Geldanlage in unsicheren Zeiten: Mit ETFs oder Fonds oder Aktien?
Eine steigende Inflation schmälert die Kaufkraft, hohe Zinsen verunsichern die Märkte und geopolitische Krisen machen die Zukunft unberechenbar. In solchen Zeiten stellen sich viele private Anleger und institutionelle Investoren die gleiche Frage: Wie lege ich mein Geld so an, dass es sicher bleibt und trotzdem wächst?
Die gute Nachricht: Auch in unsicheren Börsenphasen gibt es Anlagestrategien, die Stabilität mit Renditechancen verbinden. Entscheidend ist, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern das Risiko clever zu streuen. ETFs, Fonds und ausgewählte Einzelaktien können dabei das Fundament bilden. Wer zusätzlich auf Liquidität und eine klare Planung achtet, macht sein Wertpapierdepot krisenfest. Welche Wertpapiere und Börsenprodukte für Sie persönlich die richtigen sind, worauf Sie bei einem Investment achten müssen und wie sich ETFs, Fonds und Aktien eigentlich unterscheiden, zeigen wir Ihnen im Folgenden mithilfe konkreter Musterportfolios auf.
Die richtigen ETF kaufen und langfristig in die Zukunft investieren
ETF: Was ist das und wie funktioniert ein ETF Fonds?
Exchange Traded Funds (ETFs) haben in den vergangenen Jahren einen wahren Boom erlebt. Kein Wunder: Sie sind günstig, transparent und einfach handelbar. Mit einem einzigen ETF auf den MSCI World-Index beispielsweise investieren Sie in einen globalen Aktienindex und damit gleichzeitig mit einem einzigen ETF-Kauf in mehr als 1.500 Unternehmen aus (fast) aller Welt. Und Sie als ETF-Anleger profitieren dann folglich auch von der Entwicklung aller im Index enthaltenen Aktien. Wenn der MSCI World-Index 1 Prozent steigt, dann steigt auch Ihr MSCI World-ETF 1 Prozent (abzüglich Gebühren).
In den vergangenen 5 Jahren, also zwischen Oktober 2020 und Oktober 2025, legte der MSCI World-Index über 80 Prozent an Wert zu. Anleger, die in diesem Zeitraum investiert waren, konnten so aus einem Startkapital in Höhe von 10.000 Euro mehr als 18.000 Euro machen. Doch ETFs können nicht nur hohe Renditechancen bieten, sie haben auch viele andere Vorteile - und können unter Umständen sogar ein stabiler Anker in Ihrem Wertpapierdepot sein.
Warum ETFs so beliebt sind
Weil ETFs einen ganzen Aktienindex abbilden und genau so einfach wie Aktien an der Börse gehandelt werden können, heißen sie auch börsengehandelte Indexfonds. Sie können folglich ETFs börsentäglich handeln und haben jederzeit Einblick in die Zusammensetzung des zugrundeliegenden Index und können Sie Ihre Anteile unkompliziert kaufen oder verkaufen.
Ein großer Pluspunkt von ETFs ist ihre Kosteneffizienz: Da sie einen Index lediglich passiv abbilden, fallen im Vergleich zu aktiv gemanagten Investmentfonds deutlich geringere Gebühren an – die Total Expense Ratio (TER), also die laufenden Gesamtkosten, liegen meist unter 0,3 Prozent pro Jahr. Gleichzeitig ermöglichen ETFs eine breite Streuung. Schon mit kleinen Beträgen können Sie Ihr Geld weltweit auf Hunderte oder sogar Tausende Unternehmen verteilen. Ein weiterer Vorteil ist die Transparenz und Flexibilität.
Nachteile von ETFs
Allerdings haben ETFs auch klare Grenzen. Da sie lediglich den zugrundeliegenden Aktienindex abbilden, gibt es keine Chance auf Outperformance – Sie können folglich den Markt nicht „schlagen“. Zudem tragen Sie als Anleger stets das volle Marktrisiko: Wenn die Börsen fallen, schützt auch ein breit gestreuter ETF nicht vor Verlusten.
Die gute Nachricht: Je nach Anlagehorizont lassen sich diese in der Regel kurzfristigen Verluste verkraften. Laut verschiedener Untersuchungen konnten breit gestreute Aktien-ETFs in der Vergangenheit ihre Verluste nach spätestens 15 Jahren immer wieder ausgleichen. Es gibt aber selbstverständlich keine Garantie, dass dies in der Zukunft weiterhin so bleiben wird.
