Finanzen

Draghi: Nationale Aufsichts-Behörden versagen bei Banken-Kontrolle

Lesezeit: 1 min
31.05.2012 13:00
Die nationalen Regulierungsbehörden haben bis jetzt auf die „denkbar schlechteste Art“ bei ihren Entscheidungen zu Problemen im Bankensektor reagiert, kritisiert EZB-Chef Mario Draghi. Europa brauche eine zentrale Bankenaufsicht.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bei einer Anhörung im Europäischen Parlament sagte EZB-Chef Mario Draghi, dass die Rettungsaktion für die spanische Bankia und die Dexia in Belgien haben verdeutlicht, dass die nationalen Aufsichtsbehörden nur ungern über das Ausmaß der Probleme im eigenen Bankensektor sprechen. Beide Problemfälle hätten gezeigt, dass, „wann auch immer wir uns mit der dramatischen Notwendigkeit einer Rekapitalisierung konfrontiert sehen, die Reaktion der nationalen Aufsichtsbehörden diejenige ist, das Problem zu unterschätzen.“ Die nationalen Regulierungsbehörden kämen erst mit einer ersten Bewertung, später mit einer zweiten, dritten und vierten.

„Das ist die denkbar schlechteste Art, mit den Dingen umzugehen, weil am Ende alle das Richtige tun, aber mit den höchstmöglichen Kosten und Preisen“, kritisierte Mario Draghi. Und es untergrabe das Vertrauen und die Transparenz. Deshalb bräuchte man eine „weitere Zentralisierung der Bankenaufsicht“ mit gemeinsamer Einlagensicherung und einem gemeinsamen Fonds zur Abwicklung von systemrelevanten Banken, erklärte er in seiner Funktion als Vorsitzender des Systemrisikorats vor dem Europäischen Parlament. Diese Forderung kommt dem Plan der EU nahe, eine Banken-Union zu schaffen (mehr hier).

Darüber hinaus unterstrich der EZB-Chef noch einmal, dass hinsichtlich der Schuldenkrise die nationalen Regierungen nun handeln müssten. Eine größere Rolle der EZB bei der Lösung der Probleme schloss er weiter aus. „Kann die EZB das Vakuum füllen, dass die nationalen Regierungen durch Inaktivität entstehen lassen? Die Antwort ist: nein."

Der Europäische Systemrisikorat, dessen Vorsitz Mario Draghi innehat, ist ein Gremium, welches Risiken im Finanzsystem finden und veröffentlichen soll. Hauptsächlich Bankenaufseher und Notenbanker sitzen in dem Systemrisikorat. Bundesbank-Chef Jens Weidmann vertritt dort die deutschen Interessen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Abbau in Deutschland: BGR-Forscher starten Tiefenförderung in der Lüneburger Heide
10.05.2024

Der Weg zu einer nachhaltigen Elektromobilität führt möglicherweise durch die Lüneburger Heide: Die Die Bundesanstalt für...

DWN
Finanzen
Finanzen Genomsequenzierung: Investieren in die personalisierte Medizin der Zukunft
09.05.2024

Genomsequenzierung, Gentherapie, personalisierte Medizin: Die Medizin- und Pharma-Industrie steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig sind...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview zur Mafia in Deutschland: „Hier gehe ich von Strafvereitelung im Amt aus“
09.05.2024

Italienische Mafia-Organisationen gewinnen in Deutschland zunehmend an Einfluss – und können dabei teilweise auf das stillschweigende...

DWN
Technologie
Technologie Luftfahrt: Klimaneutralität bis 2050 wohl unrealistisch
09.05.2024

Der Luftverkehr gilt als ein starker Treiber zur Klimakrise. Mit technischen Lösungen klimaschonendes- oder gar klimaneutrales Fliegen zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien: Warum die Kapitalrendite eines Unternehmens wichtiger als die Bewertung ist
09.05.2024

Was bestimmt eigentlich den Wert einer Aktie? In der Berichterstattung stehen häufig Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hybrides Arbeiten liegt im Trend - nicht nur aus Umwelterwägungen
09.05.2024

Die klassische Büroarbeit hat es spätestens seit Corona schwer, sich gegen das geschätzte Homeoffice zu behaupten. Immer mehr...

DWN
Technologie
Technologie Erneuerbare Energien knacken wichtige Marke
09.05.2024

Erneuerbare Energien wachsen vor allem dank Wind- und Solarenergie. Der Anteil an der globalen Stromproduktion beträgt mittlerweile 30...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Sicherheitsalarm: Wie sich Unternehmen gegen Spionage und Cyberbedrohungen schützen können
09.05.2024

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnt davor, dass die Bedrohungslage im Cyberraum ernst ist, insbesondere in Bezug...