in der Nähe schwarzer Löcher. Klassischer Treibstoff müsste dagegen in unendlicher Menge mitgeführt werden. Dann ist die Masse des Raumschiffes von Vornherein unendlich groß und man würde erst gar nicht vom Fleck kommen.

Ein Anruf in die Vergangenheit, bitte

Vielleicht beschränkt man sich ja lieber auf eine Kommunikation mit der Vergangenheit. Hierzu braucht es hypothetische Teilchen, sogenannte „Tachyonen“, die sich mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen und zwar sowohl in die Zukunft als auch in die Vergangenheit. Wenn Tachyonen mit gewöhnlicher Materie wechselwirken , könnte man Informationen aus der Gegenwart in die Zukunft und/oder in die Vergangenheit übertragen. Einen entsprechendes Gerät nennt man „Antitelefon“. Das wäre eine wahres Technikwunder, widerspricht aber wiederum dem Kausalitätsprinzip.

Reisen in die Zukunft gibt es auch ganz ohne Risiken

Bis zur ersten funktionsfähigen Zeitmaschine wird es wohl noch eine ganze Weile dauern – wenn sie denn jemals erfunden werden sollte. Bis dahin können wir uns damit trösten, dass wir alle im Prinzip jetzt schon jeden Tag Zeitreisende sind, genauer gesagt Zeitreisende in die Zukunft: Der Ablauf des Lebens, jede Existenz auf der Erde ist eine Reise in die Zukunft.

Wenn man von Zeitreisen in die Zukunft spricht, dann meint man also eigentlich Zeit-„Sprünge“ in die Zukunft beziehungsweise eine schnellere Reise in die Zukunft als im normalen Leben auf der Erde. Ob man das überhaupt wollen würde, ist natürlich eine andere Frage.

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Jakob Schmidt

                                                                            ***

Jakob Schmidt ist studierter Volkswirt und schreibt vor allem über Wirtschaft, Finanzen, Geldanlage und Edelmetalle.

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