Politik

Zollschock aus Washington: Das kommt jetzt auf deutsche Unternehmen zu

US-Präsident Donald Trump plant erneut drastische Abgaben auf Importe. Noch ist unklar, welche Branchen konkret betroffen sein werden – doch für deutsche Unternehmen, die stark exportorientiert sind, könnten die Folgen beträchtlich sein.
17.04.2025 13:45
Lesezeit: 2 min

Trump bezeichnet seine Zölle als "Befreiung" für die amerikanische Wirtschaft – aus europäischer Sicht markiert er jedoch eine potenzielle Eskalation im transatlantischen Handelskonflikt. Für viele deutsche Mittelständler, Familienunternehmen und Konzerne, die stark im US-Geschäft engagiert sind, rückt damit die Frage nach der künftigen Marktstrategie in den Vordergrund.

Was plant Trump konkret?

Trump kündigt sogenannte „reziproke Zölle“ an – ein Prinzip, bei dem die USA überall dort höhere Zölle erheben wollen, wo sie sich von ihren Handelspartnern benachteiligt sehen. Betroffen sein könnten also besonders Länder mit hohen Exportüberschüssen in die USA – darunter Deutschland.

Zudem will Trump bestehende Handelshemmnisse auf den Prüfstand stellen, etwa technische Einfuhrregeln oder Industrie-Subventionen in Europa. Sein erklärtes Ziel: Produktionskapazitäten zurück in die USA holen und das Handelsbilanzdefizit senken. Gleichzeitig sollen die Zölle zusätzliche Einnahmen schaffen, um seine geplanten Steuererleichterungen zu finanzieren.

Nach Informationen aus US-Regierungskreisen erwägt Trump pauschale Zollaufschläge auf Warengruppen wie Maschinenbau, Fahrzeuge, Chemikalien oder pharmazeutische Produkte – also exakt jene Sektoren, in denen viele deutsche Unternehmen global führend sind. Auch wenn bislang keine konkreten Produktlisten vorliegen, gehen Wirtschaftsexperten von kurzfristigen Marktverwerfungen aus.

Was bedeutet das für deutsche Unternehmen?

Die Vereinigten Staaten sind Deutschlands wichtigster Handelspartner. Im Jahr 2024 wurden Waren im Wert von rund 253 Milliarden Euro zwischen beiden Ländern gehandelt. Allein der Export deutscher Firmen in die USA lag bei über 160 Milliarden Euro – das entspricht rund zehn Prozent des gesamten deutschen Ausfuhrvolumens.

Für viele deutsche Unternehmen – von Automobilzulieferern bis hin zu Maschinen- und Anlagenbauern – ist der US-Markt damit nicht nur ein Umsatztreiber, sondern oft auch ein strategisches Wachstumsfeld. Gleichzeitig verzeichnete Deutschland 2024 einen Handelsüberschuss von über 70 Milliarden Euro gegenüber den USA – ein Wert, der aus Sicht Trumps ein „Ungleichgewicht“ darstellt und somit Ziel seiner Maßnahmen sein könnte.

Besonders betroffen wären mittelständische Betriebe, die stark von Exporten abhängig sind und sich durch komplexe Lieferketten und Investitionen in den USA bereits stark positioniert haben. Höhere Zölle könnten nicht nur die Margen belasten, sondern auch bestehende Kundenbeziehungen unter Druck setzen.

Wie reagiert die EU – und was sollten Unternehmer jetzt beachten?

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte bereits eine koordinierte Reaktion an. Erwartet werden US-Sonderzölle auf Halbleiter, pharmazeutische Produkte, Holz sowie strategische Industriekomponenten. Die EU prüft ihrerseits Gegenmaßnahmen – allerdings mahnt Brüssel zur Besonnenheit und warnt vor einer Eskalationsspirale, die auch europäische Lieferketten stark beeinträchtigen könnte.

Für deutsche Unternehmer gilt: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um mögliche Szenarien durchzuspielen. Wer stark im US-Geschäft aktiv ist, sollte bestehende Liefer- und Absatzketten auf ihre Belastbarkeit prüfen, Kundengespräche intensivieren und mögliche Zollbelastungen frühzeitig einkalkulieren. Auch die strategische Diversifizierung in andere Märkte könnte mittelfristig an Bedeutung gewinnen.

Gleichzeitig empfiehlt es sich, aktuelle Entwicklungen genau zu verfolgen – etwa die Ankündigungen aus dem Weißen Haus oder Reaktionen aus Brüssel. Denn eines ist klar: Der globale Handel ist in Bewegung – und wer vorbereitet ist, kann schneller reagieren.

DWN
Technologie
Technologie Bioprinting: Wie 3D-gedruckte Gewebe die Medizin revolutionieren
31.07.2025

Gewebe aus dem Drucker klingen wie Science-Fiction – und sind teils schon Realität. Forscherinnen und Forscher arbeiten weltweit an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ticketsteuer Luftverkehr: Bundesregierung verzichtet auf Senkung 2026
31.07.2025

Die Bundesregierung hält an der hohen Ticketsteuer im Luftverkehr fest – trotz wachsender Kritik aus der Branche. Eine kurzfristige...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Waffen auf Kosten der Wirtschaft: Russland vor dem ökonomischen Kollaps
31.07.2025

Russland steuert auf einen wirtschaftlichen Kipppunkt zu: Während Militärausgaben Rekordhöhen erreichen, kollabieren zivile Sektoren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führungswechsel bei Novo Nordisk: Hoffnungsträger unter Druck
30.07.2025

Novo Nordisk stellt die Spitze neu auf – mit Mike Doustdar übernimmt ein Mann mit Konzernkenntnis, aber vor allem mit enormer...

DWN
Technologie
Technologie Solaranlage auf dem Dach: Warum viele Betreiber kein Geld sehen
30.07.2025

Strom erzeugen und dafür kassieren – das ist die Idee hinter privaten Solaranlagen. Doch wer heute in Deutschland einspeist, muss...

DWN
Politik
Politik Waren die EU-Zusagen von Ursula von der Leyen an Trump leere Versprechen?
30.07.2025

Die EU hat den USA unter Trump Investitionen und Energieimporte in Billionenhöhe versprochen. Doch in Brüssel wächst der Zweifel: Die...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn, Solarstrom, KI: Was sich im August ändert
30.07.2025

Der August bringt spürbare Veränderungen – auf der Schiene, beim Strompreis, im Umgang mit KI. Für Millionen Menschen heißt das: neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Regenwetter drückt Umsätze – wie Gastronomen jetzt reagieren sollten
30.07.2025

Der Sommer 2025 hat vielen Gastronomen einen Strich durch die Rechnung gemacht: Statt voller Biergärten und spontaner Hotelbuchungen gab...