Gerade weil Aktien-ETFs trotz ihrer Vorteile immer dem vollen Marktrisiko ausgesetzt sind, suchen viele Anleger nach Möglichkeiten, ihr Depot widerstandsfähiger zu machen. Hier kommen Anleihen-ETFs ins Spiel. Diese investieren nicht in Unternehmensanteile, sondern in festverzinsliche Wertpapiere und können dadurch das Risiko im Portfolio deutlich abfedern. Während Aktien vor allem auf lange Sicht Wachstum versprechen, bieten Anleihen-ETFs mehr Stabilität und tragen dazu bei, kurzfristige Schwankungen besser auszuhalten.
ETF auf Anleihen: Stabilität fürs Wertpapierdepot?
Ein ETF auf Anleihen kann ein Wertpapierdepot stabilisieren, weil Anleihen im Vergleich zu Aktien in der Regel weniger schwankungsanfällig sind. Während Aktienkurse stark von Unternehmensgewinnen, Marktstimmungen und globalen Ereignissen beeinflusst werden, liefern Anleihen einen fest vereinbarten Zins und eine Rückzahlung zum Laufzeitende. Dadurch bieten sie eine planbarere Ertragsquelle. Ein ETF bündelt viele verschiedene Anleihen, was zusätzlich das Risiko einzelner Ausfälle reduziert. Diese Diversifikation sorgt dafür, dass das Depot gleichmäßiger verläuft, selbst wenn es in bestimmten Märkten oder Branchen Turbulenzen gibt.
Zudem reagieren Anleihen oft anders auf konjunkturelle Entwicklungen als Aktien. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten flüchten Investoren häufig in sichere Häfen wie Staatsanleihen. Dadurch können Anleihekurse steigen, wenn Aktien fallen. Diese gegenläufige Entwicklung wirkt ausgleichend und federt Verluste im Aktienanteil des Portfolios ab. Mit einem Anleihen-ETF lässt sich diese Schutzfunktion unkompliziert ins Depot integrieren, ohne jede einzelne Anleihe kaufen zu müssen.
Mit Anleihen-ETFs können Anleger eine solide Basis für ihr Wertpapierdepot schaffen, die Erträge sichert und gleichzeitig Schwankungen dämpft. So entsteht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Chancen und Stabilität. Doch auch ETF auf Anleihen sind nicht ohne Risiko, die aktuelle Zinspolitik wirkt sich besonders stark auf Anleihen-ETFs aus.
Zinspolitik und Inflation: Auswirkungen auf ETFs
Anleihen-ETFs investieren in eine Vielzahl von Anleihen, zum Beispiel in Staatsanleihen, Unternehmensanleihen oder gemischte Anleiheportfolios. Sie bündeln also viele verschiedene Schuldpapiere und machen es Anlegern möglich, mit nur einem Produkt breit in den Anleihemarkt zu investieren.
Das Grundprinzip: Eine Anleihe hat einen festen Zinskupon, der beim Kauf vereinbart wird. Wenn die Notenbanken jedoch später die Leitzinsen erhöhen, werden neu ausgegebene Anleihen mit höherem Kupon attraktiver. Im Gegenzug verlieren ältere Anleihen mit niedrigerem Zinskupon an Wert, da sie weniger Rendite bringen. Für bestehende Anleihen-ETFs bedeutet das:
- Bei steigenden Zinsen sinkt zunächst der Kurs, weil die enthaltenen „alten“ Anleihen im Portfolio weniger wert sind.
- Bei fallenden Zinsen steigt der Kurs, weil die „alten“ Anleihen mit höheren Kupons im Vergleich besonders attraktiv werden.
Langfristig profitieren neue Anleihen-ETFs davon, wenn sie regelmäßig in frische Anleihen investieren, die höhere Zinsen abwerfen. Anleger erhalten dadurch laufend höhere Kuponzahlungen – ein Vorteil in einem Umfeld dauerhaft hoher Zinsen.
Aktien-ETFs hingegen reagieren empfindlich auf Inflation und Zinsen: Steigende Zinsen belasten oft Wachstumswerte (Technologie, Start-ups), während Value-Titel, also Aktien aus der Konsum- oder Energiebranche robuster sind. Wer also einen MSCI-World-ETF hält, muss mit kurzfristigen Schwankungen rechnen – langfristig haben sich diese Effekte in der Vergangenheit jedoch immer wieder ausgeglichen.
