Politik

Polizei verhört Frankreichs Ex-Präsident Sarkozy wegen Korruptionsaffäre

Die französische Polizei hat Ex-Präsident Nicolas Sarkozy festgenommen und verhört. Die Behörden ermitteln wegen illegaler Wahlkampffinanzierung durch Libyens früheren Machthaber Muammar Gaddafi. Zudem soll Sarkozy sein Amt missbraucht haben, um laufende Ermittlungen zu sabotieren. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft.
01.07.2014 11:56
Lesezeit: 1 min

Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy ist am Dienstag nach Angaben aus Justizkreisen wegen des Vorwurfs auf Amtsmissbrauch in Polizeigewahrsam genommen worden. Sarkozy wurde von den Untersuchungsbehörden in Nanterre westlich von Paris einbestellt und befragt, wie ein Justizvertreter der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Nach französischem Recht dürfen Verdächtige bis zu 48 Stunden festgehalten werden, bevor sie entweder angeklagt oder freigelassen werden müssen.

Im Frühjahr eingeleiteten Ermittlungen zufolge steht der frühere Staatschef im Verdacht, seinen Einfluss missbraucht zu haben, um in einem anderen Ermittlungsverfahren an Informationen zu kommen. Dabei geht es um den Vorwurf, Libyens früherer Machthaber Muammar Gaddafi habe Sarkozys Wahlkampf 2007 rund 50 Millionen Euro finanziert. Auch die L'Oreal Erbin Liliane Bettencourt soll Sarkozys Wahlkampf mit großzügigen Spenden unterstützt haben. Sarkozy wies die Vorwürfe stets zurück.

Auch zwei Justizbeamte wurden zu den Vorwürfen befragt. Einem der Männer soll Sarkozy eine Beförderung nach Monaco im Austausch für Informationen in Aussicht gestellt haben. Sollte Sarkozy für schuldig befunden werden, drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von 500.000 Euro. Die Ermittler werfen dem konservativen Politiker zudem vor, auf ein Netzwerk an Informanten zurückgegriffen zu haben. Dies sei aus Mitschnitten von Telefonaten hervorgegangen. Sarkozy hatte die Aufzeichnung der Gespräche mit Stasi-Methoden verglichen.

Gegen Sarkozy wird bereits in mehreren Fällen ermittelt. Unter anderem ist er in eine Skandal zu seiner Wiederwahl-Kampagne 2012 verwickelt. Demnach seien rund zehn Millionen Euro, die als Wahlkampfunterstützung gedacht waren, für Parties ausgegeben worden. In Folge dessen traten bereits führende UMP-Politiker zurück, wie The Local berichtet. Auch wenn der konservative Politiker die Vorwürfe bestreitet, könnten die Ermittlungen die Chancen Sarkozys schmälern, 2017 einen neuen Anlauf ins Präsidentenamt zu unternehmen, das er vor einem Jahr an den Sozialisten Francois Hollande verloren hatte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zuverlässigkeit im europäischen Luftverkehr: Welche Airline hält Wort – und welche nicht?
10.08.2025

Verspätungen, Streiks, Entschädigungen – der europäische Luftverkehr steht unter Druck. Eine aktuelle Analyse deckt auf, welche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Geopolitik, KI und Regulierung befeuern Europas Sicherheitsausgaben
10.08.2025

Geopolitische Spannungen, strengere Gesetze und KI-getriebene Cyberangriffe zwingen Europas Wirtschaft zu massiven Investitionen in...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerlast: Wie Deutschland Durchschnittsverdiener abzockt und Spitzenverdiener entlastet
09.08.2025

Deutschland hat die zweithöchste Abgabenlast weltweit – aber nur für Normal- und Geringverdiener. Ein OECD-Vergleich zeigt, dass...

DWN
Technologie
Technologie Zwei Jahre für einen neuen Funkmast: Warum Deutschland beim Netzausbau hinten liegt
09.08.2025

Trotz hoher Netzabdeckung kämpfen Unternehmen hierzulande mit Funklöchern und hohen Kosten. Eine Ericsson-Studie zeigt, wie stark...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Milliardenpläne in der Arktis: Konkurrenz für Suez- und Panamakanal
09.08.2025

China und Russland treiben gemeinsam ein Milliardenprojekt in der Arktis voran, das den Suez- und Panamakanal umgehen könnte. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen So werden Sie reich mit Autos: Warum Oldtimer besser sind als Aktien
09.08.2025

Oldtimer als Kapitalanlage? Zwei Autoprofis erklären, warum Klassiker und Supersportwagen echte Geldmaschinen sind – und welche Modelle...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle treiben Afrika in Chinas Einflusszone
09.08.2025

Afrikas Exporte geraten ins Fadenkreuz von Trumps Zollhammer – doch für China öffnet sich ein geopolitisches Zeitfenster. Wie der...

DWN
Politik
Politik Haushaltsplan: Sondervermögen Infrastruktur – wohin fließt das Geld eigentlich?
09.08.2025

Nach viel Hin und Her haben sich Union und SPD auf einen Haushaltsplan 2025 und folgend bis 2029 geeinigt. Neben hohen Investitionen in...