Wirtschaft

Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt

Ein Start-up ohne Produkt, eine Gründerin mit OpenAI-Vergangenheit – und Investoren, die Milliarden hinterherwerfen. Der KI-Hype kennt keine Grenzen mehr.
28.06.2025 07:21
Lesezeit: 2 min
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Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt
Trotz unklarer Produktstrategie erhält „Thinking Machines Lab“ Milliardeninvestition. (Foto: dpa | Oliver Berg) Foto: Oliver Berg

Milliarden für ein Versprechen – was steckt hinter „Thinking Machines“

Das in San Francisco ansässige KI-Start-up „Thinking Machines Lab“ hat in der Frühphase (Seed-Runde) zwei Milliarden US-Dollar eingesammelt. Die Bewertung des Unternehmens liegt nur ein halbes Jahr nach seiner Gründung bereits bei zehn Milliarden Dollar – obwohl das Start-up bislang nicht offenlegt, woran genau es arbeitet. Gegründet wurde „Thinking Machines Lab“ von Mira Murati, der ehemaligen Technologiechefin von OpenAI. Wie die „Financial Times“ (FT) berichtet, gehört die Investition zu den größten Seed-Runden in der Geschichte. Führender Investor ist die Risikokapitalgesellschaft „Andreessen Horowitz“, zudem beteiligte sich „Conviction Partners“, die Firma der Tech-Investorin Sarah Guo.

Hinter „Thinking Machines“ steht Mira Murati, ehemalige Technologiechefin von OpenAI. Murati hatte das Unternehmen, das den KI-Chatbot „ChatGPT“ entwickelte, Ende 2023 kurzzeitig geführt, nachdem Sam Altman OpenAI für einige Tage verlassen hatte. Damals hieß es, Murati habe wie andere Führungskräfte bei OpenAI ihren Unmut über Altman zum Ausdruck gebracht. Nach dessen Rückkehr blieb sie zunächst im Unternehmen, verließ OpenAI jedoch im September 2024. Nach ihrem Ausstieg gründete Murati „Thinking Machines“. Über die konkreten Pläne des Start-ups gibt es bislang kaum öffentliche Informationen. Im Februar erklärte Murati lediglich, das Ziel sei es, „KI-Systeme besser verständlich, anpassungsfähig und insgesamt leistungsfähiger zu machen“.

Exodus bei OpenAI – Top-Talente wechseln zu Murati

Murati hat zahlreiche hochrangige Ex-Mitarbeiter von OpenAI abgeworben, darunter John Schulman, einen der Mitgründer, den ehemaligen Produktchef Jonathan Lachman sowie Barrett Zoph und Lilian Weng, beide zuvor als Vizepräsidenten bei OpenAI tätig. Wie die FT schreibt, zeigen sich einige Investoren beeindruckt von dem Team, das Murati um sich geschart hat. Andere Fonds hätten sich jedoch bewusst gegen ein Investment entschieden – wegen der Intransparenz von „Thinking Machines“. Kritiker befürchten laut FT, dass das Start-up seinen Finanzierungsbedarf vor allem mit Muratis Namen und Reputation deckt, ohne das Produkt offenzulegen. Die 36-jährige Murati stammt aus Albanien. Im Mai wurde bekannt, dass die Regierung Albaniens zehn Millionen Dollar in „Thinking Machines“ investiert.

Dass neu gegründete KI-Start-ups derart hohe Summen einsammeln, ohne ihr Produkt offenzulegen, zeigt den ungebrochenen Glauben der Investoren an generative KI und deren Potenzial, die Weltwirtschaft grundlegend zu verändern. Zudem ist Murati nicht die erste prominente Ex-OpenAI-Führungskraft, die ein eigenes Start-up gründet. Bereits zuvor verließ Ilja Sutskever, ehemaliger Chief Scientist von OpenAI, das Unternehmen – auch er hatte Differenzen mit Sam Altman. Sutskevers Firma „Safe Superintelligence“ sammelte in diesem Jahr zwei Milliarden Dollar ein – bei einer Bewertung von 32 Milliarden Dollar. Auch dieses Unternehmen verfügt bislang über kein fertiges Produkt. Medienberichten zufolge soll Tech-Konzern „Meta“ versucht haben, „Safe Superintelligence“ zu kaufen und Sutskever abzuwerben, dieser habe das Angebot jedoch abgelehnt. Einen ähnlichen Deal hat „Meta“ kürzlich abgeschlossen: Für 15 Milliarden Dollar übernahm das Unternehmen 49 Prozent der Anteile an „Scale AI“, einem Start-up für Datenannotation im Bereich KI-Modelle. Im Rahmen des Deals wechselte auch Alexander Wang, Gründer und CEO von „Scale AI“, zu „Meta“.

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