Deutschland

Fiskalpakt zwingt Bundesländer zu weiteren Sparmaßnahmen

Zusätzlich zur bisherigen Schuldenbremse kommen mit dem Fiskalpakt weitere Herausforderungen auf die deutschen Bundesländer zu: Sie müssen zusätzliche Sparpläne vorlegen. Denn die Defizitobergrenze des Fiskalpaktes errechnet sich aus der Summe der Budgets von Bund, Ländern und Kommunen sowie der Sozialversicherung. Also müssen auch die Länder wieder sparen.
29.05.2012 00:54
Lesezeit: 1 min

Will Deutschland sich in Zukunft an den noch nicht ratifizierten Fiskalpakt halten, darf es in Zukunft - voraussichtlich ab 2014 - bei seinem strukturellen Defizit die Obergrenze von 0,5 Prozent der jährlichen Wirtschaftskraft nicht überschreiten. Doch der Fiskalpakt hat nicht nur Folgen für den Bund, sondern stellt in Zukunft auch die Bundesländer vor weitere Herausforderungen.

Bezüglich der im Fiskalpakt festgeschriebenen Defizitgrenze ist nämlich nicht nur die Verschuldung des Bundes ausschlaggebend, sondern die Summe der Budgets von Bund, Ländern und Kommunen sowie der Sozialversicherungen. Dies bedeutet für die Bundesländer, dass sie neben der Schuldenbremse, die vorsieht, dass die Länder ab 2020 keine neuen Schulden mehr machen, weitere Einsparungen vornehmen müssen, um den Gesamtetats Deutschlands unter der Obergrenze von 0,5 Prozent zu halten. Zumal die Bundesländer hinsichtlich der Schuldenbremse keinen expliziten Schuldenabbauplan bis 2020 vorlegen müssen. Dies ändert sich nun mit dem Fiskalpakt. „Die Länder wären autonom, sich einen Abbaupfad zu geben", sagte ein Regierungsvertreter. Kontinuierlich sollen die Defizite gegen Null gesenkt werden. Ein unabhängiger Rat und der Stabilitätsrat von Bund und Ländern werden regelmäßig prüfen, ob die Vorgaben eingehalten werden. Auf diese Maßnahmen einigte sich die Arbeitsgruppe von Bund und Ländern in ihrem Eckpapier.

Nichts desto trotz gibt es in einigen Bundesländern Bedenken. Sie fürchten, dass der Fiskalpakt strenger als die Schuldenbremse sei und sie so zu weiteren Sparmaßnahmen zwingen würde. Außerdem sei noch nicht klar, wer im Falle einer Nicht-Einhaltung der Defizitregel des Fiskalpaktes hafte. Noch stärkere Sparmaßnahmen würden einige Bundesländer fast handlungsunfähig machen. Zudem heißt es bei dem von der Arbeitsgruppe entworfenen Eckpapier, dass die Haushaltslage der Kommunen bei den Schuldenregeln für die Länder zwar außen vor bleibe, aber noch immer hätten die Länder die gesamtstaatliche Verantwortung für die Gemeinden und der Bund für die Sozialversicherungen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik China-Importe: Deutschlands Handel, Verbraucher und Zollbeamte fordern Regierung zu Regeln auf
22.01.2025

Täglich werden Hunderttausende Pakete mit Waren aus China auf den europäischen Markt geschwemmt, die China-Importe umgehen trickreich die...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Prognose 2025 mit mehr Potential als Risiko - Nvidia-Aktie Kursziel überzeugt
22.01.2025

Die Nvidia-Aktie gehört zu den Lieblingspapieren sowohl der institutionellen Investoren als auch der privaten Anleger. Der US-Chipkonzern...

DWN
Politik
Politik Rüstungsexporte steigen auf Rekordwert, mehr als die Hälfte geht an die Ukraine
22.01.2025

Die Regierung von Kanzler Scholz hatte sich ursprünglich vorgenommen, Rüstungsexporte mit einem Kontrollgesetz einzudämmen. Dann kam die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schuhhändler Görtz erneut in die Insolvenz gerutscht
22.01.2025

Einst gab es in fast jeder Fußgängerzone eine Görtz-Schuhfiliale. Doch das Traditionsunternehmen, das 1875 gegründet wurde, ist erneut...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft IWF-Prognose Weltwirtschaft: USA im Aufwind - Deutschland abgeschlagen
22.01.2025

Die neue IWF-Konjunkturprognose für die Weltwirtschaft zeichnet ein differenziertes Bild für das Wachstum der Industrienationen....

DWN
Finanzen
Finanzen Apple-Aktie rutscht ab: Jefferies-Analyst senkt Kursziel – jetzt Apple-Aktie kaufen?
21.01.2025

Die Apple-Aktie steht am Dienstag mächtig unter Druck. Ein skeptischer Analystenkommentar sowie schwächere Verkaufszahlen in China sorgen...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt-Entwicklung 2025: Stimmung hellt sich auf, welche Segmente sind die Favoriten?
21.01.2025

Nachdem das Transaktionsvolumen auf dem Immobilienmarkt für zwei Jahre deutlich zurückgegangen war, hat er sich vergangenes Jahr...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steigende Sozialabgaben pushen Schwarzarbeit: Handwerk wird unbezahlbar
21.01.2025

Steigende Sozialabgaben sorgen für steigende Preise: Das Handwerk fordert jetzt eine Sozialabgabenbremse, sonst werden Handwerksarbeiten...