Warum Anleihen-ETFs bei steigenden Zinsen an Wert verlieren
Stellen Sie sich vor, ein Unternehmen begibt eine Anleihe mit 1 Prozent Zinsen (Kupon) und 10 Jahren Laufzeit. Diese Anleihe landet auch in Ihrem Anleihen-ETF. Ein Jahr später erhöhen die Notenbanken den Leitzins deutlich. Neue Anleihen kommen jetzt mit 3 Prozent Zinsen auf den Markt.
Problem für die alte Anleihe: Niemand möchte mehr eine Anleihe kaufen, die nur 1 Prozent Zinsen bringt, wenn auf dem Anleihemarkt Börsenprodukte mit 3 Prozent Zinsen zu bekommen sind. Um dennoch Käufer zu finden, muss die alte Anleihe günstiger gehandelt werden – der Kurs der alten Anleihe fällt. Genau das spiegelt sich auch im Kurs Ihres Anleihen-ETFs wider: Da er viele solcher älteren Anleihen enthält, sinkt der Wert des ETFs zunächst. Doch langfristig relativiert sich der Effekt, denn Ihr ETF investiert laufend in neue Anleihen. Und diese neuen Anleihen werfen nun ebenfalls 3 Prozent Zinsen ab. Mit der Zeit steigt also die durchschnittliche Rendite im ETF wieder an.
Das bedeutet: Kurzfristig sinkt der Kurs eines Anleihen-ETFs bei steigenden Zinsen. Langfristig profitieren Anleger aber von den höheren Kupons neuer Anleihen.
ETF und ETF-Sparplan: Sinnvoll für welchen Anlegertyp?
ETFs sind perfekt für Privatanleger mit langfristigem Anlagehorizont – etwa für den Vermögensaufbau oder die Altersvorsorge. Mit einem ETF-Sparplan können auch Börseneinsteiger bereits ab kleinen Beträgen langfristig ein Vermögen aufbauen. Zu festgelegten Zeitpunkten, zum Beispiel jeden Monat oder jedes Quartal, kaufen ETF-Sparer regelmäßig für einen festen Sparbetrag Anteile von MSCI World-ETFs, DAX-ETFs, Anleihen-ETFs oder anderen ETF Fonds. Beim ETF-Sparen spielt der aktuelle Kurs des ETFs zudem eine untergeordnete Rolle, denn: Ist der ETF-Kurs gerade niedrig, können Sie mit Ihrem Sparbetrag in Höhe von 25 Euro, 50 Euro oder 100 Euro mehr Anteile Ihres ETFs einkaufen – und das wirkt sich dann positiv auf Ihr Börsenvermögen aus, wenn der Kurs und damit der Wert Ihres ETFs steigt.
Auch vermögende Unternehmer können ETFs als Basisinvestment nutzen, weil diese Börsenprodukte eine gewisse Stabilität bei guten Renditechancen und hoher Kosteneffizienz bieten. Zudem können ETFs jederzeit liquidiert werden, wenn an den Börsen gehandelt wird. Im Vergleich zu einem Privatanleger eignen sich für Unternehmer normalerweise keine ETF-Sparpläne, Unternehmer sollten über Einmalanlagen nachdenken, also den Kauf von ETFs zu deutlich größeren Beträgen.
Aktiv gemanagte Investmentfonds – Expertise gegen Unsicherheit an den Aktienmärkten
Was sind aktive Investmentfonds?
Im Gegensatz zu (passiv gemanagten) Exchange Traded Funds werden aktive Investmentfonds von professionellen Fondsmanagern verwaltet. Diese versuchen durch gezielte Titelauswahl, den Markt zu schlagen. Fondsmanager reagieren jederzeit auf die aktuelle Situation an den Märkten und tauschen gegebenenfalls schlecht laufende Wertpapiere durch besser laufende Titel aus. In Zeiten hoher Unsicherheit kann aktives Fondsmanagement deshalb ein Vorteil sein – sofern das Management wirklich Qualität und langjährige Erfahrung besitzt.
