Technologie

Südafrika stellt viertgrößtes Kohlekraftwerk der Welt fertig

Südafrika setzt auf Kohle. Nun wurde der Bau eines riesigen Kraftwerks fertiggestellt.
02.08.2021 11:00
Aktualisiert: 02.08.2021 11:39
Lesezeit: 2 min

Rund 14 Jahre nach dem Baustart und mehrfachen Kosten- und Fristenüberschreitungen ist eins der weltweit größten Kohlekraftwerke den Betreibern zufolge fertig. Die 4764 Megawatt große Anlage Medupi nahe dem Ort Lephalale sei vollständig am Netz, teilte Südafrikas staatlicher Energieversorger Eskom mit. In den kommenden zwei Jahren sind aber noch Reparaturen und Anpassungen nötig. Das Kraftwerk gilt weltweit als viertgrößtes seiner Art. Es kostete 122 Milliarden Rands (7 Mrd Euro) und soll eine Lebensdauer von 50 Jahren haben.

Trotz des weltweiten Ringens um eine CO2-Reduzierung setzt Südafrika mit seinen reichen Kohlevorkommen weiter auf diese Form der Energiegewinnung, die landesweit einen Anteil von 75 Prozent ausmacht. Der Staat leidet wegen seiner überwiegend überalterten und maroden Kohlekraftwerke unter einer Energiekrise, die die Konjunktur beeinträchtigt und Investoren abschreckt. Der staatliche Stromversorger musste in den vergangenen Jahren immer wieder bestimmte Ortsteile mehrere Stunden lang gezielt vom Netz nehmen, um dessen Überlastung zu vermeiden. Rund fünf Prozent des landesweiten Strombedarfs wird von Afrikas einzigem kommerziellen Atomkraftwerk bei Kapstadt erzeugt. Die Regierung hat eine Modernisierung der Anlage angekündigt, um deren Lebensdauer zu verlängern.

Der Betreiber des Kraftwerks, Eskom, schreibt in zwei Bekanntgaben zum Projekt:

Das Kraftwerk Medupi verwendet aufgrund der Wasserknappheit in der Region Lephalale direkte Trockenkühlungssysteme und es ist überdies das viertgrößte Kohlekraftwerk und das größte trockengekühlte Kraftwerk der Welt. Das Kraftwerk verfügt über eine hochentwickelte Technologie, die bei höheren Temperaturen betrieben werden kann als die frühere Kessel- und Turbinengeneration von Eskom. Wichtig ist, dass die Technologie dem Kraftwerk einen effizienteren Betrieb ermöglicht, was zu einer besseren Nutzung natürlicher Ressourcen wie Wasser und Kohle führt und eine verbesserte Umweltleistung aufweist.

Auf dem Höhepunkt der Bauzeit beschäftigte das Medupi-Projekt direkt mehr als 18.000 Personen bei Bautätigkeiten, während weitere 2.000 unterstützende Mitarbeiter vor Ort beschäftigt waren. Die Kapitalkosten des Projekts belaufen sich bisher auf 122 Mrd. R, und Eskom erwartet, nach Fertigstellung der Anlagenbilanz insgesamt weniger als 135 Mrd. R auszugeben.

(...)

Die Einzigartigkeit dieses Projekts liegt darin, dass Medupi in umgekehrter Reihenfolge gebaut wurde. Im Gegensatz zur traditionellen Eskom-Praxis, mit Block 1 zu beginnen und mit Block 6 aufzuhören, war es genau andersherum. Dieser charakteristische Ansatz ist das Ergebnis einer Abtragung von Felsen auf der Südseite der Baustelle, um diese auf der Nordseite als Füllmaterial zu verwenden.

Medupi ist zudem für die Installation von Abgasreinigungstechnologien vorbereitet, die die Schwefeldioxid-(SO2)-Emissionen um über 90 % reduzieren werden. Es wird auch Pulsstrahl-Gewebefilter umfassen, die ungefähr 99 % der Partikel zurückhalten und Brenner mit niedrigem NOx-Ausstoß, die die Stickoxidemissionen reduzieren. All dies wird dazu beitragen, die Auswirkungen auf die Luftqualität zu verringern.

Das Kraftwerk wird nach dem Zero Liquid Effluent Discharge (ZLED)-Prinzip betrieben, was bedeutet, dass das gesamte vom Kraftwerk erzeugte Abwasser wiederverwendet und nicht an die Umwelt abgegeben wird. Die geplante Betriebsdauer der Station beträgt 50 Jahre.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose: Experten sehen weiterhin Potenzial am Markt
30.11.2025

Die Entwicklung am Goldmarkt sorgt derzeit für besondere Aufmerksamkeit, da viele Anleger Orientierung in einem zunehmend unsicheren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Start-ups: Talente ziehen lieber in die USA statt nach Europa
30.11.2025

Immer mehr europäische Start-ups verlagern ihre Aktivitäten in die USA, um dort leichter an Risikokapital zu gelangen. Kann Europa durch...

DWN
Politik
Politik Militärischer Schengen-Raum: Wie die EU die Truppenmobilität beschleunigen will
30.11.2025

Die sicherheitspolitischen Spannungen in Europa erhöhen den Druck auf die EU, ihre militärische Handlungsfähigkeit neu auszurichten. Wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digital Champions: Das sind die neuen deutschen Tech-Vorbilder
30.11.2025

Von Leipzig bis Heidelberg entsteht eine Generation von Startups, die KI-Forschung in Markterfolg übersetzt. Digitale Champions wie Aleph...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase durch steigende Investitionen: Wie EU und deutsche Wirtschaft betroffen sind
30.11.2025

Die rasanten Investitionen in künstliche Intelligenz lassen Experten vor einer möglichen KI-Blase warnen. Droht diese Entwicklung, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Rüstungsindustrie im Aufschwung: USA profitieren von der Aufrüstung
30.11.2025

Europa versteht sich gern als Friedensmacht, die auf Diplomatie und Werte setzt, während in ihrem Inneren eine hochdynamische Sicherheits-...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland übernimmt ausländische Markenrechte: Mehr als 300 Brands gefährdet
30.11.2025

Ausländische Marken geraten in Russland zunehmend unter Druck, seit viele Unternehmen ihre Aktivitäten im Land eingestellt haben. Wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa im Schuldenstrudel: Warum die alten Mächte wanken und der Süden aufsteigt
29.11.2025

Europa war lange in zwei Gruppen geteilt. Es gab die Staaten mit fiskalischer Disziplin, angeführt von Deutschland, und die...