Finanzen

Bankia-Manager: 20 Millionen Euro Abfindung für 3,6 Milliarden Verlust

Das Bankia Desaster weitet sich zu einem handfesten Skandal aus: Millionenschwere Abfindungen für die verantwortlichen Manager, schwere Verluste dagegen für die Kleinanleger. Diese wurde offenbar noch bis zum Schluss umworben, damit sie Aktien kaufen. Die Regierung, der die Bankia nahesteht, will die Vorfälle noch unter den Teppich kehren.
31.05.2012 11:43
Lesezeit: 2 min

Die Bankia lässt der spanischen Regierung keine Verschnaufpause. Ungerechtfertigt hohe Abfindungen und die immensen Verluste der Sparer und der eigenen Mitarbeiter, die kurz vor Ankündigung des Milliarden-Kapitalbedarfs ihr Geld in Bankia-Aktien investiert haben, lassen die Forderungen nach einer öffentlichen Untersuchungen über den Zusammenbruch der Bank immer lauter werden.

Nun kommt heraus, dass diejenigen, die an entscheidender Stelle für den Niedergang der Bank (und möglicherweise Spaniens) verantwortlich sind, nicht nur nicht zur Verantwortung gezogen, sondern mit üppigen Abfindungen belohnt werden: Zwei Direktoren der Bank haben beim ihrem durch das Desaster bedingten Ausscheiden Abfindungen in Höhe von 20 Millionen Euro erhalten. Außerdem erhielt der für den Crash verantwortliche Vorstand für das Jahr 2011 als Entlohnung über 22 Millionen Euro, während die Bank und die Muttergesellschaft nach der Rettung einen kombinierten Verlust von 6,3 Milliarden Euro verzeichneten. Der Vorstand hatte bis zuletzt versucht, sich mit kosmetischen Übungen über die Zeit zu retten. Kurz vor dem Zusammenbruch der Bank hatte der Vorstand sogar von einem Nettogewinn gesprochen.

Der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos bezeichnet dies selbst als „inakzeptabel“ und verlangte ebenfalls eine Untersuchung durch die Bank von Spanien, allerdings ohne komplette Veröffentlichung. Die Bank von Spanien ist jedoch selbst angegriffen: Der Gouverneur der Zentralbank, Miguel Angel Fernandez Ordonez, kündigte am Dienstag an, von seinem Amt früher als erwartet zurückzutreten, nachdem wiederholt Kritik an seiner Aufsicht über die Banken geäußert wurde. Sein Statement zum Abgang könnte der Auftakt zu einer Schlammschlacht werden: Fernandez Ordonez sagte, er würde ja gerne Licht in das Dunkel des Bankia-Desasters bringen, im Moment sei jedoch kein guter Zeitpunkt. Denn die Regierung habe verordnet, dass der Skandal "hinter verschlossenen Türen" aufgearbeitet werden solle.

Es wird immer deutlicher, dass es sich beim Fall Bankia nicht um ein durch die Märkte bedingtes Problem handelt, sondern um eine sehr klassische Mischung aus Betrug, Manipulation, Nepotismus und Selbstbedienung.

Mitten im Zentrum des Geschehens steht die regierende Popular Party. Sie hat offenbar massiv in die Bankia hineinregiert und den Geschäftsverlauf beeinflusst. Der scheidende Gouverneur deutet an, auspacken zu wollen - vermutlich wartet er jedoch noch mit seinen Enthüllungen, bis die Abfindung auf seinem Konto eingegangen ist.

Der Druck auf den Gouverneur und auch die Regierung kommt beispielsweise von einem Verband, der Banken- und Sparkassenkunden vertritt. Dieser hat bereits Proteste von 500.000 Kleinaktionären der Bankia in den kommenden Wochen in ganz Spanien angekündigt. Zwei Gewerkschaften, die Bankia-Mitarbeiter vertreten, haben zudem eine Anfrage bei Spaniens Generalstaatsanwalt eingereicht, um die ehemalige Führung des Kreditgebers zu untersuchen und eine formelle Untersuchung der Ereignisse, die zur Verstaatlichung führten, zu erreichen.

Rund 60 Prozent der Bankia-Anteile gingen bei ihrem Börsengang im vergangenen Sommer an einzelne Sparer verkauft, die seitdem 72 Prozent ihrer Investitionen verloren haben. Der Verkauf der Anleihen wurde von der damaligen Regierung, der Bank von Spanien und der nationalen Börsenaufsicht gebilligt. Die Investmentbanker, die in den Börsengang involviert waren, sagten, sie hätten geglaubt, die Kleinanleger seien angemessen vor den Risiken beim Kauf der Aktien gewarnt worden. Bankia selbst warb zuvor damit, dass die Kunden sich durch den Kauf von Aktien zu Bankern machen konnten, zu Bankern des „Führers der neuen Banken“.

Aber auch die ehemaligen Angestellten der Bankia sind von dem Handelsverlust der Bankia-Anleihe getroffen. In der Woche, bevor die Bankia und ihre Muttergesellschaft einen BFA einen Kapitalbedarf von 19 Milliarden angekündigt hatten, hatte die Gewerkschaft ACCAM ihre Mitglieder noch aufgefordert, Aktien der Bank als Zeichen der Einheit zu kaufen. Die Gewerkschaft rief sogar die Facebook-Seite „Ich kaufe Bankia, und du?“ ins Leben. „Es ist ziemlich traurig, diese Leute haben nicht wirklich verstanden, was da bei der Bank passiert“, sagte ein Investmentbanker aus Madrid der FT. Zu dem Zeitpunkt, als die Gewerkschaft für die Anleihen warb, um, wie sie sage, den Wert der Aktien zu stützen, hatte sich der Kurs bereits von seinem Tiefstand erholt, die Anleihen waren also wieder etwas teurer geworden – danach folgte die 19-Milliarden-Ankündigung.

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