Gemischtes

Pestizid-Rückstände in Kosmetika und Pflege-Produkten entdeckt

In mehreren Frauen-Pflegeartikeln wie Reinungstüchern, Wasch-Lotions und Tampons hat die Organisation Women's Voices for the Earth gefährliche Pestizidrückstände gefunden. Einige können Krebs auslösen. Besonders gefährlich: Die Produkte unterliegen keiner Kennzeichnungspflicht - weshalb die Hersteller offenbar davon ausgehen, ihren Kunden alles andrehen zu können.
24.11.2013 00:43
Lesezeit: 3 min

Eine Vielzahl von Pflegeprodukten verwenden Frauen auch im Intimbereich. Deswegen wäre es gerade hier wichtig, zu wissen, was in den Produkten enthalten ist. Doch ausgerechnet bei Produkten wie Binden, Tampons und Intim-Duschen sind die Hersteller nicht verpflichtet, anzugeben, welche Inhaltsstoffe verwendet wurden.

Umso erschreckender ist eine aktuelle Untersuchung der Organisation Women’s Voices for the Earth (WVE). Diese kam zu dem Schluss, dass etliche Intim-Pflegeprodukte für Frauen gefährliche Chemikalien enthalten. Dazu gehören etwa krebserregende Stoffe (Karzinogene), Allergene, Pestizide und Dioxine. „Das vaginale Gewebe ist viel aufnahmefähiger als viele andere Teile der Haut, deswegen sind hormonstörende und andere giftige Chemikalien in Pflegeprodukten für Frauen ganz besonders besorgniserregend“, heißt es in dem Bericht.

Binden

In Binden fand die Women’s Voices for the Earth teilweise Dioxine, Pestizidrückstände, unbekannte Duft-Chemikalien, nicht bekannte Kleberrückstände und Furane. Furane können wie auch Dioxine während des Bleich-Prozesses entstehen, sie können krebserregend sein. Die anderen Inhaltsstoffe können unter anderem das Hormonsystem der Frau stören oder auch allergische Hautausschläge auslösen.

Tampons

Gefährliche Inhaltsstoffe fanden sich aber auch in Tampons. So spricht der Bericht von Benzocain (leichtes Betäubungsmittel) und Methylisothiazolinone. Letzteres wird häufig als Konservierungsstoff verwendet und gilt als Allergieauslöser. Dioxine und Furane sowie Pestizidrückstände wurden ebenfalls gefunden. Parabene, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein, waren teilweise auch enthalten. Und 2009 fand Öko-Test in zwei Produkten das als krebserregend unter Verdacht stehende Formaldehyd. Darüber hinaus wurden in zehn Marken halogenorganische Verbindungen gefunden. Es gib Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen halogenorganischen Verbindungen und Krebs nahelegen.

Intimduschen

In Intimduschen wurden von Women’s Voices for the Earth ebenfalls unbekannte Duft-Chemikalien und das spermizide Nonoxynol-9 entdeckt. Das spermizide Nonoxynol-9 kommt auch bei Verhütungs-Cremes zum Einsatz. Es kann Jucken verursachen und die Scheidenflora zerstören. Einige Studien haben dem Bericht zufolge zudem einen Zusammenhang zwischen den Intimduschen und Gebärmutterhalskrebs, Eileiterschwangerschaft, Unfruchtbarkeit und Geschlechtskrankheiten festgestellt.

Intimwaschlotionen

Aber auch Intimwaschlotionen sind nicht unbelastet. Hier fanden sich unter anderem unbekannte Duft-Chemikalien, Methylisothiazolinone (Allergieauslöser), Parabene (krebserregend) und DMDM Hydantoin. Letzterer kann das  krebsverdächtiges Formaldehyd abspalten. Erst vor kurzem fand Öko-Test diesen Inhaltsstoff auch in Shampoos. Die Inhaltsstoffe in einigen Intimwaschlotionen können aber auch das Hormonsystem stören sowie Asthma und Hautausschläge auslösen, so der Bericht der Women’s Voices for the Earth.

Reinigungstücher

Reinigungstücher sind ebenfalls schlechte als ihr Ruf. Wie die Intimwaschlotionen enthält sie Methylisothiazolinone (Allergieauslöser), Parabene (krebserregend) und DMDM Hydantoin. Der Inhaltsstoff Iodopropynyl butylcarbamate ist in einigen Reinigungstüchern ebenfalls zu finden. Er steht unter dem Verdacht, krebserregend zu sein und allergische Reaktionen auszulösen. Und das in einigen Waschlotionen enthaltene Triclosan gilt als Konservierungsmittel, das die Leber schädigen kann.

