Wirtschaft

Störaktion für den Klimaschutz: Kleber stören Betrieb am Flughafen Leipzig/Halle

Nacht-und-Nebel-Aktion: Klimakleber der „Letzten Generation“ stören stundenlang Frachtverkehr auf Europas viertgrößten Drehkreuz. Flughafen prüft rechtliche Schritte und plant Sicherheitsvorkehrungen.
01.08.2024 09:50
Aktualisiert: 01.08.2024 09:50
Lesezeit: 2 min

Klimaretter blockieren größten Flughafen in Sachsen

Protestaktion mitten in der Nacht: Klimaaktivisten haben am Flughafen Leipzig/Halle protestiert und für eine stundenlange Einstellung des Frachtflugbetriebs gesorgt. Fünf von ihnen hatten sich kurz nach Mitternacht im südlichen Bereich des Flughafens am Boden festgeklebt, zwei weitere wurden davon abgehalten, wie ein Sprecher der Bundespolizei mitteilte. Gegen 5.00 Uhr konnten die Aktivisten vom Boden gelöst und vom Rollfeld entfernt werden. Zu der Störaktion bekannte sich die Gruppe «Letzte Generation». Der Flughafen kündigte an, sich rechtliche Schritte vorzubehalten.

Flughafensprecher Uwe Schuhart zufolge musste der Frachtflugbetrieb ab etwa 00.30 Uhr für rund drei Stunden eingestellt werden. Ab 03.23 Uhr sei er wieder aufgenommen worden. Der Betrieb der Passagierflüge begann mit leichten Verzögerungen: Der erste Flieger startete laut Webseite um 5.41 Uhr – etwa 15 Minuten später als geplant.

Umschlagplatz für Millionen Tonnen Fracht

Der Flughafen Leipzig/Halle ist nach eigenen Angaben das viertgrößte Drehkreuz für Luftfracht in Europa, jährlich werden rund 1,4 Millionen Tonnen Fracht abgefertigt. Die Flughafen-Gesellschaft und der Logistikdienstleister DHL hatten erst am Mittwoch die langfristige Verlängerung ihres Vertrages bis 2053 bekannt gegeben.

Die Gruppe „Letzte Generation“ teilte mit, man wolle auf dem Rollfeld ein Zeichen gegen den zunehmenden Flugverkehr, den geplanten Ausbau der Flughafen-Kapazitäten und das Fehlen eines Plans der Bundesregierung zum raschen Ausstieg aus fossilen Energieträgern setzen. „Der Protest ist dann erfolgreich, wenn er die Aufmerksamkeit auf ein Problem lenkt“, sagte Sprecher Christian Bergemann.

In einem Beitrag der Gruppe auf der Plattform X heißt es: „Betroffen von der heutigen Blockade ist vor allem der Frachtverkehr – für diesen wird das Nachtflugverbot ausgesetzt.“ Versehen wurde der Beitrag mit Fotos, die Aktivisten auf dem Rollfeld zeigen, in mindestens einem Fall mit auf dem Boden festgeklebter Hand. Auf ihren Schildern steht: „Öl tötet“.

Gegen die Aktivisten werde nun unter anderem wegen unberechtigten Aufenthalts im Sicherheitsbereich, Hausfriedensbruchs und Eingriffen in den Luftverkehr ermittelt, sagte der Sprecher der Bundespolizei, Jens Damrau. Sie hätten ein Loch in den Zaun am Flughafen geschnitten und seien so auf das Gelände gelangt. Die Gruppe sei in Gewahrsam genommen worden. Es handele es sich um junge Männer und Frauen.

Flughafen prüft rechtliche Schritte

Der Flughafen-Betreiber behalte sich rechtliche Schritte gegen die Klimaaktivisten vor, sagte Sprecher Schuhart. Es werde geprüft, wie hoch der Schaden ist, der durch die nächtliche Störaktion entstanden sei.

Der Flughafen-Verband ADV kritisierte die Aktion scharf. Die „Letzte Generation“ nutze die Sommerpause, um maximale mediale Aufmerksamkeit zu bekommen. Es gehe nicht um eine vermeintlich gute Sache. Gesprächsangebote habe die Gruppierung bisher ausgeschlagen.

Aktionen an mehreren Flughäfen

In der vergangenen Woche hatten Klima-Demonstranten sowohl am Frankfurter Flughafen als auch am Flughafen Köln/Bonn den Flugbetrieb jeweils für ein paar Stunden lahmgelegt. Am Stuttgarter Flughafen gab es zudem eine friedliche Protestaktion ohne Einschränkungen des Flugverkehrs.

Daraufhin kündigte unter anderem der Flughafen Leipzig an, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Sicherheitskräfte seien sensibilisiert worden und würden mit erhöhter Aufmerksamkeit handeln, hieß es. Die Melde- und Alarmketten hätten auch in der Nacht funktioniert, sagte Sprecher Schuhart. Allerdings habe der Flughafen rund 40 Kilometer Zaun.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie MAN Engines modernisiert V12-Gasmotor: Technische Anpassung an globale Emissionsregeln
29.12.2025

Bewährte industrielle Antriebssysteme stehen angesichts globaler Emissionsvorgaben unter wachsendem Anpassungsdruck. Wie MAN Engines...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien Ukraine-Wiederaufbau: Diese Unternehmen warten auf ein Ende des Krieges
28.12.2025

Die Märkte reagieren überraschend empfindlich auf jede Erwartung eines Waffenstillstands und verschieben Kapital von Rüstungswerten hin...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wie die wirtschaftliche Neuordnung gelingt
28.12.2025

Deutschland steht vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Neuordnung, in der Investitionen und geopolitische Risiken zugleich bewältigt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teamführung 2026: Was Führungskräfte jetzt wirklich brauchen
28.12.2025

Viele Führungskräfte starten 2026 mit neuen Vorsätzen – doch der Alltag frisst schnell jede Veränderung. Welche Self- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Über den Wolken: Sky City 1000 – eine Zukunftsvision gegen Wohnraummangel
28.12.2025

Die japanische Hauptstadt Tokio wächst – schneller als die Stadt es verkraftet. Allein 2024 kamen zehntausende Menschen hinzu, im...

DWN
Technologie
Technologie Batteriespeicher: Warum RWE den Takt für Europas Netze vorgibt
28.12.2025

Ein deutscher Energiekonzern baut in Wales den größten Batteriespeicher Großbritanniens und verschiebt damit die Kräfteverhältnisse in...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 52: Die wichtigsten Analysen der Woche
28.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 52 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jahreswagen, Vorführwagen, Tageszulassung: So sparen Sie beim Autokauf
28.12.2025

Wer beim Auto kaufen sparen will, muss nicht zwingend zum alten Gebrauchten greifen. Jahreswagen, Vorführwagen und Tageszulassung wirken...