Politik

EU knickt ein: Russland darf weiter an Öl-Milliarden verdienen

Die EU wollte Russland mit einer drastischen Senkung der Ölpreisobergrenze Milliarden entziehen. Doch angesichts wachsender Krisen rudert Brüssel überraschend zurück.
23.06.2025 10:23
Lesezeit: 1 min

Die Europäische Union stoppt vorerst den Versuch, die Preisobergrenze für russische Ölexporte drastisch zu senken. Grund ist die angespannte geopolitische Lage, insbesondere der eskalierende Konflikt im Nahen Osten.

Ursprünglich sollte am Montag bei einem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel über die Absenkung des Preisdeckels für russisches Öl von derzeit 60 auf 45 Dollar pro Barrel beraten werden. Doch aus EU-Kreisen heißt es, das Vorhaben werde auf Eis gelegt.

Geopolitische Risiken verhindern harte Schritte

Zwei EU-Diplomaten bestätigten gegenüber Politico, dass die unsichere Lage durch den Konflikt zwischen Israel und dem Iran die Debatte über verschärfte Energiesanktionen gegen Moskau ausbremse.

„Die Idee, die Ölpreisobergrenze zu senken, wird aufgrund der Instabilität und der angespannten internationalen Lage im Nahen Osten wahrscheinlich nicht umgesetzt“, zitiert Politico einen ranghohen EU-Vertreter, der anonym bleiben möchte.

Auch auf dem jüngsten G7-Gipfel in Kanada zeigten sich die westlichen Staaten zurückhaltend. Laut den Diplomaten herrschte Einigkeit, vorerst keine neuen Maßnahmen zu ergreifen. Die Ölpreise schwanken derzeit stark, was die Unsicherheit auf den Märkten erhöht.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen räumte ein, die bisherigen Sanktionsmaßnahmen hätten zwar nur begrenzte Wirkung, aber: „Die bestehende Preisobergrenze zeigt Wirkung, bei einem wackligen Ölmarkt ist mehr Druck derzeit zu gefährlich.“

Milliardenverluste für Russland bleiben vorerst aus

Die Absenkung der Preisgrenze auf 45 Dollar je Barrel würde Russland empfindlich treffen. Moskau ist dringend auf hohe Energieeinnahmen angewiesen, um die Kriegskosten in der Ukraine zu finanzieren und Haushaltslöcher zu stopfen.

Der Vorschlag zur Verschärfung der Sanktionen stammt von der Ukraine. Die gesenkte Ölpreisobergrenze wurde ursprünglich als Teil des 18. Sanktionspakets der EU gegen Russland angekündigt.

Doch Experten wie Maria Shagina vom International Institute for Strategic Studies warnen: Ohne Zustimmung der USA bleibt der Plan wirkungslos. „Eine Senkung der Preisobergrenze ohne Rückendeckung Washingtons ist nicht effektiv“, so Shagina.

Gleichzeitig verweist sie auf ein grundsätzliches Problem: Rund 90 Prozent des russischen Rohöls werden aktuell oberhalb der geltenden Preisobergrenze exportiert. Die Umgehungssanktionen wirken bislang kaum.

Bedeutung für Deutschland und den Energiemarkt

Auch für Deutschland bleibt die Lage angespannt. Steigende Ölpreise infolge geopolitischer Unsicherheit treiben die Energie- und Transportkosten. Zudem unterläuft der Export russischer Energieträger über Drittstaaten teilweise die westlichen Sanktionen – was den Druck auf deutsche Unternehmen erhöht, alternative Lieferquellen zu finden.

Mit Blick auf die bevorstehenden Wintermonate könnte die verweigerte Verschärfung der Sanktionen kurzzeitig für Marktstabilität sorgen. Langfristig bleibt die Abhängigkeit Europas von Energieimporten ein geopolitisches Risiko.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VW-Aktie im Fokus: Was die Werksschließung bei Volkswagen für die Autoindustrie bedeutet
16.12.2025

Ein symbolträchtiger Standort der deutschen Autoindustrie schließt seine Tore und rückt die VW-Aktie erneut in den Fokus von Anlegern...

DWN
Politik
Politik Keine Jobs, teure Mieten, hohe Steuern: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
16.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzielle Unabhängigkeit für Führungskräfte: So sichern Sie echte Entscheidungsfreiheit
16.12.2025

Die meisten Führungskräfte träumen davon, unabhängig Entscheidungen treffen und nach eigenen Überzeugungen handeln zu können. In der...