Die Debatte um eine Freigabe der strategischen Ölreserven hat die Ölpreise unter Druck gesetzt. Ein Barrel der Nordseesorte Brent verbilligte sich am Donnerstag zeitweise um mehr als ein Prozent auf 79,28 Dollar. Das war der tiefste Stand seit sechs Wochen. US-Öl WTI fiel um 1,4 Prozent auf 77,50 Dollar pro Fass. Einem Reuters-Bericht zufolge wollen die USA andere wichtige Verbrauchsländer wie Japan, Südkorea, Indien und China dazu bringen, ihre Notfallreserven anzuzapfen.
„Eine koordinierte Aktion hätte sicher einen größeren Einfluss auf den Ölmarkt als wenn nur die USA alleine diesen Weg gehen würden“, erklärte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. Zuletzt habe es eine solche Aktien vor zehn Jahren gegeben, als der Bürgerkrieg in Lybien zu einem Ausfall der dortigen Ölproduktion führte. „Die USA wollen ihre Inflation in den Griff bekommen und China hätte womöglich nichts dagegen, niedrigere Ölpreise zu sehen“, sagte John Driscoll, Geschäftsführer von der Beratungsfirma JTD Energy.
Rohstoffanalyst Vivek Dhar von der Commonwealth Bank of Australia geht davon aus, dass der aktuelle Preisrutsch nur temporärer Natur ist. „Die Freigabe strategischer Lagerbestände wird die Ölpreise wahrscheinlich nur vorübergehend senken. Es besteht eine gute Wahrscheinlichkeit, dass die Märkte ein solches Ereignis bereits eingepreist haben.“ Die Ölpreise waren im Oktober auf den höchsten Stand seit sieben Jahren geklettert und gelten als ein Grund für den Inflationsanstieg in vielen westlichen Ländern.
„Als Präsident Joe Biden Anfang des Jahres die OPEC zum ersten Mal aufforderte, die Produktion zu erhöhen, zog er eine wütende Reaktion des Gouverneurs von Texas, Greg Abbott, auf sich, der Biden sagte, er solle sich ,zurückziehen‘ und amerikanische Unternehmen um das Versorgungsproblem kümmern, das die Kraftstoffpreise in die Höhe trieb“, so „Oilprice.com“.