Finanzen

Türkischer Finanzminister: „Gehen eigenen Weg, nicht den Weg, den andere für uns vorgezeichnet haben“

Der türkische Finanzminister Nureddin Nebati sagt, dass konventionelle Methoden der Geldpolitik nichts bringen. „Wir haben konventionelle Strategien beiseitegelegt, jetzt geht es um eine abweichende Politik. Wir werden unseren eigenen Weg gehen, nicht den Weg, den andere für uns vorgezeichnet haben“, so Nebati.
05.01.2022 11:18
Aktualisiert: 05.01.2022 11:18
Lesezeit: 1 min
Türkischer Finanzminister: „Gehen eigenen Weg, nicht den Weg, den andere für uns vorgezeichnet haben“
17.08.2018, Bayern, Kaufbeuren: Türkische Lira-Münzen liegen auf einer Amerikanischen Ein-Dollar-Note. (Foto: dpa) Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Der türkische Finanzminister Nureddin Nebati verteidigt die umstrittene Wirtschaftspolitik der Regierung trotz akuter Währungskrise und sehr hoher Inflation. „Wir haben konventionelle Strategien beiseitegelegt, jetzt geht es um eine abweichende Politik“, sagte Nebati am Mittwoch in einer Rede vor Unternehmern. „Wir werden unseren eigenen Weg gehen, nicht den Weg, den andere für uns vorgezeichnet haben.“ Die Regierung werde bei der Haushaltsdisziplin keine Kompromisse eingehen und die Geld- und Fiskalpolitik umsetzen. Nebati versprach zudem, neue Instrumente zur Unterstützung produzierender und exportorientierter Unternehmen einzuführen. Details dazu wurden zunächst nicht genannt, meldet Reuters.

Die Landeswährung Lira hat 2021 gegenüber dem Dollar rund 44 Prozent an Wert eingebüßt. Das ist die mit Abstand schlechteste Entwicklung unter den Schwellenländern. Die Währungsschwäche wiederum hat die türkische Inflationsrate im Dezember auf 36 Prozent getrieben, den höchsten Wert unter der Führung von Präsident Recep Tayyip Erdogan.

In einer solchen Situation würden die meisten Zentralbanken der Welt wohl ihre Zinsen erhöhen, um die Währung für Anleger wieder attraktiver zu machen und so den Kurs zu stabilisieren. Eine stärkere Lira würde zugleich die Importe verbilligen, die meist in Devisen wie Dollar oder Euro bezahlt werden müssen. Die türkische Zentralbank hat zuletzt aber trotz steigender Preise ihre Zinsen seit September 2021 von 19 auf aktuell 14 Prozent gesenkt, was Anleger verschreckt und die Realrenditen tief im negativen Bereich gedrückt hat. Erdogan hatte immer wieder niedrigere Zinsen gefordert und auch mehrmals den Notenbank-Chef ausgetauscht. Der Präsident will mit sinkenden Zinsen vor allem Produktion, Exporte und Wirtschaftswachstum ankurbeln. Im kommenden Jahr stehen in dem Schwellenland Parlaments- und Präsidentschaftswahlen an. Die wirtschaftliche Lage könnte dann mit ausschlaggebend für den Wahlausgang sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Finanzielles Notfallpaket: So sichern Sie Ihr Vermögen in Krisenzeiten
15.11.2025

In Zeiten wachsender Unsicherheiten rückt neben Notvorräten und Fluchtplänen auch die finanzielle Absicherung in den Fokus. Marek...

DWN
Politik
Politik Für einen Kampfjet braucht es 400 Kilogramm seltene Erden: Europa im Wettbewerb mit China und den USA
15.11.2025

Seltene Erden sind zu einem entscheidenden Faktor in globalen Machtspielen geworden und beeinflussen Industrie, Verteidigung und Hightech....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klassengesellschaft 2.0 – Warum Demokratie ohne soziale Gleichheit zerbricht
15.11.2025

In Deutschland redet kaum jemand über Klassen – als wäre soziale Herkunft heute keine Machtfrage mehr. Doch die Soziologin Prof. Nicole...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzblasen 2025: Wo der nächste große Crash drohen könnte
15.11.2025

An den Finanzmärkten steigt die Nervosität. Künstliche Intelligenz treibt Bewertungen auf Rekordhöhen, Staaten verschulden sich wie nie...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienpreise: Boom zu Neuverträgen – eine Prognose
15.11.2025

Laut ifo sind Neuverträge in Großstädten um 48 Prozent teurer als Bestandsverträge. Das, so Experten, ist nicht nur ein Problem für...

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Brauanlagen-Hersteller Kaspar Schulz: „Made in Germany ist Teil unserer Markenidentität“
14.11.2025

Kaspar Schulz ist der älteste Braumaschinen-Hersteller der Welt. Seit 1677 produziert der Traditionsbetrieb in Bamberg. Johannes...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Google investiert: 6,41 Milliarden Dollar für Deutschlands Cloud-Infrastruktur
14.11.2025

Google plant eine milliardenschwere Expansion seiner Cloud-Infrastruktur in Deutschland, um seine Rechenzentren auszubauen und die Präsenz...