Aktiv gemanagte Investmentfonds haben das Ziel, durch die Auswahl von Aktien, Anleihen oder anderen Wertpapieren eine höhere Rendite zu erzielen als der zugrundeliegende Marktindex. Anleger erwerben mit dem Kauf von Fondsanteilen einen Bruchteil dieses breit gestreuten Portfolios. Der Fondsmanager überwacht kontinuierlich die Marktentwicklungen und nimmt Anpassungen vor – etwa durch den Kauf neuer Titel oder den Verkauf bestehender Positionen. Damit unterscheiden sich aktive Fonds von ETFs, die einen Index lediglich passiv nachbilden und keine laufenden Managemententscheidungen beinhalten.
Aktiv gemanagte Fonds: Vorteile und Nachteile
Ein wesentlicher Pluspunkt aktiver Fonds liegt in ihrer Flexibilität. Fondsmanager haben die Möglichkeit, schnell auf geopolitische Risiken oder veränderte Marktbedingungen zu reagieren und Umschichtungen im Portfolio vorzunehmen. Damit verbunden ist auch die Chance auf eine Outperformance. Besonders in Nischenmärkten oder in Krisenzeiten können erfahrene Manager gezielt agieren. Hinzu kommt die Spezialisierung – das Angebot reicht von Schwellenländer- und Gesundheitsfonds bis hin zu nachhaltigen Strategien, sodass sich für nahezu jedes Anlegerinteresse ein passender Fonds findet.
Auf der anderen Seite sind die Kosten nicht zu unterschätzen. Managementgebühren von ein bis zwei Prozent jährlich sowie Ausgabeaufschläge (Agio) sind bei vielen Fonds üblich und schmälern die Rendite. Hinzu kommt, dass zahlreiche Fonds es trotz dieser Kosten nicht schaffen, ihre Vergleichsindizes dauerhaft zu schlagen. Ein weiteres Problem ist die Intransparenz: Anleger haben oft nur einen eingeschränkten Einblick, welche Titel tatsächlich im Portfolio enthalten sind. Zudem kann es passieren, dass die Fondsmanager die im Fonds enthaltenen Wertpapiere durch andere Titel ersetzen, ohne dass die Fondsbesitzer dies immer mitbekommen.
Einfluss von Zinspolitik und Inflation auf aktive Investmentfonds
Besonders in Zeiten veränderter Rahmenbedingungen kann sich die Qualität des Fondsmanagements zeigen. Bei steigenden Zinsen können Manager rechtzeitig aus zinssensitiven Branchen aussteigen, während sie in Phasen erhöhter Inflation gezielt Unternehmen auswählen können, die steigende Kosten an ihre Kunden weitergeben. Auch in geopolitischen Krisen besteht die Möglichkeit, defensive Positionen in Bereichen wie Infrastruktur oder Versorgern aufzubauen. Kurz gesagt: Aktiv gemanagte Fonds profitieren stärker als ETFs von menschlicher Expertise – vorausgesetzt, das Management ist kompetent.
Für welchen Anleger eignen sich aktiv gemanagte Fonds?
Für Privatanleger können aktiv gemanagte Fonds eine sinnvolle Ergänzung zu ETFs sein, wenn bestimmte Themenbereiche wie Asien, Nachhaltigkeit oder Gesundheit abgedeckt werden sollen. Vermögende Unternehmer wiederum nutzen Fonds häufig als Baustein in einem größeren Portfolio, um gezielt Chancen zu ergreifen – allerdings nicht als alleinige Basis der Geldanlage.
Als Fondskäufer sollten Sie aber immer auf die Kosten achten, die deutlich über denen liegen, die beim ETF-Handel und beim Aktienkauf anfallen.
ETF vs Fonds: Unterschiede und Gemeinsamkeiten
ETFs (Exchange Traded Funds) und aktive Investmentfonds verfolgen dasselbe Grundprinzip: Beide bündeln das Geld vieler Anleger und investieren es breit gestreut in verschiedene Wertpapiere, um das Risiko zu reduzieren. Der wichtigste Unterschied liegt jedoch im Management. Während ETFs einen Index passiv nachbilden und dadurch kostengünstig, transparent und leicht handelbar sind, werden aktive Fonds von Fondsmanagern gesteuert. Diese treffen Anlageentscheidungen mit dem Ziel, den Markt zu schlagen, was höhere Renditechancen eröffnet, jedoch auch höhere Kosten und Risiken mit sich bringt.
