Finanzen

Bofinger zu Europa: „Irgendwie müssen wir dieses Ding retten!“

Peter Bofinger, als Wirtschaftsweiser einer der wichtigsten Berater der Kanzlerin, beschreibt Deutschland im Falle eines Zusammenbruchs des Euro als den größten Verlierer. Die Verteilung aller Schulden in Europa sei daher auch im Interesse Deutschlands.
07.12.2012 12:32
Lesezeit: 1 min

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hat eine gleichmäßige Verteilung der Schulden in Europa gefordert. Die Eurozone drohe auseinander zu brechen. Das wäre verheerend für Deutschland: „Irgendwie müssen wir dieses Ding retten“, sagte Bofinger einem Bericht von Bloomberg zufolge.

In einer Wirtschaftsdebatte, die die Sparpolitik gegen eine Politik ausspielt, die gezielt Anreize für Wirtschaftswachstum setzt, könnte die Position Bofingers sich nicht deutlicher von Bundeskanzlerin Merkels unterscheiden. Merkel will sparen und die Staaten der Schuldenkrise durch Reformen zur Verantwortung ziehen. Zumindest ist das die offizielle Position.

Bofinger fordert nun erstmals explizit eine Vergemeinschaftung der Schuldenlast in Europa. Ähnliches hat er jedoch bereits im Interview mit den DWN ankligen lassen (hier). Nach Bofingers Einschätzung müssen die starken Staaten ihren Teil zur Bekämpfung der Krise durch Garantien beitragen. Durch einen gemeinsamen Schuldentilgungsfonds seien die krisengeschüttelten Länder wie Spanien oder Griechenland zu retten, indem sie einfach ihre alten Schulden gegen neue Kredite eintauschten, die von allen Mitgliedstaaten der EU garantiert würden.

Die „Krise ist nicht nur ein Problem individueller Staaten. Sie ist ein systemisches Problem und dieses Problem verlangt nach einer systematischen Lösung“, sagte Paul Welfens vom Europäischen Institut der Universität Wuppertal.

Die Umsetzung eines „Schuldentilgungsfonds“, der einen Umfang von schätzungsweise 2,3 Billionen Euro haben müsste, war für die Kanzlerin bis vor kurzem noch als „vollkommen unmöglich“ bezeichnet worden. Der Vorschlag wurde daher im November vergangenen Jahres abgelehnt.

Stattdessen folgte ein Rettungspaket nach dem anderen für Griechenland, sowie die Bailout-Programme für Irland und Spanien. Schätzungen zufolge wird allein die Griechen-Rettung Deutschland bis zu 93 Milliarden Euro kosten (mehr hier). Bofinger glaubt indes, dass der Vorschlag für eine gemeinsame Umschuldung auf alle EU-Staaten wieder hervorgeholt werden muss.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Börsenausblick 2025: Drohen jetzt heftige Kursbeben?
28.06.2025

Die Sommermonate bringen traditionell Unruhe an den Finanzmärkten. Mit Trump im Weißen Haus steigen die Risiken zusätzlich. Erfahren Sie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden für heiße Luft: Ex-OpenAI-Chefin kassiert ohne Produkt
28.06.2025

Ein Start-up ohne Produkt, eine Gründerin mit OpenAI-Vergangenheit – und Investoren, die Milliarden hinterherwerfen. Der KI-Hype kennt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Social Travel: Hostelworld will Facebook des Reisens werden – mit Milliardenpotenzial
28.06.2025

Hostelworld will nicht länger nur Betten vermitteln, sondern das führende soziale Netzwerk für Alleinreisende werden. Warum der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nvidia-Aktie mit Rekordhoch: Geht die Aufwärtsrally weiter?
27.06.2025

Trotz Handelskrieg und wachsender Konkurrenz feiert die Nvidia-Aktie ein Rekordhoch nach dem anderen. Experten sprechen von einer...

DWN
Politik
Politik Bas überzeugt, Klingbeil verliert Ansehen: SPD-Parteitag bestimmt neues Führungsduo
27.06.2025

Auf dem SPD-Parteitag wurde nicht nur gewählt, sondern auch abgerechnet. Während Bärbel Bas glänzt, kämpft Lars Klingbeil mit einem...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Neobroker Trade Republic: Wie ein Berliner Fintech den Kapitalmarkt für alle geöffnet hat
27.06.2025

Büroräume in Berlin-Kreuzberg, drei Gründer mit einer Vision und eine App, die Europas Sparer an die Börse gebracht hat: Trade Republic...

DWN
Politik
Politik Bundestag stellt Weichen neu: Familiennachzug vorerst gestoppt
27.06.2025

Der Bundestag hat den Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte gestoppt – ein umstrittener Schritt in der deutschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Occidental Petroleum-Aktie: Warren Buffett setzt auf US-Ölgiganten – Risiko oder Chance?
27.06.2025

Warren Buffett stockt seine Beteiligung an der Occidental Petroleum-Aktie weiter auf – während grüne Fonds schließen. DWN zeigt, was...