Finanzen

US-Notenbank beschließt QE 3 und kauft Schrottpapiere von den Banken

Lesezeit: 2 min
13.09.2012 22:52
Der Offenmarkt-Ausschuss der Federal Reserve hat die nächste Geldschwemme beschlossen. Bei näherem Hinsehen wirkt die Entscheidung wie ein Gruß aus der geschlossenen Anstalt. Die Steuerzahler werden von dem Geldsegen keinen müden Cent sehen.
US-Notenbank beschließt QE 3 und kauft Schrottpapiere von den Banken

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat die nächste Geldschwemme beschlossen. Das neue Programm zum Aufkauf von Anleihen bezieht sich in einem ersten Schritt auf verbriefte Hypothekenpapiere (Mortgage Backed Securities, MBS). Die Notenbank will jeden Monat für 40 Milliarden Dollar MBS vom Markt kaufen. Das Ziel ist, die Zinsen am Hypothekenmarkt zu senken. Erst zu einem späteren Zeitpunkt will die Fed Bonds der US-Regierung (Treasuries) kaufen.

Die bisherige „Operation Twist“ - der Ankauf von langfristigen Staatsanleihen und MBS zu kaufen und der Verkauf von kurzfristigen Papieren - wird ebenfalls fortgesetzt. Auch diese Maßnahme hatte bereits eine Senkung der Hypothekarzinsen bezweckt, offenkundig jedoch ohne großen Erfolg. Insgesamt will die US-Notenbank bis Ende Jahr für monatlich 85 Milliarden Dollar langfristige Papiere kaufen.

Darüber hinaus hat die Fed angekündigt, dass der Leitzins mindestens bis Mitte 2015 auf dem Niveau von 0 bis 0,25% belassen werden soll. Ursprünglich war ein Ende der Niedrigzins-Periode für Ende 2014 angekündigt worden.

Damit ist das lange erwartete dritte „Quantitative Easing“ (QE 3) Wirklichkeit geworden. Bereits zweimal hatte die Fed den Markt mit Geld geschwemmt. Finanzmathematiker fürchten das QE 3: Wegen der Exponentialfunktion kann durch diesen Schritt kann das gesamte Finanz-System außer Kontrolle geraten.

Die konjunkturelle Lage in den USA ist jedoch nach Angaben der Fed so angespannt, dass sie den Sprung trotz aller Bedenken jetzt doch gewagt hat. Die Fed gibt an, dass die Arbeitslosigkeit zu hoch sei und dass eine Besserung ohne QE 3 nicht zu erwarten sei. Die Notenbank verstrickt sich hier in einen merkwürdigen Widerspruch: Denn in ihrer kurz vor der Bekanntgabe von QE 3 veröffentlichten Konjunkturprognose heißt es plötzlich, dass die Konjunktur allen Prognosen zum Trotz schneller anspringen werde. Fed-Chef Ben Bernanke war in den vergangenen Monaten nicht müde geworden, die Konjunktur als fragil bis gefährdet hinzustellen. Bemerkenswert: Die Fed will den Ankauf von Schrottpapieren unbegrenzt durchführen – ein Novum in der US-Geldpolitik.

Die Fed fühlt sich in der Lage, die Geldschleusen erneut zu öffnen, weil sie keine hohe Inflation erwartet.

Diese Einschätzung dürfte stimmen, weil der Geldsegen kurzfristig vor allem den Banken zu Gute kommt. Die Banken können das Geld nun zur weiteren Aufblähung der Aktien- und vor allem der gefährlichen Derivate-Märkte nutzen. Es ist zu erwarten, dass die nächsten Monate den Teilnehmern am globalen Finanzkasino einige Freude bereiten werden.

Die Bürger werden davon nicht profitieren. Die Bank of England hatte kürzlich ermittelt, dass das QE in Großbritannien vor allen den Super-Reichen geholfen hat: Sie haben genug Assets und Sicherheiten, um es sich am Kasino-Tisch bequem einzurichten. Für die Banken geht damit der „moral hazard“ weiter, weil sie nach Belieben Schrottpapiere schnüren können – wissend, dass am Ende Ben Bernanke dankbar zugreifen wird.

Die geringe Inflationsgefahr hat noch eine andere Ursache: Für eine Inflation ist entscheidend, dass Geld in den realen Wirtschaftskreislauf kommt. Hier zeigt sich, dass sich der Job-Markt grundlegend geändert hat. Der Investor Marc Faber Pento hat bei King World News die Beobachtung zu Protokoll gegeben, dass Leute, die aus dem Job ausscheiden und einen neuen Job annehmen, in der Regeln seit einiger Zeit deutlich weniger verdienen als zuvor (der interessante Podcast - hier). Diese Beobachtung wird auch durch die Analyse der Arbeitslosenzahlen gestützt. Demnach werden neue Jobs vor allem im Niedriglohnsektor geschaffen. Michael Pento glaubt, dass die Geldschwemme zwangsläufig zu Stagflation und Hyperinflation führen wird (seine Analyse bei KWN – hier).

Mit freier Marktwirtschaft hat die neuerliche Geldschwemme natürlich nichts mehr zu tun: Es handelt sich um pure, ungeschminkte Manipulation. Das Dumme dabei ist, dass die Rechnung, die am Ende die Steuerzahler zu berappen haben werden, nun möglicherweise exponentiell in die Höhe schnellen könnte. Man kann also mit einigem Grund davon sprechen, dass der Offenmarktausschuss seinem Namen keine Ehre gemacht hat – vielmehr wirkt die Mitteilung der Fed (Original – hier) bei nüchterner Analyse wie ein Brief aus der geschlossenen Anstalt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Technologie
Technologie 3D Spark: Ein Hamburger Start-up revolutioniert die Bahnbranche
25.04.2024

Die Schienenfahrzeugindustrie befindet sich in einem grundlegenden Wandel, in dessen Verlauf manuelle Fertigungsprozesse zunehmend...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - das Angebot der Essenskuriere ist kaum noch überschaubar. Wer am Markt letztlich bestehen wird,...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...