Gemeinsam ist beiden Anlageformen, dass sie Diversifikation ermöglichen und Anlegern einen unkomplizierten Zugang zu Märkten bieten, die sie allein nur schwer abdecken könnten. Während ETFs besonders für langfristig orientierte, kostenbewusste Investoren attraktiv sind, eignen sich Fonds für Anleger, die auf menschliche Expertise setzen und bereit sind, dafür mehr zu bezahlen. Die Wahl hängt somit stark von den individuellen Anlagezielen und der Risikobereitschaft ab.
Einzelaktien kaufen: Die Königsdisziplin für Privatanleger
Aktien: Was ist das? Für wen ist Aktienhandel sinnvoll?
Direkte Investments in Einzelaktien gelten als die Königsdisziplin der Geldanlage. Sie sind besonders reizvoll, weil Anleger selbst entscheiden können, in welche Unternehmen sie investieren möchten. Dadurch eröffnet sich die Chance auf außergewöhnliche Renditen, vor allem dann, wenn man früh in vielversprechende Wachstumsunternehmen einsteigt. Auch sogenannte Dividendenaktien, also Aktien mit regelmäßigen und vergleichsweise hohen Gewinnbeteiligungen, können für Anleger besonders attraktiv sein. Es übrigens auch aktive Fonds und passive ETFs, die mehrere Dividendenaktien im Portfolio haben, sogenannte Dividenden-ETFs.
Wer Aktien kaufen möchte, sollte nicht nur an die großen Chancen denken, sondern sollte immer auch die möglichen Risiken gegenüberstellen. Dazu gehören Unternehmenskrisen, Fehler vonseiten der Konzernführung oder Probleme in einer gesamten Branche (zum Beispiel Zölle auf deutsche Autos) können sich massiv auf den Kurs auswirken und zu deutlichen Verlusten führen. Wer in solchen Momenten seine Papiere nicht im Blick hat und sein Kapital nur unzureichend auf stabile Assets diversifiziert hat, dem droht ein böses Erwachen.
Aktieninvestments erfordern deshalb einen erheblichen Zeitaufwand, da Auswahl, Analyse und laufende Beobachtung nicht delegiert werden können. Hinzu kommt die emotionale Belastung: Starke Kursschwankungen verleiten gerade weniger erfahrene Anleger leicht zu vorschnellen und oft falschen Entscheidungen. Handeln Sie also nur mit Einzelaktien, wenn Sie auch in schwierigen Börsenzeiten ruhig schlafen können – und investieren Sie niemals Geld, auf das Sie nicht verzichten können.
Stabile Aktien in Zeiten hoher Inflation und Zinsen
Besonders sensibel reagieren Einzelaktien auf die Zins- und Inflationsentwicklung. Steigende Zinsen belasten vor allem Wachstumsaktien, weil ihre zukünftigen Gewinne im Vergleich weniger wert sind. Value-Aktien wie Banken oder Versorger können dagegen profitieren, da sie höhere Zinsen häufig direkt in ihre Geschäftsmodelle integrieren. Inflation wirkt je nach Branche unterschiedlich: Während Konsumgüterkonzerne Preissteigerungen oft an ihre Kunden weitergeben können, leiden energieintensive Unternehmen, also Firmen, die viel Energie verbrauchen, erheblich unter steigenden Kosten. Hinzu kommen geopolitische Risiken, die einzelne Firmen besonders hart treffen, etwa wenn Lieferketten zusammenbrechen oder Märkte wegbrechen.
Während hoch bewertete Wachstumswerte wie Technologie-Start-ups oder Unternehmen ohne stabile Gewinne bei höheren Inflationsraten und Zinsen unter Druck geraten, können sogenannte Value-Aktien ihre Stärken ausspielen. Banken und Versicherungen gehören in Zeiten steigender Zinsen traditionell zu den Gewinnern. Institute wie Deutsche Bank oder Commerzbank profitieren von höheren Margen bei der Kreditvergabe. Auch große Versicherungskonzerne wie Allianz oder Munich Re erwirtschaften stabile Erträge, da sie ihre Kapitalanlagen zu besseren Konditionen anlegen können. Einen weiteren Schutz bieten Versorger und Energieunternehmen. Firmen wie RWE oder E.ON gelten als defensiv, da Strom und Energie auch in Krisenzeiten benötigt werden. Preissteigerungen lassen sich häufig direkt an die Kunden weitergeben.