Intim-Deos

Bei Intim-Deodorants für Frauen können gefährliche Bestandteile unter anderem unbekannte Duftstoffe, Parabene (krebserregend) und Benzethoniumchlorid sein. Schon 1998 warnte das Bundesinstitut für Risikobewertung vor  Benzethoniumchlorid, da es zu Hautreizungen führen kann.

Cremes

Ein weiteres Produkt sind Cremes gegen Juckreiz im Intimbereich. Unter anderem wurden bei den Untersuchungen Parabene (krebserregend), Methylisothiazolinone (Allergieauslöser) und Benzocain (Betäubungsmittel) gefunden. Diese Inhaltsstoffe können zu Störungen im Hormonsystem, allergischen Ausschlägen und Juckreiz führen.

Allerdings sieht man nicht auf den ersten Blick, ob sich in Tampons oder Binden gefährliche Stoffe finden. Weder in den USA noch in der EU gibt es eine Kennzeichnungspflicht für die Inhaltsstoffe von Tampons, Binden und Slipeinlagen. In diesem Bereich gibt es lediglich den im Jahr 2000 in Kraft getretenen Europäischen Code of Practice für Tampons.

Nach eigenen Angaben beinhaltet dies folgende Punkte:

„Jede Tamponpackung muss einen klar verständlichen Hinweis für die Verbraucherin enthalten, dass die Packung wichtige Informationen bezüglich des menstruellen toxischen Schocksyndroms (TSS), einer seltenen, aber ernstzunehmenden Erkrankung, enthält (…)“. Zudem müssen in jeder Packung „entsprechende Anweisungen beigefügt werden, die klare Ratschläge und Anleitungen zum richtigen Gebrauch der Tampons geben.“ Auch sollen die jeweiligen Saugstärken der Tampons gekennzeichnet sein. Von der Kennzeichnung von Inhaltsstoffen ist nirgendwo die Rede. Lediglich heißt es zur Produktsicherheit: „Die Tamponhersteller werden weiterhin ihren Verpflichtungen gemäß der Europäischen Richtlinie über die allgemeine Produktsicherheit (Richtlinie 2001/95/EG vom 03. Dezember 2001, Amtsblatt der EU Nr. L 11/4 vom 15.01.2002) nachkommen.“

Eine Stellungnahme von Seiten der EU bezüglich der fehlenden Kennzeichnungspflicht war bisher noch nicht zu erhalten, auch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat die Redaktion auf eine spätere Auskunft vertröstet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Start-up Automotive: Der Weg ist für Bareways das Ziel
02.05.2025

Navigationssysteme zeigen den schnellsten oder kürzesten Weg von A nach B. Das Start-up Bareways geht noch einen Schritt weiter: Es...

DWN
Politik
Politik EU bietet Trump milliardenschweren Deal – Brüssel will US-Produkte kaufen, um Zollkrieg zu stoppen
02.05.2025

Inmitten eskalierender Handelskonflikte zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union hat Brüssel nun eine weitreichende...

DWN
Technologie
Technologie Visa ebnet Weg für KI-Agenten im Online-Handel – Der stille Umbau des Zahlungsverkehrs hat begonnen
02.05.2025

Visa läutet das Zeitalter des KI-Handels ein: Künstliche Intelligenz soll künftig im Namen der Nutzer einkaufen und bezahlen –...

DWN
Politik
Politik AfD gesichert rechtsextremistisch: Verfassungsschutz stuft die Partei als rechtsextrem ein - AfD kündigt juristische Schritte an
02.05.2025

Der Verfassungsschutz hat die gesamte AfD als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. In einer ersten Reaktion kündigt die...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Ursprung und Labor-These: China widerspricht US-Regierung
02.05.2025

China macht die USA für den Ursprung des Coronavirus verantwortlich und beschuldigt die US-Regierung, das Thema zu „politisieren“, um...

DWN
Panorama
Panorama Teure Tierliebe: Deutsche geben mehr als sieben Milliarden für Haustiere aus
02.05.2025

Heimtiermarkt trotzt Wirtschaftsflaute: Über sieben Milliarden gaben die stolzen Besitzer im vergangenen Jahr für ihre Haustiere aus....

DWN
Politik
Politik Jugendtrendstudie 2025 belegt: Junge Frauen in Deutschland leben mit massiver Angst vor Übergriffen
02.05.2025

Die aktuelle Jugendtrendstudie offenbart, dass die junge Generation sich in ihrem Land nicht mehr sicher fühlt. Besonders Frauen haben...

DWN
Politik
Politik Kommunalwahlen in Grossbritannien: Nigel Farage und seine Reform UK Partei siegen in Starmers Wahlkreis
02.05.2025

Schwere Niederlage für Labour: In Umfragen hatten sie bereits vor den beiden traditionellen britischen Parteien die Nase vorn. Nun zeigt...