Finanzen

Streit mit BayernLB: Hypo will österreichisches Gericht

Lesezeit: 2 min
25.11.2013 16:04
Die BayernLB verlangt von der Hypo die Rückzahlung von Krediten im Umfang 2,3 Milliarden Euro. Doch die Österreicher weisen das zurück und fordern ihrerseits 2,3 Milliarden Euro von der BayernLB. Die Hypo will den Prozess nach Österreich verlagern.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Milliardenstreit der BayernLB mit ihrer früheren Tochter Hypo Alpe Adria wird wohl vor mehreren Gerichten in Deutschland und Österreich ausgetragen. Das Landgericht München sei voraussichtlich nur für einen Teil der gegenseitigen Forderungen beider Banken zuständig, sagte die Vorsitzende Richterin Gesa Lutz zum Prozessauftakt am Montag in München.

Die Institute streiten darum, ob die Hypo der BayernLB Kredite von mehr als 4,5 Milliarden Euro zurückzahlen muss. Die angeschlagene Bank aus Kärnten lehnt dies wegen ihrer Notlage ab und beruft sich dabei auf österreichisches Recht.

Einen Vorschlag der Richterin, sich für den gesamten Streit auf das deutsche Gericht zu einigen, lehnte die Hypo ab. „Wir glauben, Österreich ist der richtige Gerichtsstand“, sagte Hypo-Anwalt Daniel Busse. „Ich glaube, dass wir uns nicht einig werden, was die Zuständigkeitsfrage angeht.“ Zwar habe die Hypo auf die Klage der BayernLB in München mit einer Klage vor demselben Gericht reagiert. Damit wolle sie aber nur auf Nummer sicher gehen, damit ihre eigene Forderung nicht verjähre.

Die BayernLB verlangt von der Hypo eine Tilgung offener Schulden von 2,3 Milliarden Euro. Die Österreicher wollen allenfalls einen kleinen Teil davon zahlen und drehen den Spieß um: Sie fordern Ratenzahlungen von ebenfalls 2,3 Milliarden Euro zurück, die sie nach eigener Darstellung bereits nach München überwiesen haben. Vor Gericht angemeldet hat die Hypo vorläufig nur einen Teilbetrag von 700 Millionen Euro.

Weil die Banken für einzelne Teilbeträge unterschiedliche Konditionen vereinbart hatten, könnten neben der Münchner Justiz auch Gerichte in Frankfurt und in Wien zuständig sein. „Die rechtlichen Fragen sind äußerst komplex“, sagte die Richterin.

Die Hypo beruft sich auf ein österreichisches Gesetz, wonach Darlehen ihrer früheren Muttergesellschaft als Ersatz von fehlendem Eigenkapital einzustufen seien. Deshalb dürfe sie das Geld erst im Falle einer nachhaltigen Sanierung zurückzahlen. Ob die Bank allerdings jemals gesundet, steht in den Sternen.

Die BayernLB hält der Hypo entgegen, sie stelle mit ihrer Begründung ihre eigenen Bilanzen der vergangenen Jahre infrage. Dort habe sie noch hinreichend Eigenkapital ausgewiesen.

Die BayernLB hatte die Bank Ende 2009 - nur zweieinhalb Jahre nach dem Kauf - in einer Notaktion an die Republik Österreich abgegeben, nachdem sich bei der Hypo immer größere Finanzlöcher auftaten. 3,7 Milliarden Euro an Steuergeldern hat die BayernLB bereits in Österreich versenkt.

Bis zum Jahresende will die Regierung der maroden Hypo Alpe Adria weitere 1,05 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, wie das notverstaatlichte Institut am Freitagabend mitteilte (mehr hier).

Das Münchner Gericht will nun Gutachten zum österreichischen Eigenkapitalersatzgesetz und zur damaligen wirtschaftlichen Lage der Hypo einholen. „Wir werden das österreichische Recht so anwenden, wie es ein österreichisches Gericht machen würde“, kündigte Lutz an.

Wer die Gutachten anfertigt, müsse noch entschieden werden - das Gericht hat Universitätsprofessoren im Blick. „Maßgeblich ist für uns allein die wissenschaftliche Qualität“, sagte die Richterin. Sie werde am 18. Dezember eine Entscheidung über das weitere Vorgehen verkünden.

Wer am Beinahe-Zusammenbruch der Hypo schuld ist und wer für das verlorene Geld aufkommen muss, darüber wird in mehreren Prozessen in Deutschland und Österreich gestritten. Doch in keiner Auseinandersetzung geht es bisher um derart hohe Summen. Erstmals bekämpfen sich nun auch die ehedem vereinten Banken als direkte Gegner vor Gericht.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mercedes trotzt dem Trend: Jetzt soll sogar ein Maybach-Van die Besserverdiener locken
18.04.2024

Das Interesse an Elektro-Fahrzeugen in Deutschland ist verhalten. Während VW und Tesla das bei den Zulassungszahlen bemerken, nutzen die...

DWN
Politik
Politik Warum Kürzungen in der Flüchtlingspolitik nicht hilfreich sind
18.04.2024

Immer mehr Politiker und Wirtschaftsexperten fordern eine Neuanpassung der Asylpolitik. Aktuell finden kontroverse Maßnahmen wie...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Israel-Konflikt: Führt das Krisentreffen in Israel mit Baerbock und Cameron zur Deeskalation?
17.04.2024

Bei Gesprächen mit israelischen Politikern bemühen sich Annalena Baerbock und David Cameron, einen möglichen Vergeltungsschlag gegen den...

DWN
Politik
Politik Günstlingswirtschaft und Gefälligkeiten: Stephan Weil in Niedersachsen am Pranger
17.04.2024

In Berlin steht Kai Wegner (CDU) unter Verdacht, seine Geliebte mit einem Senatorenposten bedacht zu haben. Ursula von der Leyen (CDU)...

DWN
Technologie
Technologie Fluch oder Segen? – Was man aus Müll alles machen kann
17.04.2024

Die Welt ist voller Müll. In den Ländern des globalen Südens gibt es teilweise so viel davon, dass Menschen auf Abfallbergen ihr Dasein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzrekorde im März: Nachwehen der Coronahilfen
17.04.2024

Deutsche Unternehmen klagen aktuell viel über die Umstände – und die Unternehmensinsolvenzen sind auch auf Rekordniveau. Ein Grund...

DWN
Politik
Politik Vor G7-Treffen: Baerbock warnt vor Eskalationsspirale im Nahen Osten
17.04.2024

Die Grünen-Politikerin hat vor einem Treffen der Gruppe sieben großer Industrienationen (G7) zu "maximaler Zurückhaltung" aufgerufen in...

DWN
Politik
Politik Die Zukunft der EU als Wirtschaftsstandort: DIHK-Befragung zeigt Stimmungstief
17.04.2024

Wie beurteilen Unternehmen die Lage der Europäischen Union? Eine Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gibt...