Finanzen

EZB: Deutschland soll für faule Kredite in Südeuropa haften

Lesezeit: 2 min
08.05.2013 10:14
Mario Draghi will für europäische Unternehmen den Zugang zu Krediten wieder erleichtern. Kauft die EZB faule Kredite von den Banken ab, könnten diese wieder neue Finanzmittel zur Verfügung stellen. Dies bedeutet allerdings weitere Risiken für die EZB und letztlich für die nationalen Zentralbanken, die dafür haften.
EZB: Deutschland soll für faule Kredite in Südeuropa haften

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die EZB will ein neues Instrument einsetzen, um die Schuldenkrise zu beenden. Faule Kredite sollen den Banken abgekauft werden. Dann hätten diese wieder Geld, um Kredite an Unternehmen zu vergeben. Ein neuer Vorstoß, der wie die Maßnahmen zuvor, zu keiner Lösung führen wird. Vielmehr verschlechtert er die Bilanz der EZB weiter. Und am Ende muss die Bundesbank dafür gerade stehen.

Nach der EZB-Ratssitzung der vergangenen Woche hatte Mario Draghi angekündigt, den europäischen Unternehmen unter die Arme greifen zu wollen. Bisher hat die Geldschwemme überhaupt nicht dazu beigetragen, dass Unternehmen mehr dringend notwendige Kredite erhalten. Im Gegenteil, die Banken nutzten das Geld zum lukrativen Kauf von Staatsanleihen und verschärften ihre Kreditanforderungen sogar (hier).

Die Idee ist nun, den Banken faule Kredite über die EZB abzukaufen, berichtet Die Welt. Dabei handelt es sich umso genannte asset-backed securities (ABS). Eine Mehrheit würde sich im EZB-Rat bereits dafür finden. Damit könnten die Banken in Südeuropa wieder etwas auf die Beine kommen und den Unternehmen Kredite zur Verfügung stellen. Die Anzahl der faulen Kredite in den Bilanzen der europäischen Banken ist in den vergangenen Jahren massiv angestiegen (hier). Platzende Immobilienblasen waren ein Auslöser, die zunehmende Verarmung großer Teile der Bevölkerung in Südeuropa hat diese Entwicklung noch verschärft.

Dies würde jedoch bedeuten, dass die EZB nun die Rolle einer Bad Bank übernimmt. Wie riskant und  unausgegoren dies ist, zeigt sich noch immer bei der zerschlagenen WestLB (hier). Es reicht der EZB scheinbar nicht mehr nur, Schrottanleihen von Ländern wie Zypern als Pseudo-Sicherheiten in die eigene Bilanz aufzunehmen. Nun werden Kredite von Banken aufgekauft, die als faule Kredite gelten, eben weil eine Rückzahlung dieser nahezu ausgeschlossen ist.

Doch angesichts der bereits immens aufgeblasenen EZB-Bilanz scheint dies nun kein wirkliches Problem für Draghi zu sein (hier). Er kennt sich ja dank seiner langjährigen Erfahrung bei Goldman Sachs mit riskanten, undurchsichtigen Finanzprodukten bestens aus. Vielleicht lässt sich daraus ja ein schönes Paket schnüren, mit dem die EZB am Finanzmarkt richtig Geld verdienen könnte. So wie einst die collateralised debt obligations (CDO) in den USA, die mit einem Super-Ranking der Ratingagenturen versehen und anschließend verkauft wurden. Das Ergebnis war die Finanzkrise von 2008.

Sollte dies nicht klappen, stehen dann ja hinter der EZB noch immer die nationalen Zentralbanken. So das beispielsweise die Bundesbank und die Bank of Italy im Endeffekt für die Verluste der EZB wieder haften müssten. Denn diese müssten die EZB dann wieder mit Kapital versorgen. Der Steuerzahler darf sich freuen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
07.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freie Lehrstellen erreichen kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Der Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionsschreck Deutschland: Internationale Investoren meiden deutsche Projekte
07.05.2024

Ausländische Unternehmen haben im vergangenen Jahr immer weniger in Deutschland investiert. Die Anzahl der Projekte ausländischer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten lassen erneut Zinssenkungsfantasie aufkommen
07.05.2024

Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte verbleiben im Spannungsfeld wechselnder Indikatoren hinsichtlich des zukünftigen Zinspfads...

DWN
Politik
Politik Israels Armee nähert sich dem Grenzübergang von Rafah
07.05.2024

Israels Regierung bleibt bei der geplanten umfangreichen Offensive gegen Rafah bestehen, während die Hamas einer Waffenruhe zustimmt -...

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...