Wirtschaft

Und täglich grüßt die (gebrochene) Lieferkette

Neben Krieg und Corona ist das Wort Lieferketten bezeichnend für eine Welt in Bedrängnis.
Autor
15.06.2022 08:00
Lesezeit: 1 min
Und täglich grüßt die (gebrochene) Lieferkette
Die App "Marine Traffic" zeigt mit Grün die Positionen von Frachtschiffen vor dem Hafen von Shanghai an. (Foto: dpa)

Hätte hätte Lieferkette: Neben den Worten Krieg und Corona gibt es derzeit wohl kein anderes Wort, das so trefflich beide Krisen vereinnahmt und bezeichnend für eine Welt in Bedrängnis ist. Wer hätte noch vor Jahren im Rausch der Globalisierung daran gedacht, dass dieses Netzwerk von Verkehrsträgern und Transportmitteln auch einmal in sich zusammenbrechen könne. Als ein kränkliches Konstrukt, das uns unmittelbar mit Entbehrung, Angst und sonst allerlei uns drohenden Gefahren konfrontiert. Mit, für die sozial Schwächsten auf diesem Globus, einer Hungersnot ante portas.

Da hilft es auch nichts, wenn die Europäische Union ein neues Lieferkettengesetz auf den Weg bringen und die Unternehmer verpflichten will, ihre Zulieferer entlang der gesamten globalen Lieferketten zu überprüfen. Mit dem Ziel: geltende Menschenrechts-Standards und des Umweltschutzes einzuhalten.

Irgendwie scheint derzeit alles weit davon entfernt zu sein, nichts richtig greifbar, das Wort selbst nicht mehr als ein Euphemismus für eine nicht enden wollende Warteschleife. Dabei begegnet uns die Lieferkette tagtäglich, ohne etwas Gutes im Gepäck zu haben. Im Gegenteil: Sie verhindert in ihrem gebrochenen Zustand, dass uns die Konsumgüter dieser Welt pünktlich erreichen, und haut uns eine Hiobsbotschaft nach der anderen um die Ohren. Derweil zieht die Inflation an, die Preise steigen, und wir bleiben mit dem Gefühl zurück, dass uns die Felle davon schwimmen.

Es bleibt uns nichts anderes übrig, als darauf zu hoffen, dass sie wieder zu alter Stärke zurückfindet, um aus mittlerweile misanthropischen Schlecht-Wetter Menschen wieder konsumfreudige Ästheten zu machen. Ohne weiter zusammen mit dem bitterbösen Adjektiv „gebrochen“ einen unheilvollen Fußabdruck in uns zu hinterlassen und uns in unserer täglichen Routine zu verfolgen.

Überhaupt: Im Vergleich zur Lieferkette mutet sich das hätte hätte Fahrradkette des Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück aus dem Jahr 2013 als Antwort auf die vermasselte SPD-Wahlkampagne geradewegs erfrischend an. Und sogar die Kettensägen-Kette, möchte man meinen, ist angesichts der verheerenden Folgen gebrochener Lieferketten weitaus weniger bedrohlich. Schließlich kann sie – sofern richtig eingesetzt – auch etwas erschaffen. Davon kann bei einer gebrochenen Lieferkette leider keine Rede sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Kuka weitet Stellenabbau in Augsburg aus – 560 Jobs betroffen
16.11.2025

Der Roboterhersteller Kuka plant an seinem Stammsitz in Augsburg einen größeren Stellenabbau als zunächst angekündigt. Statt der...

DWN
Immobilien
Immobilien PV-Anlagen für Unternehmen: Wie Betriebe mit Steuerbonus und Eigenstrom doppelt punkten
16.11.2025

Gewerbliche Photovoltaikanlagen gewinnen für den Mittelstand zunehmend an Bedeutung. Durch den Investitionsabzugsbetrag und die...

DWN
Politik
Politik Europa im Wandel: Populismus und Spannungen in Deutschland, England und Frankreich
16.11.2025

Europa steht vor politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, während der Zusammenhalt innerhalb der EU zunehmend brüchig wird....

DWN
Politik
Politik Von der Leyen unter Druck: Zwei Billionen Euro und kein Plan für Europas Bauern
16.11.2025

Der Streit um Agrarsubventionen spaltet die Europäische Union. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will den EU-Haushalt...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzskandal bei privaten Krediten: HPS und BNP Paribas verlieren hunderte Millionen
16.11.2025

Der Markt für private Kredite außerhalb regulierter Banken erlebt ein rasantes Wachstum, das zunehmend systemische Risiken birgt. Wie...

DWN
Politik
Politik TNT-Produktion in Europa: NATO-Staaten planen neue Fabriken zur Versorgungssicherung
16.11.2025

Europa verfügt derzeit über nur eine Produktionsstätte für NATO‑Standard‑TNT, während mehrere Länder neue Fabriken planen. Wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
15.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...