Um Griechenland steht es nicht gut. Auch mit den neuesten Sparplänen von Antonis Samaras wird es das Land nicht schaffen, seine Defizitziele nachhaltig zu erreichen. Deshalb gibt es bei den europäischen Politikern die Überlegung, die EZB und die Zentralbanken an einem weiteren Schuldenschnitt für Griechenland zu beteiligen, berichteten EU-Beamte, die mit den Verhandlungen vertraut sind, der Nachrichtenagentur Reuters. Ein official-sector involvement (OSI) statt eines PSI.
Zwischen 70 und 100 Milliarden Euro Verluste auf griechische Anleihen sollen die EZB und die Zentralbanken in ihren Bilanzen aufnehmen. Derzeit ist von einem Schuldenschnitt in Höhe von etwa 30 Prozent die Rede. Damit sollen die Schulden Griechenlands auf 100 Prozent des BIP gesenkt und der Verbleib in der Eurozone gesichert werden. Die Planung dazu sei in einem frühen Stadium, formelle Gespräche hätten noch nicht stattgefunden, so eine der Quellen. Aber es sei die letzte Chance für Griechenland.
„Wenn ich eine prozentuale Wahrscheinlichkeit dafür angeben müsste, dass ein OSI in Griechenlands Fall passieren wird, würde ich sagen zu 70 Prozent“, so einer der Beamten. In jedem Falle sei es einfacher, die Politiker dazu zu bekommen, einem Schuldenschnitt bei der EZB und den Zentralbanken zuzustimmen, als einem Schuldenschnitt bei den Anleihen, die die Regierungen selbst halten, so die Quelle. Denn sonst wären die Steuerzahler direkt betroffen.
Es gibt allerdings ein anderes Problem, bei dem erst erörtert werden muss, wie damit umzugehen ist. Der Schuldenschnitt bei den Banken und der EZB könnte dazu führen, dass einige Zentralbanken und die EZB selbst rekapitalisiert werden müssten, so die Beamten. Neben der EZB halten vor allem die Zentralbanken in Frankreich, Malta und Zypern die meisten griechischen Anleihen. Besonders Frankreich sei stark in Griechenland engagiert.