Im Bereich Konsumgüter sind internationale Konzerne wie Nestlé, Unilever oder Procter & Gamble interessant. Ihre starken Marken sichern ihnen Preissetzungsmacht, sodass sie inflationsbedingte Kostensteigerungen ohne größere Nachfrageeinbußen weitergeben können. Auch die Gesundheits- und Pharmabranche bleibt ein sicherer Hafen. Unternehmen wie Bayer, Novartis oder Johnson & Johnson profitieren von einer konstant hohen Nachfrage nach Medikamenten und medizinischen Produkten, unabhängig von Konjunkturschwankungen.
Dividendenaktien: Attraktive Geldanlage in unsicheren Zeiten
Aktien von Unternehmen, die hohe Gewinnbeteiligungen (Dividenden) zahlen, gelten in unsicheren Börsenzeiten als attraktive Anlage. Sie sichern Anlegern auch bei schwankenden Kursen regelmäßige Erträge. In Deutschland zählen etwa Allianz und Siemens zu den Klassikern, die seit Jahren solide Dividenden zahlen. In den USA gehören Johnson & Johnson und Coca-Cola zu den bevorzugten Dividendenwerten. Für den skandinavischen Dividendenexperten Marcus Hernhag gehört außerdem die schwedische Großbank SEB zu den besten Dividendenwerten. Darüber hinaus hat er den dänischen Pharmakonzern Novo Nordisk, das IT-Unternehmen Lime sowie den Online-Broker Nordnet als stabile Dividendenzahler identifiziert.
Aktien, die hohen Dividenden zahlen, können Verluste im Aktienportfolio teilweise abfedern. Sie eignen sich deshalb besonders für Privatanleger, die in turbulenten Phasen auf Kontinuität und langfristige Stabilität setzen.
Fazit: Privatanleger sollten in unsicheren Zeiten auf dividendenstarke und krisenresistente Werte setzen. Banken, Versicherer, Versorger, Konsumgüter- und Pharmaunternehmen bieten nicht nur Schutz vor Kaufkraftverlust, sondern sorgen auch für stabile Erträge. Eine kluge Diversifikation über verschiedene Branchen hinweg hilft, Risiken zu minimieren und das Depot robust gegenüber Inflation und Zinsveränderungen aufzustellen.
Für welchen Anlegertyp ist der Aktienhandel sinnvoll?
Geeignet sind direkte Aktieninvestments vor allem für erfahrene Privatanleger, die über das notwendige Wissen, ausreichend Zeit und eine hohe Risikobereitschaft verfügen. Auch vermögende Unternehmer können gezielt in bestimmte Branchen oder Marktführer investieren, um Chancen auszuschöpfen. Allerdings sollten Einzelaktien niemals die alleinige Anlagestrategie darstellen, sondern stets eine Ergänzung zu breit gestreuten Basisinvestments wie ETFs oder Fonds sein.
Ob Einzelaktien sinnvoll sind, hängt nicht zuletzt vom Anlagehorizont ab. Kurzfristige Spekulanten setzen häufig auf einzelne Aktien oder spezialisierte Fonds, um schnelle Gewinne zu erzielen. Das Risiko von Verlusten ist dabei entsprechend hoch. Langfristige Anleger wie Berufseinsteiger oder Unternehmer, die für das Alter vorsorgen, fahren mit Stabilität und Diversifikation besser. Für sie sind ETFs und ausgewählte Fonds geeigneter, da sie Schwankungen ausgleichen und kontinuierlichen Vermögensaufbau ermöglichen. Wer noch 20 Jahre bis zur Rente hat, kann kurzfristige Einbrüche gut aussitzen. Wer sein Kapital dagegen in fünf Jahren benötigt, muss deutlich vorsichtiger investieren.
ETF, Fonds, Aktien: Vergleich der beliebtesten Börseninvestments
ETFs im Vergleich zu Einzelaktien und Fonds
Im direkten Vergleich zeigen sich klare Unterschiede zwischen ETFs, Fonds und Einzelaktien. ETFs punkten durch extrem niedrige Kosten, hohe Diversifikation und geringen Zeitaufwand, können aber immer nur die Marktrendite liefern. Aktiv gemanagte Fonds bieten Chancen auf Outperformance und flexible Steuerung, sind dafür deutlich teurer und weniger transparent. Der Erfolg hängt zudem sehr vom Können des Fondsmanagers und seines Teams ab. Einzelaktien wiederum versprechen die höchsten Renditechancen und maximale Flexibilität, gehen jedoch mit hohem Risiko, großem Analyseaufwand und starker Abhängigkeit von Einzelereignissen einher.
