Eine Vielzahl von Pflegeprodukten verwenden Frauen auch im Intimbereich. Deswegen wäre es gerade hier wichtig, zu wissen, was in den Produkten enthalten ist. Doch ausgerechnet bei Produkten wie Binden, Tampons und Intim-Duschen sind die Hersteller nicht verpflichtet, anzugeben, welche Inhaltsstoffe verwendet wurden.
Umso erschreckender ist eine aktuelle Untersuchung der Organisation Women’s Voices for the Earth (WVE). Diese kam zu dem Schluss, dass etliche Intim-Pflegeprodukte für Frauen gefährliche Chemikalien enthalten. Dazu gehören etwa krebserregende Stoffe (Karzinogene), Allergene, Pestizide und Dioxine. „Das vaginale Gewebe ist viel aufnahmefähiger als viele andere Teile der Haut, deswegen sind hormonstörende und andere giftige Chemikalien in Pflegeprodukten für Frauen ganz besonders besorgniserregend“, heißt es in dem Bericht.
Binden
In Binden fand die Women’s Voices for the Earth teilweise Dioxine, Pestizidrückstände, unbekannte Duft-Chemikalien, nicht bekannte Kleberrückstände und Furane. Furane können wie auch Dioxine während des Bleich-Prozesses entstehen, sie können krebserregend sein. Die anderen Inhaltsstoffe können unter anderem das Hormonsystem der Frau stören oder auch allergische Hautausschläge auslösen.
Tampons
Gefährliche Inhaltsstoffe fanden sich aber auch in Tampons. So spricht der Bericht von Benzocain (leichtes Betäubungsmittel) und Methylisothiazolinone. Letzteres wird häufig als Konservierungsstoff verwendet und gilt als Allergieauslöser. Dioxine und Furane sowie Pestizidrückstände wurden ebenfalls gefunden. Parabene, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein, waren teilweise auch enthalten. Und 2009 fand Öko-Test in zwei Produkten das als krebserregend unter Verdacht stehende Formaldehyd. Darüber hinaus wurden in zehn Marken halogenorganische Verbindungen gefunden. Es gib Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen halogenorganischen Verbindungen und Krebs nahelegen.
Intimduschen
In Intimduschen wurden von Women’s Voices for the Earth ebenfalls unbekannte Duft-Chemikalien und das spermizide Nonoxynol-9 entdeckt. Das spermizide Nonoxynol-9 kommt auch bei Verhütungs-Cremes zum Einsatz. Es kann Jucken verursachen und die Scheidenflora zerstören. Einige Studien haben dem Bericht zufolge zudem einen Zusammenhang zwischen den Intimduschen und Gebärmutterhalskrebs, Eileiterschwangerschaft, Unfruchtbarkeit und Geschlechtskrankheiten festgestellt.
Intimwaschlotionen
Aber auch Intimwaschlotionen sind nicht unbelastet. Hier fanden sich unter anderem unbekannte Duft-Chemikalien, Methylisothiazolinone (Allergieauslöser), Parabene (krebserregend) und DMDM Hydantoin. Letzterer kann das krebsverdächtiges Formaldehyd abspalten. Erst vor kurzem fand Öko-Test diesen Inhaltsstoff auch in Shampoos. Die Inhaltsstoffe in einigen Intimwaschlotionen können aber auch das Hormonsystem stören sowie Asthma und Hautausschläge auslösen, so der Bericht der Women’s Voices for the Earth.
Reinigungstücher
Reinigungstücher sind ebenfalls schlechte als ihr Ruf. Wie die Intimwaschlotionen enthält sie Methylisothiazolinone (Allergieauslöser), Parabene (krebserregend) und DMDM Hydantoin. Der Inhaltsstoff Iodopropynyl butylcarbamate ist in einigen Reinigungstüchern ebenfalls zu finden. Er steht unter dem Verdacht, krebserregend zu sein und allergische Reaktionen auszulösen. Und das in einigen Waschlotionen enthaltene Triclosan gilt als Konservierungsmittel, das die Leber schädigen kann.
Intim-Deos
Bei Intim-Deodorants für Frauen können gefährliche Bestandteile unter anderem unbekannte Duftstoffe, Parabene (krebserregend) und Benzethoniumchlorid sein. Schon 1998 warnte das Bundesinstitut für Risikobewertung vor Benzethoniumchlorid, da es zu Hautreizungen führen kann.
Cremes
Ein weiteres Produkt sind Cremes gegen Juckreiz im Intimbereich. Unter anderem wurden bei den Untersuchungen Parabene (krebserregend), Methylisothiazolinone (Allergieauslöser) und Benzocain (Betäubungsmittel) gefunden. Diese Inhaltsstoffe können zu Störungen im Hormonsystem, allergischen Ausschlägen und Juckreiz führen.
Allerdings sieht man nicht auf den ersten Blick, ob sich in Tampons oder Binden gefährliche Stoffe finden. Weder in den USA noch in der EU gibt es eine Kennzeichnungspflicht für die Inhaltsstoffe von Tampons, Binden und Slipeinlagen. In diesem Bereich gibt es lediglich den im Jahr 2000 in Kraft getretenen Europäischen Code of Practice für Tampons.
Nach eigenen Angaben beinhaltet dies folgende Punkte:
„Jede Tamponpackung muss einen klar verständlichen Hinweis für die Verbraucherin enthalten, dass die Packung wichtige Informationen bezüglich des menstruellen toxischen Schocksyndroms (TSS), einer seltenen, aber ernstzunehmenden Erkrankung, enthält (…)“. Zudem müssen in jeder Packung „entsprechende Anweisungen beigefügt werden, die klare Ratschläge und Anleitungen zum richtigen Gebrauch der Tampons geben.“ Auch sollen die jeweiligen Saugstärken der Tampons gekennzeichnet sein. Von der Kennzeichnung von Inhaltsstoffen ist nirgendwo die Rede. Lediglich heißt es zur Produktsicherheit: „Die Tamponhersteller werden weiterhin ihren Verpflichtungen gemäß der Europäischen Richtlinie über die allgemeine Produktsicherheit (Richtlinie 2001/95/EG vom 03. Dezember 2001, Amtsblatt der EU Nr. L 11/4 vom 15.01.2002) nachkommen.“
Eine Stellungnahme von Seiten der EU bezüglich der fehlenden Kennzeichnungspflicht war bisher noch nicht zu erhalten, auch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat die Redaktion auf eine spätere Auskunft vertröstet.