Wirtschaft

Klimaschwindel? Blackrock und Banken stecken 1,5 Billionen Dollar in Kohlebranche

Trotz der Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel haben Banken in den vergangenen drei Jahren einer Studie zufolge weltweit über 1,5 Billionen Dollar an Finanzierungen in die Kohleindustrie fließen lassen.
17.02.2022 12:00
Lesezeit: 2 min
Klimaschwindel? Blackrock und Banken stecken 1,5 Billionen Dollar in Kohlebranche
Das Logo des US-Vermögensverwalters "BlackRock" ist im Foyer der Geschäftsstelle zu sehen. (Foto: dpa) Foto: Lino Mirgeler

Trotz der Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel haben Banken in den vergangenen drei Jahren einer Studie zufolge weltweit über 1,5 Billionen Dollar an Finanzierungen in die Kohleindustrie fließen lassen. Von Januar 2019 bis November 2021 vergaben Geldhäuser Kredite über 363 Milliarden Dollar an die globale Kohlebranche und übten für sie Underwriting-Mandate bei Platzierungen über 1,2 Billionen Dollar aus, wie eine am Dienstag vorgestellte Untersuchung der Umweltorganisation Urgewald ergab. Im Blickpunkt der Studie standen Finanzierungen für Unternehmen, die im Kohle-Bergbau, im Kohle-Handel, im Transport oder in der Nutzung von Kohle tätig sind.

Die Verringerung des Kohleverbrauchs ist ein zentraler Bestandteil der globalen Anstrengungen, klimaerwärmende Treibhausgase zu reduzieren und die Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts auf netto Null zu senken. Weltweit haben sich Regierungen, Unternehmen und Finanzinstitute dazu verpflichtet entsprechende Schritte zu ergreifen. Der Kohlesektor ist für annähernd die Hälfte aller globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.

„Finanzinstitute argumentieren gerne, dass sie der Branche bei der Transformation beistehen wollen“, erklärte Katrin Ganswindt, Leiterin Finanzresearch bei Urgewald. Aber die Realität sei, dass nahezu keines der Kohleunternehmen einen sinnvollen Transformationspfad beschreite. „Sie haben ja auch keinen Anreiz sich zu ändern, wenn die Finanzbranche sie weiterhin mit Blankochecks unterstützt.“

Insgesamt sind der Studie zufolge Geldhäuser aus den sechs Ländern China, USA, Japan, Indien, Großbritannien und Kanada zusammen für 86 Prozent der gesamten Bankenfinanzierung für die Kohlebranche verantwortlich. Die weltweit größten Kreditgeber sind die japanischen Banken Mizuho Financial8411.T und Mitsubishi UFJ Financial8306.T. Mizuho erklärte, der Bericht spiegele nicht die aktuelle Situation wider. Die Bank entwickle zusammen mit ihren Kunden Nachhaltigkeitsstrategien. Mitsubishi UFJ lehnte eine Stellungnahme ab. Beim Underwriting führen zehn chinesische Institute die Rangliste an. Spitzenreiter ist die Industrial and Commercial Bank of China601398.SS (ICBC), die Anfragen nach einer Stellungnahme unbeantwortet ließ.

Der Studie zufolge waren im November 2021 weltweit 469 Milliarden US-Dollar in Aktien und Anleihen von expandierenden Kohlefirmen investiert. Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock sei mit einem Volumen von 34 Milliarden Dollar der führender Investor in solche Unternehmen. Blackrock wollte sich dazu nicht äußern. Blackrock-Chef Larry Fink hatte im Januar in seinem jährlichen Brief an die Konzerne, an denen seine Gesellschaft beteiligt ist, geschrieben, der Abzug von Kapital aus ganzen Branchen werde die Welt nicht zum Netto-Null-Ziel führen.Read full story

Deutsche Banken leiteten der Untersuchung zufolge zwischen Januar 2019 und November 2021 zusammengenommen etwa 18,2 Milliarden Dollar in Form von Krediten und Underwriting-Mandaten an die globale Kohleindustrie weiter. Angeführt werde die Liste jeweils von der Deutschen BankDBKGn.DE gefolgt von der Commerzbank. Die Commerzbank wies darauf hin, dass sie ihr Kohleportfolio bereits in den vergangenen zwei Jahren um die Hälfte reduziert habe. 2021 habe es noch bei einer Milliarde Euro gelegen. Ziel sei, den Kohleausstieg bis 2030 zu forcieren. Bei der dafür notwendigen Transformation begleite die Commerzbank ihre Kunden. Den Rahmen dafür setze eine verschärfte Richtlinie der Bank zu fossilen Brennstoffen.

Die Deutsche Bank erklärte, auf CO2-intensive Sektoren entfalle nur ein kleiner Teil des Kreditbuchs. Auf Basis öffentlich zugänglicher Daten mache die Deutsche Bank im Bereich fossile Brennstoffe weniger Kredit- und Emissionsgeschäft als die globalen Wettbewerber. „Wir sind auf einem guten Weg, unser bereits auf Ende 2023 vorgezogenes Ziel von 200 Milliarden Euro an ESG-Finanzierungen und -Investitionen noch früher als geplant zu erreichen“, erklärte Deutschlands größtes Geldhaus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...