Merkmale und Kosten: Vergleich von ETFs, Fonds und Einzelaktien
Musterstrategien für Anleger
Für Privatanleger mit kleinem Vermögen bietet sich deshalb ein ausgewogenes Mischportfolio an: Rund 70 Prozent des Kapitals sollten in globale ETFs als Basis für die Altersvorsorge fließen, ergänzt durch etwa 5 Prozent thematische Investmentfonds. Investieren Sie etwa 15 Prozent in ausgewählte Qualitätsaktien und Dividendenaktien, wenn Sie die Zeit haben, sich regelmäßig darum zu kümmern und notfalls Anpassungen im Wertpapierdepot vorzunehmen. Wollen Sie das nicht oder ist das für Sie nicht möglich, dann erhöhen Sie einfach den prozentualen Anteil an ETFs in ihrem Portfolio. Investieren Sie dann also weitere 15 Prozent in ETFs mit einem speziellen Fokus, zum Beispiel in einen Dividenden-ETF wie den VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders ETF (ISIN: NL0011683594) oder den Deka EuroStoxx Select Dividend 30 UCITS ETF (ISIN: DE000ETFL078). Die restlichen 10 Prozent können Sie dann noch in Gold und Zinsprodukte wie Tagesgeld investieren. Bei einem hohen Leitzins können sich alternativ auch Festgeldprodukte lohnen.
Unternehmer mit größerem Vermögen können breiter streuen: 50 Prozent ETFs für Stabilität, 30 Prozent spezialisierte Fonds, die zum Beispiel in Infrastruktur oder Gesundheit investieren, 15 Prozent Einzelaktien in Dividendenwerte oder Zukunftsbranchen sowie rund 5 Prozent Liquidität als Reserve für Opportunitäten in Krisenzeiten.
Steuerliche Aspekte bei ETFs, Fonds und Aktien
Ein wichtiger Faktor für jede Anlageentscheidung ist – gerade für Unternehmer oder Investoren mit größerem Kapital – die steuerliche Behandlung. Auf Kapitalerträge wird in Deutschland eine Abgeltungssteuer von 25 Prozent erhoben. Anleger profitieren jedoch vom Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro pro Person beziehungsweise 2.000 Euro für Ehepaare. Ein Vorteil von Einzelaktien: Verluste können direkt mit Gewinnen verrechnet werden – das ist bei Fonds und ETFs nicht in gleicher Form möglich. Gerade bei größeren Vermögen empfiehlt sich daher eine enge Abstimmung mit dem Steuerberater, um die steuerliche Belastung möglichst gering zu halten.
ETF oder Fonds oder Aktien? Die Mischung der Geldanlage macht's
ETFs, Fonds und Einzelaktien bieten sehr unterschiedliche Chancen und Risiken. Während ETFs durch geringe Kosten, Transparenz und breite Streuung überzeugen, können Fonds mit aktiver Expertise punkten – allerdings zu höheren Gebühren. Einzelaktien versprechen die größten Renditechancen, erfordern jedoch viel Wissen, Zeit und Risikobereitschaft. In unsicheren Zeiten bieten Dividendenwerte, Versorger, Banken und Pharmaunternehmen Stabilität, während breit gestreute ETFs ein solides Fundament bleiben.
Die wichtigste Regel lautet: Setzen Sie niemals alles auf ein Pferd. Eine ausgewogene Mischung verschiedener Anlageklassen, abgestimmt auf Ihren Anlagehorizont und Ihre Risikobereitschaft, ist der Schlüssel zu langfristigem Vermögensaufbau und finanzieller Sicherheit.
Checkliste: Die Top 5 Anlagetipps für unsichere Zeiten
- Breit streuen – Investieren Sie nicht in einzelne Titel, sondern setzen Sie auf ETFs und Fonds, um das Risiko zu verteilen.
- Dividendenwerte bevorzugen – Unternehmen mit stabilen Ausschüttungen bieten planbare Erträge, auch wenn die Kurse schwanken.
- Sichere Häfen nutzen – Ein Anteil in Gold, Staatsanleihen oder Anleihen-ETFs federt Verluste ab.
- Liquidität bereithalten – Halten Sie 5 bis 10 Prozent Ihres Kapitals als Reserve, um in Krisen Chancen nutzen zu können.
- Anlagehorizont definieren – Je länger Sie investieren, desto besser können Sie Schwankungen aussitzen.

