Finanzen

Goldinvestitionen: Vorsicht trotz oder gerade wegen des Goldpreisrekords?

Deutsche Goldinvestoren bleiben aktuell sehr zurückhaltend. Das belegen die neuesten Zahlen des weltweit führenden Edelmetallmarktplatzes BullionVault. Liegt das am Rekordniveau des Goldpreises oder warum beobachten deutsche Goldanleger das Geschehen am Goldmarkt nur von der Seitenlinie? Und wie geht es weiter?
04.09.2024 14:45
Aktualisiert: 04.09.2024 14:45
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Goldinvestitionen: Vorsicht trotz oder gerade wegen des Goldpreisrekords?
Ein Goldbarren in Nahaufnahme: Es besteht aber die Möglichkeit, dass der Goldpreis sinken könnte (Foto: iStockphoto/geogif) Foto: geogif

Der Gold-Investor-Index (GII), der die Anzahl der Goldkäufer im Verhältnis zu den Verkäufern misst, hat im August in Deutschland einen Wert von 53,3 Punkten verzeichnet. Damit führt Deutschland die Weltrangliste an, verglichen mit 52,7 Punkten der BullionVault-Nutzer in anderen Ländern. Der Zuwachs des GII in Deutschland betrug jedoch nur 0,2 Punkte, während der GII in anderen Ländern ohne Deutschland um 0,5 Punkte stieg.

Zudem lag der GII Deutschland im August weiterhin 5,0 Punkte unter seinem historischen Durchschnitt, während der GII ohne Deutschland lediglich 1,8 Punkte unter seinem seit Januar 2010 üblichen Niveau blieb, als die BullionVault-Datenreihe begann. Was bedeutet das nun konkret?

Erstinvestoren in Deutschland vorsichtig

Zunächst einmal ist die Zurückhaltung der deutschen Erstinvestoren in Gold besonders auffällig. Während die Zahl der neuen Edelmetallkäufer weltweit um 45,5 Prozent gegenüber dem 12-Monats-Durchschnitt anstieg und in der Eurozone, insbesondere in Italien und Frankreich, um 41,4 Prozent wuchs, verzeichnete Deutschland lediglich einen Anstieg von 3,4 Prozent. Goldanleger hierzulande kaufen folglich deutlich weniger Gold ein.

"Die hohen Zinssätze, die Rekordpreise für Gold und der Aktienmarktboom führen dazu, dass die Goldnachfrage in Europa und Nordamerika weiterhin vorsichtig bleibt. Deutschlands einst starker Appetit auf physische Goldinvestitionen ist im Vergleich zu anderen westlichen Ländern deutlich zurückgegangen", erläutert Adrian Ash, Forschungsdirektor bei BullionVault.

"Der erhebliche Goldbestand, den deutsche Anleger in den zehn Jahren bis 2022 aufgebaut haben, bringt ihnen nun einen Gewinn von durchschnittlich fast 90 Prozent. Trotz der vielen Gründe im Herbst 2024, in Gold zu investieren, bleiben Aktien und Bargeld wegen der Abwesenheit einer wirtschaftlichen oder finanziellen Krise im Land die bevorzugten Anlagen gegenüber neuen Goldinvestitionen."

Goldpreisentwicklung: Wie geht's weiter?

Der Goldpreis tendiert seit Mitte August auf Rekordniveau. Am 27. August markierte das Edelmetall einen neuen Goldpreisrekord bei 2.524,92 US-Dollar - seitdem ist der Goldkurs etwas zurückgekommen.

Am Mittwoch zeigte sich der Goldpreis leicht schwächer. Neue Impulse könnten durch aktuelle US-Konjunkturindikatoren entstehen. Besonders im Fokus stehen dabei die neuesten Daten zur US-Handelsbilanz, die Anzahl der offenen Stellen sowie der für Mittwochabend angekündigte Konjunkturbericht, das sogenannte "Beige Book".

Bereits am Dienstag enttäuschten die US-Einkaufsmanagerindizes, die schwächer ausfielen als erwartet, was die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 50 Basispunkte deutlich erhöhte. In den nächsten Tagen werden vor allem die bevorstehenden Daten zum US-Arbeitsmarkt für Spannung sorgen, insbesondere der für Freitag erwartete Monatsbericht des US-Arbeitsministeriums.

