Wirtschaft

US-Justizministerium: Allianz-Fondsmanager haben Anleger betrogen

Nach Ansicht des US-Justizministeriums haben Hedgefonds-Manager einer Allianz-Tochter die Entwicklung der Fonds über Jahre hinweg manipuliert.
17.05.2022 16:08
Aktualisiert: 17.05.2022 16:08
Lesezeit: 2 min

Die Milliardenverluste von US-Investoren mit Hedgefonds einer Allianz-Tochter werden zum Kriminalfall. Der Chef-Investor für mehrere "Structured Alpha"-Fonds, Greg Tournant, und zwei Fondsmanager hätten die Entwicklung der Fonds über Jahre hinweg manipuliert und die mit den Anlagen verbundenen Risiken untertrieben, erklärte das US-Justizministerium am Dienstag. Tournant, den die Allianz Ende 2021 entlassen hatte, werde der Verschwörung, des Wertpapier- und Anlagebetrugs und der Behinderung der Justiz beschuldigt. Er habe sich in Denver den Behörden gestellt, sagte ein Ministeriumssprecher. Große Anleger wie US-Pensionsfonds hatten mit den Fonds insgesamt sieben Milliarden Dollar verloren, als die Kapitalmärkte im März 2020 zu Beginn der Corona-Krise in die Knie gingen. Die Fonds im Volumen von elf Milliarden Dollar wurden abgewickelt.

Die US-Dependance des zu dem Münchner Versicherungsriesen gehörenden Vermögensverwalters Allianz Global Investors, AGI US, habe sich schuldig bekannt, den Fondsmanagern nicht genügend auf die Finger geschaut zu haben, erklärte das Ministerium. Nach einem Vergleich mit dem Ministerium ist die Allianz bereit, eine Strafe von 2,33 Milliarden Dollar zu zahlen und die Anleger mit 3,24 Milliarden für ihren verlorenen Einsatz zu entschädigen. Von der Strafe würden ihr aber 1,89 Milliarden Dollar erlassen, weil sie den Anlegern - darunter Pensionsfonds für Lehrer im US-Bundessstaat Arkansas - bereits mehr Entschädigungen gezahlt habe. Weitere 463 Millionen würden zugunsten der Staatskasse eingezogen. In einem separaten Vergleich zahlt die Allianz 675 Millionen an die US-Wertpapieraufsicht SEC. Ein Sprecher des Konzerns in München erklärte, die Beträge seien durch Rückstellungen abgedeckt.

Die Allianz hat bereits 5,6 Milliarden Euro für die Beilegung der Affäre zurückgelegt. Bisher war davon ausgegangen worden, dass es sich bei den Verlusten um Fehlspekulationen handelte, weil die Fondsmanager im Auf und Ab der Märkte kalte Füße bekommen hatten. Doch nach ihren Untersuchungen werfen die US-Behörden den Fondsmanagern vor, die Anleger mindestens seit 2014 bewusst getäuscht zu haben. Sie hätten in den Fonds weit weniger Sicherheitsnetze gespannt, die die Investoren bei einem Absturz vor Verlusten schützen sollten, als behauptet. Mehr als zwei Dutzend Anleger hatten AGI verklagt. Allianz-Chef Oliver Bäte hatte das Debakel im August 2020 eingeräumt und auf eine schnelle Beilegung gedrängt, nachdem der Versicherer die Vorwürfe bis dahin stets zurückgewiesen hatte.

US-Börsenaufsicht: AllianzGI in den USA für zehn Jahre gesperrt

Der Vermögensverwalter Allianz Global Investors (AllianzGI) darf ab sofort für zehn Jahre kein Geschäft mehr mit Investmentfonds mit einer US-Lizenz machen. Das ist Teil des Vergleichs mit der US-Wertpapieraufsicht SEC zur Beilegung des Skandals um die "Structured Alpha"-Hedgefonds, wie die Behörde am Dienstag in New York mitteilte. AllianzGI kann die Investorengelder aber in den nächsten Monaten an einen anderen Vermögensverwalter transferieren. Dabei geht es immerhin um rund 120 Milliarden Dollar, rund ein Viertel des für Dritte verwalteten Vermögens von AllianzGI, wie ein Allianz-Sprecher sagte. Strukturierte Produkte wie die zu Beginn der Corona-Krise zusammengebrochenen "Structured Alpha"-Fonds machten laut dem US-Justizministerium wiederum ein Viertel der Einnahmen von AllianzGI in den USA aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtwechsel im Arbeitsmarkt 2025: Arbeitgeber geben wieder den Ton an
08.12.2025

Der Wind am Arbeitsmarkt 2025 dreht sich offenbar: Nach Jahren der Bewerbermacht gewinnen Unternehmen wieder Spielraum. Jan-Niklas Hustedt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzzahlen 2025: Warum Firmenpleiten weiter steigen
08.12.2025

Deutschlands Insolvenzzahlen klettern auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders Mittelstand, Handel und Autozulieferer geraten unter...

DWN
Finanzen
Finanzen Klöckner & Co-Aktie hebt ab: Übernahmefantasie und positive Analysteneinstufung treiben Aktienkurs
08.12.2025

Die Klöckner-Co-Aktie schießt hoch, weil erneut Übernahmegespräche kursieren. Doch hinter dem Kurssprung steckt eine lange...

DWN
Politik
Politik EU-Krisenpolitik: Ein Plüschelefant gegen Putin und Trump
08.12.2025

Ein harmloser Plüschelefant entlarvt ein System voller Überregulierung und geopolitischer Schwäche. Warum ein Plüschelefant die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa unterschätzt die Rohstoffkrise: Ex-Rio-Tinto-Chef stellt der EU ein vernichtendes Urteil aus
08.12.2025

Europa will sich aus der Rohstoffabhängigkeit von China befreien,doch laut Jakob Stausholm, dem langjährigen Chef des Bergbaukonzerns Rio...

DWN
Technologie
Technologie Stromproduktion: Rekord bei Strom aus Wind und Sonne
08.12.2025

Deutschlands Stromproduktion hat im Sommer neue Rekorde erreicht: Windkraft und Photovoltaik dominieren, Kohle verliert weiter. Doch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Industrieproduktion im verarbeitenden Gewerbe setzt Erholung fort
08.12.2025

Die deutsche Industrieproduktion legt erneut zu – vor allem der Bau liefert Rückenwind. Nach dem Einbruch im Sommer mehren sich positive...