Die einen wollen rein und die anderen können es gar nicht erwarten, raus zu kommen. In den vergangenen Monaten haben weiterhin viele westliche Investoren aufgrund des wirtschaftlichen Abschwungs in Europa und den USA den Weg in die so genannten Emerging Markets gesucht. China verfügt Devisenreserven von mehr als 3 Billionen Dollar und Russland von mehr als 512 Milliarden Dollar. Doch die Chinesen und Russen selbst versuchen derzeit eher, ihr Geld außer Landes zu schaffen.
Der stellvertretende, russische Wirtschaftsminister Anrej Klepach teilte Anfang der Woche mit, dass die Regierung ihre Prognose über die Nettokapitalabflüsse für dieses Jahr auf 50 Milliarden Dollar verdoppeln wird. Ökonomen rechnen hingegen mit einer Kapitalflucht in Höhe von 65 Milliarden Dollar. Bereits 2011 haben 80,5 Milliarden Dollar Russland verlassen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich in China ab. Die chinesische Devisenbehörde teilte mit, dass sich die Kapitalbilanz des Landes hin zu einem Minus von 71,4 Milliarden Dollar im zweiten Quartal des Jahres bewegt habe. Im ersten Quartal gab es noch ein Plus von 56,1 Milliarden Dollar.
Die russische und die chinesische Regierung sehen darin noch kein großes Problem, immerhin kommen ja ausländische Gelder ins Land. Aber John-Paul Smith von der Deutschen Bank ist skeptisch. „Die Geschichte legt nahe, dass die Einheimischen ein viel besseres Verständnis vom Stand der Dinge in einem Land haben“, sagte er Reuters. Die ausländischen Investoren sollten vorsichtiger sein. Angesichts des Abschwungs der chinesischen Wirtschaft und der politischen Instabilität in Russland und China, die immer stärker von Protesten herausgefordert wird, sind die Emerging Markets nicht grundsätzlich ein solides, wachstumsreiches Gefilde.