Langfristig könnten jedoch schwächere Konkurrenz durch Anleihen und Bankguthaben die Zuflüsse in Goldinvestitionen weiter begünstigen. Dies auch deshalb, weil die Angst besteht, dass die US-Notenbank die Zinsen zu spät senken könnte, um eine Rezession in den USA zu verhindern, besonders im Vorfeld der umstrittenen Präsidentschaftswahlen im November.

Derzeit wird die Entwicklung des Goldpreises jedoch noch hauptsächlich durch Derivatkontrakte bestimmt und nicht durch physisches Gold. Händler, die auf das Ausmaß der US-Zinssenkungen spekulieren, trieben den Goldpreis im August auf neue Rekordhöhen. Es besteht aber die Möglichkeit, dass der Goldpreis sinken könnte, selbst wenn die Federal Reserve sich der EZB bei der Lockerung der Geldpolitik anschließt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Siton Mining: Mining mit BTC, XRP und DOGE.Verdienen Sie 8.600 $ pro Tag an passivem Einkommen

Auf dem volatilen Kryptowährungsmarkt ist die Frage, wie sich die täglichen Renditen digitaler Währungen maximieren lassen, anstatt sie...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

avtor1
Markus Gentner

Zum Autor:

Markus Gentner ist seit 1. Januar 2024 Chefredakteur bei den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Zuvor war er zwölf Jahre lang für Deutschlands größtes Börsenportal finanzen.net tätig, unter anderem als Redaktionsleiter des Ratgeber-Bereichs sowie als Online-Redakteur in der News-Redaktion. Er arbeitete außerdem für das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), für die Tageszeitung Rheinpfalz und für die Burda-Tochter Stegenwaller, bei der er auch volontierte. Markus Gentner ist studierter Journalist und besitzt einen Master-Abschluss in Germanistik.

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation in Deutschland: Wieso sich so viele Deutsche Geld für Lebensmittel leihen
18.09.2025

Brot, Milch, Schulden: Mehr als die Hälfte der unter 50-Jährigen greift für Alltagsausgaben zum Kredit – oft bei der Familie. Wer...

DWN
Politik
Politik Draghi-Report: Ohne gemeinsame EU-Schulden verliert Europa gegen alle
18.09.2025

Ein Jahr nach seinem wegweisenden Draghi-Report warnt Mario Draghi vor einer dramatisch verschlechterten Lage der EU. Der ehemalige...

DWN
Finanzen
Finanzen Topmanager erwarten Trendwende bei Börsengängen
17.09.2025

Nach Jahren der Flaute sehen Topmanager eine Trendwende am Markt für Börsengänge. Warum Klarna den Wendepunkt markieren könnte und was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Solar-Krise: Solarfirma Meyer Burger schließt Standorte - 600 Beschäftigten gekündigt
17.09.2025

Rettung geplatzt: Warum auch Investoren keinen Ausweg für den insolventen Solarmodul-Hersteller Meyer Burger sehen und was jetzt mit den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinesische Waren: Europas Industrie gerät zunehmend unter Druck
17.09.2025

Chinesische Waren fluten Europa. Subventionen aus Peking drücken Preise, während Europas Industrie ins Hintertreffen gerät. Deutschland...

DWN
Politik
Politik AfD stärkste Kraft: AfD zieht in YouGov-Umfrage erstmals an der Union vorbei
17.09.2025

Die AfD zieht in der Sonntagsfrage an der Union vorbei – für die SPD geht es minimal aufwärts. Eine Partei, die bislang nicht im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft TOP10 Biotech-Unternehmen: Was Anleger jetzt wissen müssen
17.09.2025

Biotech-Unternehmen dominieren mit GLP-1 und Onkologie – doch Zölle, Patente und Studienerfolge entscheiden über Renditen. Wer jetzt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Halbleiterstandort Sachsen: Ansiedlung von TSMC - Silicon Saxony rechnet mit 100.000 neuen Jobs
17.09.2025

Sachsen ist Europas größter Mikroelektronik-Standort mit rund 3.600 Unternehmen und rund 83.000 Mitarbeitern. Auf der Halbleitermesse...