Finanzen

Sparzinsen bleiben im Keller: Milliardengewinn für die Banken

Lesezeit: 2 min
10.08.2012 23:58
Obwohl die EZB den Leitzins stark gesenkt hat, spüren die Privatkunden bei ihren Geldern keine Verbesserung oder Erleichterung. Im Gegenteil, während die hohen Dispo-Zinsen gleich bleiben, wurden die Zinsen für Festgeld, Tagesgeld und andere Spareinlagen der Privatkunden von vielen Banken sogar gesenkt.
Sparzinsen bleiben im Keller: Milliardengewinn für die Banken

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die EZB senkte vergangenen Monat ihren Leitzins um 0,25 Prozent auf ein historisches Tief von 0,75 Prozent. Wie bei der Ausgabe der Tender ging die EZB auch hier davon aus, dass dieser Vorteil von den Banken an die Privatkunden und die Wirtschaft weitergegeben wird. Doch mitnichten. So wurden beispielsweise die Zinsen für Dispo-Kredite von den deutschen Banken nicht gesenkt und sind einer Studie des Instituts für Finanzdienstleistungen und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung im Auftrag des Bundesministeriums für Verbraucherschutz sogar viel zu hoch (mehr hier).

Umso interessanter ist es jedoch, dass die Zinsen, die die Banken auf Tagesgeld, Festgeld und Sparbriefe zahlen, nun trotz der gleichbleibenden Dispo-Zinsen gesenkt wurden – die Privatkunden also weniger Prozente für ihr Erspartes erhalten. Die meisten deutschen Banken haben beispielsweise ihre Zinsen beim Tagesgeld zwischen 0,1 und 0,25 Prozent gesenkt, sagte der „Finanztest”-Experte der Stiftung Warentest, Hermann-Josef Tenhagen, den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Es habe aber sogar Banken gegeben, die ihre Zinsen noch stärker gesenkt haben. Die Allianz etwa korrigierte ihren Zins um 0,5 Prozent auf 1 Prozent und die Audi- sowie die Volkswagen-Bank reduzierten den Zinssatz um 0,3 Prozent. Die PSD Bank zahlt statt 1,8 Prozent nur mehr 1,4 Prozent Zinsen, so Hermann-Josef Tenhagen.

Es ist davon auszugehen, dass diese Zinssenkung auf Tages- , Festgeld und Sparbriefe hauptsächlich Privatkunden betreffen, da die meisten Unternehmen Einzelvereinbarungen mit den jeweiligen Banken machen, erläutert Hermann-Josef Tenhagen. Doch auch wenn es lediglich Privatkunden trifft, so heißt das nicht, dass es sich für die Banken nicht durchaus rentiere, so niedrige Zinsen zu zahlen. Liegen auf den Tagesgeldkonten beispielweise eine Million Euro, würde die entsprechende Bank, wenn sie ihren Zinssatz von einem Prozent auf 0,75 Prozent absenkt, viel Geld sparen. Das könne durchaus insgesamt Milliardenbeträge in den Bilanzen ausmachen, so Hermann-Josef Tenhagen. Insofern lohne es sich, die Zinsen der Banken zu vergleichen. Es gibt durchaus noch einige Banken, die sehr gute Zinsen bezahlen, so der Finanzexperte. Bei CosmosDirekt etwa liegen die Zinsen für Neukunden beim Tagesgeld bis 1. Oktober noch bei 2,52 Prozent und bei der GEFA erhalten Neukunden für Einlagen ab 10.000 Euro einen Zins von 2,5 Prozent.

Grundsätzlich ist für Hermann-Josef Tenhagen die Zinssenkung der Banken nicht „schlimm, wenn sie bei einem Viertel bleibt, da die Zinsen dann ja meistens noch über dem Leitzins der EZB von 0,75 Prozent liegen“. Dennoch könne man den Banken so oder so bezüglich der immer noch hohen Dispo-Zinsen vorwerfen, da diese den „Preisvorteil an die Kunden nicht weitergeben“. Schließlich habe die EZB den Leitzins gesenkt, damit die Menschen mehr Geld ausgeben. Nun ist es aber eher so, dass die Banken das quasi zusätzliche Geld einbehalten, „sie schöpfen die Sahne ab“, kommentiert Hermann-Josef Tenhagen diese Situation. Der noch immer hohe Zins für die Dispokredite ist das beste Beispiel. „Aus Sicht der Kunden kann es nicht sein, dass sich die Banken über die Gebühr bereichern.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...