Politik

Republikaner erobern Mehrheit im Repräsentantenhaus

Die Republikaner haben die Mehrheit der Sitze im Repräsentantenhaus erobert und können die demokratische Regierung ab jetzt effektiver kontrollieren.
17.11.2022 08:00
Aktualisiert: 17.11.2022 08:52
Lesezeit: 2 min
Republikaner erobern Mehrheit im Repräsentantenhaus
Im Repräsentantenhaus haben sich die Mehrheitsverhältnisse zu Gunsten der Republikaner verschoben. (Foto: dpa) Foto: Jacquelyn Martin

US-Präsident Joe Biden wird die verbliebenen zwei Jahre seiner Amtszeit ohne Mehrheit im Kongress regieren müssen. Mehr als eine Woche nach den Zwischenwahlen erklärte das Meinungsforschungsinstitut Edison Research am Mittwoch, die Republikaner hätten die Kontrolle im Repräsentantenhaus übernommen. Das Ergebnis hatte sich bei den noch laufenden Auszählungen abgezeichnet.

Der mächtige Posten des Präsidenten der Kongresskammer - traditionell der Gegenspieler des Präsidenten - dürfte an den bisherigen Minderheitsführer Kevin McCarthy gehen. "Die Amerikaner sind bereit für eine neue Richtung", erklärte er auf Twitter. "Und die Republikaner im Repräsentantenhaus sind bereit zu liefern." Biden gratulierte McCarthy. "Das amerikanische Volk will, dass wir die Dinge angehen", erklärte er.

Edison zufolge trug der Sieg in einem Wahlbezirk in Kalifornien die Republikaner über die Schwelle von 218 der 435 Stimmen im Repräsentantenhaus. Weitere Ergebnisse standen noch aus. Bereits in der Nacht auf Sonntag hatte sich abgezeichnet, dass Bidens Demokraten die Mehrheit im Senat behalten werden. Dort hängt das endgültige Ergebnis von dem Ausgang einer Stichwahl Anfang Dezember ab. Der neue Kongress tritt am 03. Januar zusammen.

Republikaner am Hebel

Das Repräsentantenhaus hat in den USA bei Haushaltsfragen die Vorhand. Damit könnten die Republikaner etwa die Gelder für die Ukraine im Krieg gegen Russland kürzen. Zudem können sie Gesetzentwürfe der Demokraten blockieren, die in den USA von beiden Kammern in identischer Form verabschiedet werden müssen. Sie könnten weiter Untersuchungsausschüsse einsetzen und so Druck auf Demokraten ausüben. Auch ein Amtsenthebungsverfahren gegen Biden wäre denkbar, obwohl es im Senat zum Scheitern verurteilt sein dürfte. Einer Erhebung der University of Massachusetts vom Mai zufolge unterstützen mehr als zwei Drittel der Republikaner einen derartigen Schritt.

Unklar bliebt zunächst, wie groß der Spielraum der Republikaner tatsächlich sein wird. Ihre Mehrheit dürfte am Ende knapp ausfallen, in der Partei gibt es mehrere konkurrierende Strömungen und in den USA gibt es keinen Fraktionszwang. Insbesondere die etwa vier Dutzend konservativen Abgeordneten des House Freedom Caucus haben damit gedroht, eine Erhöhung der Schuldengrenze zu blockieren, wenn damit nicht erhebliche Ausgabenkürzungen verbunden sein sollten. Im Gespräch sind auch Einsparungen bei den Sozialsystemen des Bundes wie Social Security. "Es ist wichtig, dass wir bereit sind, den uns zur Verfügung stehenden Hebel zu nutzen", sagte der Chef der Abgeordnetengruppe, Scott Perry, im vergangenen Monat der Nachrichtenagentur Reuters.

Das vergleichsweise knappe Ergebnis der Kongresswahl ist für die Republikaner eher enttäuschend. Angesichts der schwachen Zustimmungswerte für Biden und der hohen Inflation hatten sie darauf gesetzt, dass die Demokraten regelrecht abgestraft würden. Umfragen vor den Wahlen hatten den Republikanern zumindest im Repräsentantenhaus einen erdrutschartigen Sieg vorhergesagt - eine "rote Welle", wie Wahlforscher es nach der Parteifarbe nannten. Auch im Rennen um den Senat galten sie zeitweise als Favoriten.

Viele Republikaner haben Ex-Präsident Donald Trump zumindest eine Mitschuld daran gegeben, dass die Welle ausblieb. Trump hatte sich massiv in den Wahlkampf eingeschaltet und zahlreiche, zum Teil prominente Kandidaten protegiert, von denen viele jedoch am Ende auf der Verliererseite standen. Trotz der Kritik erklärte der 76-Jährige am Dienstagabend seine Absicht, bei der Präsidentschaftswahl 2024 erneut als Kandidat antreten zu wollen. Ob es soweit kommt, steht aber noch nicht fest. Es wird angesichts Trumps schwindenden Rückhalts damit gerechnet, dass sich auch noch andere Parteigrößen um die Nominierung bewerben. Ob Biden für die Demokraten in zwei Jahren um eine zweite und letzte Amtszeit antritt, blieb zunächst auch unklar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Wahlsieger Merz: Trotz Wermutstropfen Rambo-Zambo
23.02.2025

Der CDU-Chef bringt den Vorsprung aus den Umfragen ins Ziel: Die Union gewinnt die Bundestagswahl. Doch ein wichtiges selbstgestecktes Ziel...

DWN
Politik
Politik Historisches Debakel für die SPD: Scholz' Tage sind gezählt
23.02.2025

Trotz Widerstands innerhalb seiner Partei wollte er es noch einmal versuchen – und ist kläglich gescheitert. Die kürzeste Amtszeit...

DWN
Politik
Politik Erwartungen verfehlt: FDP erleidet mit Lindner herbe Wahlniederlage
23.02.2025

Die FDP bleibt unter den eigenen Erwartungen und hat sich von der Krise in der Ampel-Koalition nicht erholt. Parteichef Lindner und seine...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl: Union gewinnt vor AfD, Fiasko für die SPD - droht erneut eine Dreierkoalition?
23.02.2025

CDU und CSU gehen als klare Sieger aus der Bundestagswahl hervor – für die SPD ist es das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Die...

DWN
Politik
Politik Merz triumphiert, Scholz geschwächt: Die Konsequenzen der Wahl
23.02.2025

Deutschland hat entschieden, und es gibt einen klaren Gewinner. Dennoch dürfte die Regierungsbildung herausfordernd werden, da die Zeit...

DWN
Politik
Politik Wie es nach der Bundestagswahl weitergeht
23.02.2025

Nach der Bundestagswahl beginnt die nächste Phase: die Regierungsbildung. Dabei sind zahlreiche Schritte erforderlich, die sich über...

DWN
Politik
Politik Wahlrecht 2025: Kleinerer Bundestag, größere Auswirkungen – Das ändert sich für Wähler und Parteien
23.02.2025

Am Wahltag selbst werden die meisten Wählerinnen und Wähler keinen Unterschied bemerken. Doch hinter den Kulissen verändert sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schweizer Infrastrukturexperte: "Deutschland war lange der Wirtschaftsmotor Europas – das muss wieder so sein"
23.02.2025

Deutschland kämpft mit maroden Brücken, Straßen, Schienen, Strom- und Kommunikationsnetzen. Der Schweizer Infrastrukturexperte Alexander...