Politik

Angst vor neuen Parteien: EU zieht Termin zur Europa-Wahl vor

Lesezeit: 1 min
12.03.2013 11:39
Im EU-Parlament wächst die Sorge, dass bei der Wahl 2014 neue Parteien ins Parlament einziehen könnten. Daher wird die Wahl vorverlegt.Offiziell aus Rücksichtnahme auf die Christen in Europa.
Angst vor neuen Parteien: EU zieht Termin zur Europa-Wahl vor

Aktuell:

Papstwahl: Erster Wahlgang gescheitert

Beamte des Europäischen Rates haben beschlossen, das Datum der EU-Wahl im kommenden Jahr vom 5. bis 8. Juni auf den Zeitraum von 22. bis 25. Mai vorzuziehen. Diese Idee stammt ursprünglich aus dem EU-Parlament.

So soll die Wahlbeteiligung erhöht werden, sagte ein EU-Beamter dem EUobserver. „Einige Delegationen hatte zunächst Einwände aufgrund von Bedenken hinsichtlich ihrer nationalen Verfassungen oder weil sie Konflikte mit regionalen Wahlterminen vermeiden wollten. Doch am Ende gab es ein einstimmiges Einverständnis“, sagte der Beamte.

Das wahre Problem scheint woanders zu liegen: Die EU dürfte über Umfragen verfügen, aus denen sie eine weiteres Absinken des Interesses an der EU ableitet. Wenn aber noch weniger Leute zur Wahl gehen, steigen die Chancen für kleine Parteien. Das wollen die großen Fraktionen unbedingt verhindern, weil sie sonst mit einem unberechenbaren Parlament arbeiten müssten. Außerdem hofft die EU, mit jeder Woche, die Newcomer weniger Zeit zur Vorbereitung haben, die administrativen Hürden ein klein wenig höher zu schrauben.

Offiziell argumentiert die sonst so multikulturelle EU mit Pfingsten: Das christliche Pfingstfest fällt im kommenden Jahr auf den 8. Juni, sodass viele Menschen im Urlaub sein und sich nicht an der Wahl teilnehmen könnten. Agnostische Beobachter halten diese Begründung für einen Vorwand. Die geringe Wahlbeteiligung an den EU-Parlamentswahlen liegt nicht an einer Kollision mit dem Heiligen Geist, sondern an dem offenkundigen Un-Geist der ganzen Konstruktion: Schließlich wissen die Bürger bestenfalls, wer aus ihrem Land antritt. In der Regel sind dies abgehalfterte nationale Parlamentarier, die versorgt werden müssen. Wer aber insgesamt in den riesigen Fraktionen sitzt, weiß kein Mensch. Die Bürger haben sich jedoch einen Instinkt für nutzlose Aktionen: Daher verbringen sie einen schönen Sonntag im Frühsommer lieber beim Picknick als bei einer von ihnen nicht zu überblickenden demokratischen Alibi-Übung.

Die Wahlbeteiligung war in den letzten Jahren eine peinliche Angelegenheit für die EU. Im Jahr 1979 lag die Beteiligung noch bei 62 Prozent, doch seitdem ist sie mit jeder Wahl weiter gefallen. Im Jahr 2009 lag sie bei 43 Prozent. In Polen nahmen sogar nur 25 Prozent der Berechtigten an der letzten EU-Wahl teil. Im relativ jungen Litauen waren es gar nur 21 Prozent.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...